Faaker Seebach Schutt wird ausgebaggert
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Chronik

Unwetter: Fast 3.600 Häuser in roter Zone

Angesichts der enormen Schäden, die die Unwetter in Oberkärnten angerichtet haben, drängen sich die Fragen auf, wie Dörfer besser zu schützten sind und wie Gemeinden künftig bei Flächenwidmungen vorgehen sollen. In Kärnten stehen fast 3.600 Häuser in roten Zonen, in denen nicht mehr neu gebaut werden darf.

Sogar fast 11.000 Gebäude liegen in gelben Zonen, in denen also das Bauen nur mit Auflagen möglich ist. Nun soll es eine Neudefintion von Gefahrenzonen geben. Am Rande einer Landtagsenquete zum Thema Raumordnung wurden solche Problemfelder beleuchtet. Katastrophenschutz- und Raumordnungsreferent Daniel Fellner (SPÖ) sagte, in Zukunft solle auch dort nicht mehr gebaut werden dürfen, wo auch nur ein Schaden möglich sei.

Karnburg Blick von Oben
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In Karnburg, direkt an der Glan, wird fleißig weiter gebaut

Zonen müssen genauer ausgewiesen werden

Fellner sagte, er glaube, dass man bei vielen Schadensfällen die Sünden der Vergangenheit sehen könne. „In den 50er-, 60er- und 70er-Jahren ist gewidmet worden, wo der Wunsch nach einer Widmung aufgetaucht ist und das sind Dinge, die in Zukunft nicht mehr passieren dürfen.“

Es benötige nun ein restriktives Umgehen mit Bebauungen in Gefahrenzonen, sagte Fellner. Zudem müssten diese Zonen viel genauer ausgewiesen werden. „Es ist nicht nur dort eine Gefahrenzone, wo ein Bach oder ein Fluss in der Nähe ist. Es ist auch steiles Gelände gefährlich, wie man jetzt bei den jüngsten Ereignissen sieht. Hier braucht es ein rigoroses vorgehen und ich kämpfe um die politische Bereitschaft aller, damit wir da die notwendigen Schritte setzen.“

Faaker See Blick auf Seeufer von Oben
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Hochwasser am Faaker See

Von roten Zonen war vor 100 Jahren keine Rede

Doris Hattenberger, Juristin der Alpen- Adria-Universität Klagenfurt sagte, es könne sein, dass die Gemeinde eine Pflicht treffe, für Sicherheitsmaßnahmen einzustehen, allerdings gehe die Gefahr von der Natur und vom Klimawandel aus. „Ob man da die Gemeinde verantwortlich machen kann, ist schon eine Frage.“

„Nichts ist mehr, wie vor dem Hochwasser Mitte November“, sagte Katharina Gregori von der Finkensteiner Nudelfabrik. Es werde noch Wochen dauern, bis allein das hauseigene E-Werk wieder funktioniere, das schon mehr als 100 Jahre neben dem Faaker Seebach steht. Von roten Zonen war damals noch keine Rede, sagte Gregori. "Aus Erzählungen meines Vaters weiß ich dass es damals nur vor 40 Jahren ein Hochwasser gegeben hat. Dazwischen war nichts. Und jetzt, in denen letzten drei Jahren, wird es immer schlimmer.

Nudelfabrik Gregori
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Die Finkensteiner Nudelfabrik ist vom Hochwasser betroffen

„Bei Gefahr für Mensch und Leben hört der Spass auf“

Dass die Niederschläge extremer werden, das hat sich vor zwei Wochen nicht nur an den Zuflüssen zum Faakersee, sondern auch am See selbst gezeigt. Einen Meter und elf Zentimeter höher stand das Wasser damals. 50 Häuser wurden beschädigt, sagte Christian Poglitsch, der Bürgermeister von Finkenstein.

Es gebe jetzt keine Baubewilligung mehr und das sei auch gut so. „Denn es hat sich gezeigt, wie das mit den Überflutungen ist, wenn man an diesen Gräben und Bächen baut. Und wenn einmal Gefahr für Mensch und leben besteht, dann hört sich der Spass auf“, sagte der Bürgermeister.

Faaker Seebach neben Nudelfabrik
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Der Faaker Seebach direkt an der Nudelfabrik muss ausgebaggert werden

An der Glan wird weiter gebaut

In Karnburg, direkt an der Glan, wird trotz der prekären Situation fleißig weiter gebaut. Der Bürgermeister wollte nicht vor das Mikrofon. Ein Nachbar bestätigte, dass es sogar auf dem Grundstück hinter ihm, bald drei neue Mehrparteienhäuser geben soll.