Hochwasserschutz in Lavamünd entlang der Drau
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Lavamünd: Stausee weiter abgelassen

Ein neuerliches Jahrhundert-Hochwasser an Drau und Lavant wird befürchtet. In Lavamünd wird an Schutzmaßnahmen gearbeitet. Der Völkermarkter Stausee wurde weiter abgelassen. Die Schätzung der Durchflussmenge der Drau im Ort musste am Abend nach oben korrigiert werden.

Die Katastrophe „Vaia“ richtete im Vorjahr einen großen Schaden an Waldflächen an. Dadurch sind nicht mehr viele Schutzwälder vorhanden. Es gibt viele freie Flächen. „Der enorme Schneefall der vergangenen Tage hat natürlich da und dort an diesen Flächen Abrisse ergeben, sogenannte Schneemäuler. Wenn es in diese Schneemäuler hineinregnet oder noch mehr Schnee darauf fällt, ist es teilweise durch den Regen sehr durchfeuchtet und dann kann die Lawinengefahr steigen, auf Straßen oder auch auf Siedlungsgebiete“, so der Katastrophenschutzbeauftragte des Landes Markus Hudobnik.

Hochwasserschutz in Lavamünd entlang der Drau
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Prognose für kommende Woche noch nicht möglich

Die kritischsten Stunden sieht er am Sonntag bis zu Mittag. "Da werden wir sehen, welchen Zufluss wir in Lavamünd bekommen. Im Vergleich zu den Hochwässern 2012 und 2018 sind die prognostizierten Durchflussmengen laut dem Katastrophenschutzbeauftragten geringer.

Um 10.00 Uhr gibt es eine Sitzung des Krisenstabes, bei der die Prognosen der ZAMG mit den hydrografischen Prognosen abgeglichen werden. Dabei werden auch die Zuflüsse in Lavamünd berechnet. Wir hoffen, dass eine Entspannung nach Montag erfolgen wird, wenn der Niederschlag weniger wird", so Hudobnik. Wie es dann von Dienstag auf Mittwoch weitergeht, sei aus seiner Sicht noch verfrüht zu sagen. Man werde am Sonntag mit allen Experten gemeinsam eine Risikoanalyse machen.

Bereits am Freitag wurde die Sicherheitsabsenkung des Verbunds bei den Stauseen in Rossegg, in Feistritz im Rosental und auch beim Völkermarkter Stausee laut Sprecher Robert Zechner abgeschlossen. „Aufgrund der Situation in Lavamünd, wo der Hochwasserschutz in der Fertigstellung ist, haben wir in Abstimmung mit dem Landeskrisenstab beschlossen, den Völkermarkter Stausee drauaufwärts von Lavamünd, wie im Vorjahr als Sicherheitspuffer zu verwenden. Das heißt, wir werden, wenn im Laufe des Sonntags eine Hochwasserwelle in der unteren Drau ankommt, versuchen die Hochwasserspitze dort abzufangen, um Lavamünd zu schützen“.

Verbund-Kraftwerk in Lavamünd
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Ufer am Völkermarkter Stausee werden kontrolliert

Am Samstag wurde gegen Mittag begonnen, den bereits um eineinhalb Meter abgesenkten Völkermarkter Stausee weiter abzusenken. „Das geschieht aber ganz langsam, um nicht allzu viel Wasser abzugeben, mit zehn Zentimetern pro Stunde. In der Nacht auf Sonntag wurden die drei Meter unter Normalniveau erreicht. Es kam Samstagnachmittag der Auftrag vom Krisenstab den Stausee möglichst weit zu entleeren, um einen möglichst großen Puffer zu schaffen. Im Laufe des Sonntagvormittages beziehungsweise bis die Hochwasserwelle eintrifft, wird der Stausee weiter abgelassen“, so Zechner.

Die Wasserkraftwerke an Österreichs Flüssen seien laut dem Verbund-Sprecher nicht Hochwasserrückhaltebecken vorgesehen. „Das heißt, es ist eine ganz besondere Maßnahme, die sich bereits im Vorjahr an der Anlage Edling bewährt hat, die ja den gesamten Völkermarkter Stausee, mit einer Länge von 24 Kilometern steuern kann. Hier müssen wir hier versuchen, den Abstau so vorzunehmen, dass wir an beiden Uferseiten die Böschungen kontrollieren, weil die Uferdämme dafür ausgelegt sind, dass ein Wasserdruck eines gefüllten Sees auf sie wirken und nicht wie aktuell ein Abstau über drei Meter hinaus“. Aktuell fehle der Gegendruck. Daher müsse alles ganz genau kontrolliert werden.

