Der Bezirkseinsatzstab der Feuerwehr in Spittal/Drau, der auch die Hubschrauberflüge während der Unwetter im Bezirk koordiniert, bekam Mittwochfrüh die Meldung, dass ein Kleinkind, das mit seiner Mama in Mallnitz zu Besuch war und wegen der seit Tagen verschütteten Bundesstraße nicht ins Tal gelangen konnte, dringend Medikamente benötige. Diese seien aber nur in Villach vorrätig.
Gegen 9.35 Uhr wurde daher ein Hubschrauber des Bundesministeriums für Inneres nach Mallnitz geschickt, um die Mutter, den zweijährigen Luis und den Kinderwagen aufzunehmen. Sie wurden nach Spittal/Drau gebracht. Am Landeplatz des Flugdienstes des Landesfeuerwehrverbandes in Spittal konnte der Vater seine Frau und ihren gemeinsamen Sohn übernehmen. Er brachte beide nach Villach, um die Medikamente zu holen.

Mallnitz ist nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten. Weder auf der Straße noch auf der Schiene ist der rund 800 Einwohner zählende Ort auf mehr als 1.000 Meter Seehöhe erreichbar.
Bürgermeister Günther Novak hofft, dass das Gebiet am Mittwoch mit dem Hubschrauber überflogen werden kann. Wenn der Geologe sein OK für das Öffnen der Straße gibt könne die Sperre auch tatsächlich wieder aufgehoben werden: „Wir hoffen, dass es so schnell wie möglich geht, dass die Leute und die Schüler wieder rauskommen.“
Lebenmittellieferung per Hubschrauber
Schon seit Wochenbeginn sind die Lebensmittel im Ort knapp. Am Dienstag brachte der Black-Hawk-Hubschrauber des Bundesheeres Nachschub.
Lydia Egger vom Billa-Geschäft sagte, die Milch war schon am Montag ausgegangen, genauso wie Eier, Kartoffel und Karotten. Die Kunden seien sehr froh gewesen, dass das Geschäft trotz des Zivilschutzalarms offen gewesen sei. „Sie haben das gut angenommen und sind schon wieder ausverkauft.“
Heiligenblut: Lage sorte für beklemmende Gefühle
Ähnlich war die Lage in Heiligenblut, wo die Sperre mittlerweile aufgehoben werden konnte. Maria Pichler vom Adeg-Geschäft sage, die Bevölkerung habe aufgeatmet und erfreue sich der „wunderschönen Winterlandschaft“: „Wenn man nicht dahinter schaut, ist es wirklich wunderschön. Die Hauptstraße ist frei. Die Nebenstraßen und vor allem die Straßen zu den Bauernhöfen, die weiter oben liegen, seien weiterhin gesperrt und gefährlich zu befahren. Für die Ortsbewohner sei es beklemmend gewesen, tagelang von der Außenwelt abgeschnitten zu sein.
Auch in Heiligenblut musste in der Nacht auf Dienstag das Team des ÖAMTC-Rettungshubschraubers einen drei Jahre alten Buben mit Blinddarmdurchbruch ins Klinikum Klagenfurt bringen. Der Pilot war bei diesem Einsatz mit Nachtsichtbrille unterwegs.
BH: Vielerorts drohen weitere Hangrutschungen
Viele andere Siedlungen und Gehöfte im Mölltal müssen weiterhin bangen. Wegen der labilen Lage könnten jederzeit Hänge abrutschen und zur Lebensgefahr für Einsatzkräfte und Bewohner werden. Mittwochvormittag tagte der Krisenstab im Bezirk Spittal, Geologen sind mit dem Hubschrauber und zum Teil zu Fuß unterwegs um die Lage einzuschätzen, ob Straßen freigegeben werden können, oder ob auch Gehöfte und evakuiert werden müssen, sagt Bezirkshauptmann Klaus Brandner: „Der Ortstteil Nörenach in der Gemeinde Dellach ist betroffen. Es wird daran gearbeitet, in Apriach die Straße frei zu machen, genauso wie knapp nach Heiligenblut. An der Mallnitzer Bundesstraße arbeiten die Pioniere. Auch der Maltaberg ist ein kleiner ‚Hotspot‘.“
Von Entspannung will Brandner noch nicht reden, allerdings gebe es Verschnaufpausen, um Kraft für neue Einsätze zu sammlen.
Bund sichert Geld aus Katastrophenfonds zu
Angesichts der schweren Unwetter fordert die FPÖ eine vereinfachten Zugang für Mittel aus dem Topf des Nothilfswerkes. Es sei zwar zu begrüßen, dass Landes-Katastrophenschutzreferent Daniel Fellner von der SPÖ 1.000 bis 5.000 Euro Soforthilfe pro Betroffenem zugesagt habe. Aber: Bis Mittel aus dem Nothilfswerk ausbezahlt werden, würde es im Schnitt mehr als eineinhalb Jahre dauern, kritisierte FPÖ-Obmann Gernot Darmann.
Für die Unwettergeschädigten kündigte die Bundesregierung indes am Mittwoch schnelle und unbürokratische Hilfe an. Für die betroffenen Regionen werde es finanzielle Mittel aus dem Katastrophenfonds des Bundes geben. Das sagten Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und Finanzminister Eduard Müller nach dem Ministerrat.