Für Irmgard Wiery ist ihre kleine Kemenate mit den Karten ein kleines Reich, in dem sie sich auch entspannen könne. „Da fange ich in der Stille an, mit meinen Karten zu kommunizieren und die Karten entstehen hier.“ Für die Karten sammelt sie zahlreiche Fundstücke: „Mein Keller ist angeräumt mit Dingen, die in mein Leben kommen, aus denen versuche ich, etwas zu gestalten.“
Handgefertigte Einzelstücke
Es entstehen Gruß- und Geschenkskarten, allesamt Unikate und alle von Hand mit viel Liebe zum Detail gefertigt: „Die Idee dahinter ist die, dass ich Alltagsgegenstände verarbeite, was mir unterkommt und was ich schön finde. Schon als Kind habe ich Zuckerpapiere gesammelt, weil sie geglitzert haben und besonders waren. Oder auch Stoffreste, Knoblauchnetze, Muscheln, das alles wird auf die Karten genäht.“
Ich versuche, nichts zu kleben und alles zu nähen, um meinem Umweltgedanken auch einzubringen. Es seien auch Blüten oder Blätter auf den Karten. Wenn diese einmal herunterbröseln, brauche man nur am Faden ziehen, um sie zu entsorgen „Meine zweite Idee ist, ich schenke die Karte weiter und habe noch ein Innenblatt und kann etwas Nettes reinschreiben. Wenn die oder der Beschenkte die Karte weitergeben will, dann nimmt sie den Innenteil heraus und gibt die Karte weiter.“
Man will wieder etwas in der Hand halten
Für Freundinnen habe sie ihre ersten Karten im Rahmen einer Ausstellung gefertigt, nun gehe es über Mundpropaganda. Beschenkte kommen und bestellen für eigene Zwecke Karten. „Die Karten wandern in die USA, nach A7ustralien, es kommen Menschen zurück, die erzählen, wohin sie die Karten schicken. Keiner wirft die Karte weg, das taugt mir, die Idee wird weitergetragen.“
Mit den Irmcards widerspricht Wiery dem schnellebigen Trend der knappen Elektroniknachricht. „Jeder, der zu mir kommt und eine besondere Karte für einen besonderen Menschen braucht, zeigt mir, dass es auch im Zeitalter von E-Mail und Internet, wieder zunimmt, etwas zu schenken, das man in der Hand halten und anschauen kann.“
Jede Karte soll ihren Platz finden
Oft dauert es Stunden, bis eine Karte fertig ist. Da werden Blätter gesammelt und gepresst, da sind kleinste Details wichtig. In ihrer Werkstatt vergisst Irmgard Wiery die Zeit, bis sie irgendwann sagen kann: „Jetzt gebe ich sie weiter, jetzt lasse ich sie los.“ Sie hoffe, dass jede Karte ihren Platz findet. Sie seien Teil von ihr selbst und wie sie die Welt sehen. „Das ist ein Stück Zeit zu schenken, so sehe ich das.“