Die Villacher Pioniere helfen bei den Aufräumarbeiten in Mallnitz
ORF/Mursteiner
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Chronik

Nach Unwettern: Lage angespannt

In Oberkärnten gehen am Dienstag nach den heftigen Niederschlägen der vergangenen Tage die Aufräumarbeiten weiter. Nach wie vor sind viele Ortschaften im oberen Mölltal und Drautal wegen Lawinengefahr und Vermurungen nicht erreichbar. Auch an der Gurk ist die Lage angespannt.

Aufgrund der angespannten Wettersituation ist weiterhin vor allem in Oberkärnten jederzeit wieder mit Murenabgängen zu rechnen. In der Nacht auf Dienstag begann es wieder zu regnen und zu schneien. Deswegen kontrollierten die Feuerwehren in der Nacht wieder zahlreiche Flüsse und Bäche regelmäßig, um im Erstfall schnell reagieren zu können.

Zivilschutzalarme aufrecht

Aktuell sieht es im Mölltal so aus, dass es in der Nacht auf Dienstag zwar geschneit hat, es waren jedoch keine allzu großen Mengen. Die Lage veränderte sich seit Montagabend kaum, nach wie vor gilt in vier Gemeinden Zivilschutzalarm – mehr dazu in Krisenstab hebt Zivilschutzwarnung auf. In vielen Gemeinden Oberkärntens bleiben Verbindungsstraßen gesperrt und das bedeutet auch erschwerte Bedingungen bei medizinischen Notfällen. Wie schnell das zum Problem werden kann, zeigte das Beispiel eines drei Jahre alten Kindes im tief verschneiten Heiligenblut.

Zerstörung in Teuchl
Sonja Berger
Zahlreiche Muren sorgten für Chaos, jetzt beginnt das Aufräumen

Kind mit Hubschrauber gerettet

Beim drei Jahre alten Rafael wurde von einer Hausärztin ein Blinddarmdurchbruch diagnostiziert. Feuerwehrleute mussten am späten Montagabend alles für die Landung des ÖAMTC-Rettungshubschraubers „C11“ aus Klagenfurt vorbereiten. Die Apriacher Landesstraße wurde gesperrt und vom Schnee freigemacht. „Die Feuerwehr hat auf einer kleinen Kreuzung den Schnee weggeräumt. Sie sind mit Blaulicht dort gestanden, damit wir den Einsatzort gleich finden. Der Feuerwehrkommandant hat auch die Äste abschneiden lassen, die auf die Straße hängten. Da wir mit Nachtsichtgerät gelandet sind, wies die Feuerwehr die Autofahrer an, die Lichter auszuschalten, weil die stören“, so Pilot Michael Umschaden.

Alles ging gut und das Kind konnte gegen 21.30 Uhr im Klinikum Klagenfurt den Ärzten übergeben werden. Laut dem Krankenhaus soll es dem Buben gut gehen, sein Zustand sei stabil. Dieser Vorfall zeigt, dass, selbst wenn Häuser teilweise nicht mehr erreichbar sind, die Rettungskette einwandfrei funktioniert – mehr dazu in Auch Rotes Kreuz im Dauereinsatz.

Murengefahr weiterhin hoch

Dienstagfrüh traf sich auch der Krisenstab wieder zu einer Sitzung, hier wurde entschieden, wie es weitergeht. „Die Aufräumarbeiten fangen bei uns wieder um 7.00 Uhr an. Dann fängt auch der Bezirkskrisenstab wieder an zu tagen und wir werden die neuesten Informationen aus dem Bezirk Spittal bekommen“, so Bezirksfeuerwehrkommandant und Bürgermeister von Flattach Kurt Schober.

Die Gefahr von Murenabgängen ist nach wie vor hoch. „Wir müssen die Wetterlage abwarten, bis wir die ersten Erkundungsfahrten machen können. Das Innenministerium und das Bundesheer hat Erkundungsflüge bzw. Evakuierungsflüge durchgeführt. Diese Flüge haben auch ergeben, dass es schon weniger Verklausungen bei Bächen gibt. Teilweise sind die Wildbäche ziemlich voll. In vielen Feldern gibt es regelrechte Krater von den Muren. Der Boden ist sehr aufgeweicht und instabil“, so Schober.

Prioritäten bei den Aufräumarbeiten

Bei den Aufräumarbeiten müssen die Einsatzkräfte Prioritäten setzen, so Schober. „Wir haben am Montag mit der Räumung eines verschlammten Wohnhauses begonnen. Am Dienstag sind weitere Häuser an der Reihe. Es sind vier Häuser, die ziemlich vermurt sind. Je nach Prioritäten werden, von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich, die Häuser, Bäche und die Vermurungen bearbeitet. Je nach Wetterlage, wie man da ohne Gefahr dazukommt“, so Schober.

Schneefräsen angefordert

In der Nacht auf Dienstag gab es zumindest keine neuen Murenabgänge, die Aufräumarbeiten werden aber noch länger dauern. "Es wurde schon sehr viel abgearbeitet. Einige Baustellen haben wir aber noch offen. Am Dienstag haben Versorgungsflüge Priorität. Der Geologe und die Wildbachverbauung werden wieder auf Erkundungsflüge gehen. Es werden auch die Straßen geräumt. Wir haben Schneefräsen angefordert.

