Peter Handke
APA/WOLFGANG HUBER-LANG
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Kultur

Handke brach wieder Interview ab

Am 10. Dezember wird dem Kärntner Schriftsteller Peter Handke der Liternaturnobelpreis verliehen. Seine Rede für Stockholm sei bereits fertig und abgegeben, sagte er in einem Interview mit der APA. Angesprochen auf seine Rede in Jugoslawien brach er das Interview am Donnerstag ab.

In seiner Rede, die er in Stockholm hält, wird Handke aus seinem 1982 uraufgeführten dramatischen Gedicht „Über die Dörfer“ zitieren sowie eine Andeutung jener „zwei, drei Geschichten, die mir vielleicht noch vergönnt sein werden“, geben. Diese werden von Familie handeln, sagte er. „Ich nenne mich immer Familienmensch. Das ist natürlich auch ein frommer oder herzlicher Wunsch, aber mein ganzes Träumen geht eigentlich nur um Familie. Es geht dabei aber auch um die Toten. Die Toten der Familie werden mich bis zu meinem eigenen Hinscheiden auf den Weg bringen und auf dem Weg bleiben lassen. Für alles, was ich noch vorhabe. Und ich hab schon noch einiges vor.“

Peter Handke und Bürgermeister Josef Müller
ORF
Auch bei seinem Besuch in seiner Heimatgemeinde Griffen brach Handke ein ORF-Interview ab

Nobelpreis sei Zusatzlicht auf sein Schaffen

Handke hatte davon gesprochen, der Nobelpreis werfe ein willkommenes „Zusatzlicht“ auf sein Schaffen. Die Schatten, die durch die wieder aufgeflammte Diskussion über seine Haltung zum Jugoslawien-Krieg entstanden sind, seien vorübergehend, glaubt der Dichter: „Ich bin kein Prophet, aber die Schatten werden nicht bleiben. So war es ja auch immer mit den anderen Sachen, dem Ibsen-Preis, dem Heine-Preis. Danach war so eine seltsame Periode, als ob nie etwas geschehen wäre. Ich wurde dort und dort Ehrenbürger, ich habe die Goldene Nadel von Kärnten bekommen, ich wurde überall eingeladen. Es war, als ob nichts passiert wäre. Und es ist ja auch nichts passiert, in dem Sinn.“

Peter Handke umringt von Journalisten
ORF
Peter Handke umringt von Journalisten, nachdem bekanntwurde, dass ihm der Literaturnobelpreis verliehen wird

Anders als diese Diskussionen werden seine Aufsätze, Essays, Reiseberichte, Reflexionen und Erzählungen zu Jugoslawien Bestand haben, ist sich der Nobelpreisträger sicher: „Wenn irgendetwas bestehen bleiben wird von Geschriebenem zu diesen vom Westen verantworteten Kriegen – im Westen sind die Hauptschuldigen –, wenn da irgendwas bleiben wird, dann werden das meine Sachen sein.“ Diese Texte müssten gelesen werden „im Rhythmus meiner anderen Sachen. Ich wünsche mir, dass man das darf und nicht sofort geschmäht oder als Irrwitziger angesehen wird, wenn ein Mensch wie ich versucht, mit Sprache, mit Rhythmus Relationen zu setzen. Das ist Literatur.“

Gespräch abrupt beendet

Für Handke ist das Thema abgehakt. „Ich habe es ein bisschen satt, darüber zu reden, denn es gibt für mich im Grunde nichts zu sagen. Ich werde aber agieren ab und zu. Ich stelle mir einiges vor, was ich machen könnte – das werden Sie vielleicht noch erleben. Nichts Böses. Vielleicht, dass mir eine Idee von Versöhnlichkeit kommt. Eine Idee der Wirklichkeit.“ Fragen nach klärenden Worten gegenüber jenen Menschen, die er mit öffentlichen Äußerungen verletzt habe, sind für Handke – zumal in seinem eigenen Haus in Chaville – allerdings ebenso wenig zulässig wie die nach seinem 1999 ausgestellten jugoslawischen Reisepass. Weitere Fragen bleiben offen. Denn Handke beendete das Gespräch abrupt.