Pflegebedürftige Menschen
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Gesundheit

Experte für mehr Humor in Pflege

Demenz ist eine Erkrankung, die mit zunehmendem Alter der Bevölkerung immer mehr zum Thema wird. Hauptsächlich werden die negativen Seiten beleuchtet, von Humor ist selten die Rede. Für den deutschen Psychiater Rolf Dieter Hirsch macht gemeinsames Lachen den Alltag aber leichter.

Hirsch ist im Verein „Handeln statt Misshandeln“ in Deutschland engagiert. Dem Psychiater ist es ein Anliegen, schwierige Situationen mit einer fröhlichen Gelassenheit sowie spielerisch und humorvoll zu bewältigen. Denn viel zu oft kommt es zu Gewalt und Misshandlungen von Demenzkranken: „Gewalt reicht von Misshandlung über Anschreien bis zu Entblößen oder Demütigen, das kommt jeden Tag vor. Das Schlimmste sind Gedankenlosigkeit und Gleichgültigkeit.“

Nicht denselben Bezug zur Realität

Viele glauben, sie müssen einen Menschen mit Demenz an die Realität gewöhnen. Warum müsse man das, fragt sich Hirsch. „Ein Mensch mit Demenz kann das nicht mehr.“ Die Realität Demenzkranker ist eine andere. Deshalb gehe es in erster Linie darum, ihre Lebensqualität zu verbessern. Warum müssen sie zu bestimmten Zeiten essen, das gehe in einer oder zwei Stunden auch, oder man esse gemeinsam. Oder warum müsse ein Demenzkranker partout jetzt etwas trinken, so Hirsch.

Man könnte ja anbieten, gemeinsam einen Kaffee zu trinken, es gehe hier um die Art der Kommunikation. „In der Altenpflege ist diese Kommunikation durchaus schon üblich geworden.“

„In seine Welt eintauchen“

Ein Miteinander auf Augenhöhe und in schwierigen Situation gemeinsam lachen: „Ich muss die Komik der Situation mitbekommen, dann löst sich Vieles auf, wir lachen miteinander. Ich muss meine Haltung verändern, ich muss in seine Welt eintauchen und in seine Fantasie. Man hat miteinander Spaß, zuerst braucht man aber eine freundliche, fröhliche Beziehung.“

Begegnet man schwierigen Situationen mit Humor, steigere das die Lebensqualität, so Hirsch. Wenn etwas danebengeht, soll man nicht schimpfen, denn dann reagieren Menschen mit Demenz auf den Ton und denken, etwas Schlimmes ist passiert.

Oft haben Pflegende wenig Humor

Menschen mit Demenz haben sehr viel Humor, so der Psychiater. Das Problem dabei sei aber, dass viele, die mit ihnen arbeiten, wenig Humor oder sogar Angst davor haben. So können Demenzkranke ihre Lebendigkeit nicht zeigen.

Rolf Hirsch geht es also vor allem um einen anderen Blickwinkel. „Miteinander Lieder singen, tanzen, denn viele können tanzen. Man muss sie nur lassen.“ Nur so entsteht aus Unvollkommenheit Heiterkeit: „Dass man in der Früh fragt, was gut an der Nacht war, nicht nur das Negative sehen. Wir müssen viel mehr dafür tun, die Einrichtungen zu verändern. Man muss sie menschlicher gestalten, Jung und Alt, Tiere und Tanz, das gehört zusammen.“