Mure Bad Kleinkirchheim
APA/GERT EGGENBERGER
In Bad Kleinkirchheim wurde ein Haus von einer Mure getroffen, ein 80 Jahre alter Mann starb

Bundesheer rückt an

Trotz der Aufräumarbeiten wird das obere Mölltal die nächsten drei Tage nicht befahrbar sein. Viele Schulen bleiben auch am Dienstag aus Sicherheitsgründen geschlossen – mehr dazu in Mehrere Schulen bleiben Dienstag zu. Am Dienstag rückt auch das Bundesheer an und zwar mit schwerem Gerät, sagt Walter Egger vom Bezirksfeuerwehrkommando Spittal. „Ein Zug der Pioniere aus Villach kommt herauf und wird sich von Obervellach in Richtung Mallnitz vorarbeiten. Sie kommen mit schwerem Gerät, Motorsägen etc.“

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Die Villacher Pioniere helfen bei den Aufräumarbeiten in Mallnitz
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Das Pionierbataillon ist mit 20 Soldaten im Bereich von Mallnitz und Obervellach im Einsatz
Die Villacher Pioniere helfen bei den Aufräumarbeiten in Mallnitz
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Die Pioniere des Pionierbataillons Villach helfen bei den Aufräumarbeiten im Bereich von Mallnitz und Obervellach
Die Villacher Pioniere helfen bei den Aufräumarbeiten in Mallnitz
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Die Pioniere des Pionierbataillons Villach helfen bei den Aufräumarbeiten im Bereich von Mallnitz und Obervellach
Die Villacher Pioniere helfen bei den Aufräumarbeiten in Mallnitz
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Die Verbindungsstraße zwischen Obervellach und Mallnitz wurden bei den Unwettern verlegt
Die Villacher Pioniere helfen bei den Aufräumarbeiten in Mallnitz
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Die Pioniere des Pionierbataillons Villach helfen bei den Aufräumarbeiten in Mallnitz

Das Villacher Pionierbataillon ist derzeit mit rund 20 Kräften im Einsatz, sagt Markus Jansche. „Geröllmassen und umgestürzte Bäume haben die Mölltal Straße verlegt. Die Schwierigkeit ist eben der anhaltende Dauerregen bzw. dass durchtränkte Geländeteile weiter abzurutschen drohen.“ Die Pioniere werden in den nächsten Tagen an dem knapp acht Kilometer langen Streckenabschnitt in Richtung Mallnitz zu tun haben. „Mallnitz ist derzeit nur über den Luftweg zu erreichen. Es stehen Hubschrauber des Bundesheeres und des Innenministeriums für Versorgungsflüge zur Verfügung“, so Jansche. Die Pioniere sollen sich weiter bis Heiligenblut durcharbeiten.

Obwohl die Verbindungsstraße nach Obervellach also nach wie vor gesperrt ist, wurde der Zivilschutzalarm für Mallnitz Dienstagvormittag aufgehoben. „Es ist wichtig, dass der Alarm jetzt aufgehoben wurde, dass die Leute sich jetzt wieder frei bewegen können. Wir haben wieder für ärztliche Versorgung gesorgt und Medikamente werden ausgegeben. Die Täler sind zum Großteil noch gesperrt, teilweise öffnen wir sie schon. Wir hoffen, dass die Verbindungsstraße am Dienstag oder Mittwoch wieder einspurig befahrbar ist“, sagt Bürgermeister Günther Novak.

Berg im Drautal: Leeres Hotel evakuiert

In der Gemeinde Berg im Drautal ist der Zivilschutzalarm weiterhin aufrecht. Wegen der enormen Niederschläge der vergangenen Tage sind viele Muren abgegangen. Nach wie vor drohen Hänge abzurutschen, auch ein Hotel ist gefährdet. „Wir haben Evakuierungen aus Sicherheitsgründen, die größte davon ist das Hotel Sunshine, wo die Gefahr ist, dass es zu einem Hangrutsch kommen kann. Das Hotel ist zwar zu, aber es wurde evakuiert“, so Bürgermeister Wolfgang Krenn.

Die Einsatzkräfte sind derzeit rund um die Uhr im Einsatz. Jetzt soll ein Geologe die Lage einschätzen. "Der Boden hat so viel Wasser aufgesaugt, dass wir nicht wissen, wie genau die Lage ist. Es ist schwer einzuschätzen, wo der nächste Hang ins rutschen kommt. Auf der Emberger Alm sind zwei Höfe von der Außenwelt abgeschnitten. „Die beiden Gasthäuser sind momentan nicht erreichbar. Sie haben aber derzeit genug Nahrungsmittel“, so Krenn.

Stromversorgung wird hergestellt

Es wird auch weiterhin versucht, die Stromversorgung wiederherzustellen. In der Nacht auf Montag waren noch 1.400 Haushalte in Kärnten ohne Strom. Aktuell sind laut Robert Schmaranz von der Kelag vor allem im Mölltal und im Lesachtal, noch 500 Haushalte ohne Strom. Dazugekommen seien jetzt auch Störungen entlang der Gurk, am Krappfeld. Nach wie vor sei es schwer, in den lawinengefährdeten Gebieten zu den Störstellen zu gelangen, sagt Schmaranz, und bittet die betroffenen Kelag-Kunden um Verständnis.

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In Weitensfeld hat sich die Gurk ein neues Bachbett geschaffen
BFK08
In Weitensfeld hat sich die Gurk ein neues Bachbett geschaffen
Der Pegelstand der Gurk ist deutlich gesunken
BFK08
Der Pegelstand der Gurk ist deutlich gesunken
In Gurk/Sandboden haben die Dämme gehalten
BFK08
In Gurk/Sandboden haben die Dämme gehalten
In Straßburg ist der mobile Hochwasserschutz wieder frei vom Wasser
BFK08
In Straßburg ist der mobile Hochwasserschutz wieder frei vom Wasser
Der Alexejew-Hof in Gurk ist fast frei vom Wasser
BFK08
Der Alexejew-Hof in Gurk ist fast frei vom Wasser

Lage an der Gurk angespannt

Auch im Gurktal bleibt die Situation angespannt. Die Gurk führt ja ein 30-jährliches Hochwasser. „Die Dämme haben wir ganz gut im Griff. Sie wurden am Montag gut abgedichtet. Am Abend entspannte sich der Pegel ein bisschen. Nachdem es aber wieder zu regnen begonnen hat, denke ich, dass es wieder ein wenig ansteigen wird. Wir werden im Krisenstab weiter beraten, welche Maßnahmen wir umsetzen müssen. Derzeit ist sichergestellt, dass die Dämme halten und die Gurk nicht noch weiter übertreten kann“, so die Bezirkshauptfrau von St. Veit Claudia Egger-Grillitsch.

Dienstagmittag gab der Bezirkskrisenstab bekannt, dass die Bewohner im Gurker Ortsteil Sandboden wieder in ihre Häuser dürfen. „Die Sicherheit für die Menschen ist gegeben. Ab sofort können alle in ihr Zuhause zurück“, so Egger-Grillitsch.

30-jährliches Hochwasser

Der Hochwasserschwerpunkt verlagerte sich aktuell nach Brückl. „Am Montag ist einige Stunden verspätet die Welle auch nach Brückl gekommen. Der Hochwasserschutzbau hat das im Wesentlichen gehalten. Es war ein Haus überflutet. Die Feuerwehren haben das gut im Griff gehabt.“ Durch die aktuellen Regenfälle könnte es aber wieder zu einer Verschärfung der Lage kommen.

„Wenn die Regenfälle in den Nockbergen zunehmen, dann wird einige Stunden später die Gurk noch höheres Wasser führen. Das könnte wieder zum Problem werden. Wir haben bisher bis zu 109 Kubikmeter pro Sekunde gehabt, das ist ein 30-jährliches Hochwasser. Das haben wir noch nie gehabt, dass die Ortschaft Sandboden in der Weise überschwemmt war. Teilweise ist jetzt auch das Problem, dass das Grundwasser in die Höhe kommt“, so Egger-Grillitsch.

Brückl: Menschen können zurück in Häuser

Laut Andreas Nuart, dem Kommandanten von Brückl, ging der Pegelstand in den letzten Stunden um zehn Zentimeter zurück. Tausend Sandsäcke wurden im ganzen Gemeindegebiet verteilt, um Gebäude zu schützen. Menschen in der Umgebung der Gurk konnten wieder zurück in ihre Häuser.

Einige Feuerwehrleute würden beim Bauhof, bei der Donauchemie oder im Kettenwerk arbeiten. Diese Betriebe seien sehr feuerwehrfreudliche Betriebe und würden meistens frei geben. Andere müssen Zeitausgleich oder Urlaub nehmen. Da es sich jedoch um ein Großschadensereignis handle könne man mit der Landesregierung verhandelt, so Nuart.

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Hochwasser Grafenstein
Mario Deutschmann
Überschwemmungen Grafenstein
Überschwemmung Grafenstein
Mario Deutschmann
Überschwemmung Grafenstein
Überschwemmung Grafenstein
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Überschwemmung Grafenstein
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Überschwemmung Grafenstein
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Mario Deutschmann
Überschwemmungen Grafenstein
Überschwemmung Grafenstein
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Überschwemmungen Grafenstein

Lavamünd: Leichte Entspannung

Insbesondere was die Pegelstände bei der Drau und weiteren Gewässern angeht, kann von einer leichten Entspannung gesprochen werden, so der Katastrophenbeauftragte des Landes Markus Hudobnik. „Die Gemeinde wird weiterhin mit den Einsatzkräften das Kraftwerk Lavamünd beobachten. Die gegenwärtige Durchflussmenge liegt unter 1.000 Kubikmeter die Sekunde. Somit entspannt sich auch die Lage in Slowenien.“