Alle Draukraftwerke besetzt

In der Nacht auf Sonntag waren Mitarbeiter des Verbunds unterwegs, um die Böschungen zu kontrollieren. Im Vorjahr beim Sturmtief Vaia habe das sehr gut funktioniert. „Wir können natürlich Hochwasserspitzen abfangen, aber dadurch füllt sich der Stausee wieder sehr rasch. Diese Pufferfunktion könne wir aber nur für weniger Stunden aufrechterhalten und dann würde das Hochwasser wieder eins zu eins Richtung Lavamünd rinnen“, so der Verbund Sprecher.

Eine Prognose sei laut Zechner genauso schwierig abzugeben wie im Jahr 2012, als Lavamünd Opfer des Hochwassers wurde. "Diesmal ist die Schwierigkeit abzuschätzen, wie viel Niederschlag als Schnee fällt, wie viel als Regen auf die Schneedecke trifft und wie viel dieses Schnees dann wieder in die Flüsse und Bäche rinnt und dann in der Drau und landet. Alle zehn Draukraftwerke seien seit Samstagvormittag besetzt. Man sei laut Zechner wachsam und bereit.

Prognosen erhöht, aber unter 2012

Der Hydrografische Dienst des Landes veröffentliche eine Hochwasserwarnung vor allem für die Gebiete an der unteren Drau, Gurk, Glan und Vellach sowie an der Gail, Möll und Lieser. Die Prognosen seien schlimmer als erwartet, sagte der Bezirkshauptmann von Wolfsberg, Georg Fejan, am Abend.

Treten sie tatsächlich ein, würde Lavamünd neuerlich überschwemmt. Er rechnet mit den höchsten Durchflussmengen erst in der Nacht von Sonntag auf Montag: „Summiert bedeuten die zusätzlichen Niederschläge – speziell in Oberkärnten – dass sich die Prognose hinsichtlich des Hochwasserabflusses massiv erhöht hat“ – von 1.500 Kubikmetern am Freitag auf zunächst 1.940 Meter. Nachdem der Krisentstab zum zweiten Mal getagt hatte wurde die Abflussmenge auf 2.100 Kubikmeter pro Sekunde erhöht. Im Vergleich zum Hochwasser im Jahr 2012 mit 2700 und zum Unwettertief Vaia im Vorjahr mit 2900 Kubikmetern liegt man laut dem Katastrophenschutzbeauftragten Markus Hudobnik heuer aber deutlich darunter.

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Flugaufnahme Verbund Kraftwerk Lavamünd
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Flugaufnahme Verbund Kraftwerk Lavamünd
Flugaufnahme Verbund Kraftwerk Lavamünd
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Flugaufnahme Verbund Kraftwerk Lavamünd
Feuerwehrmänner befüllen Sandsäcke zum Hochwasserschutz
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Feuerwehrmänner befüllen Sandsäcke zum Hochwasserschutz
Feuerwehrmänner ziehen Stapler mit befüllten Sandsäcken
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Feuerwehrmänner ziehen Stapler mit befüllten Sandsäcken
Feuerwehrmann zieht Stapler mit befüllten Sandsäcken
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Feuerwehrmann zieht Stapler mit befüllten Sandsäcken
Errichtung von Hochwasserschutz in Lavamünd
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Errichtung von Hochwasserschutz in Lavamünd
Verbund-Kraftwerk in Lavamünd
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Verbund-Kraftwerk in Lavamünd mit Drau-Fluss mit erhöhtem Pegelstand
Lagebesprechung der Feuerwehr Ettendorf
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Lagebesprechung der Feuerwehr Ettendorf
Hochwasserschutz in Lavamünd entlang der Drau
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Hochwasserschutz in Lavamünd entlang der Drau

Stauraum Edling wird weiter abgelassen

Da der Hochwasserschutz entlang der Drau zwar im Bau ist, aber erst in vier Jahren fertig sein wird, begann der Verbund Samstagvormittag damit, den Völkermarkter Stausee auf ein Staumaß von bis zu drei Meter abzusenken. Dieses werde gegen Mitternacht erreicht. Danach müsse der Bezirkshauptmann Gert Klösch einen Bescheid erlassen, der eine weitere Absenkung auf vier Meter vorsehe.

Der 24 Kilometer lange See dient als Hochwasserrückhaltebecken und soll eine Flutwelle, wie es sie vor sieben Jahren beim Jahrhunderthochwasser gab, verhindern, sagte Verbund-Sprecher Robert Zechner.

Landesalarm und Warnzentrale Klagenfurt
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Die Landesalarm- und Warnzentrale (LAWZ)

Zum weiteren Schutz der Gebäude brachten Anrainer und Feuerwehren in Lavamünd Sandsäcke auf; auch mobile Hochwasserschutzeinrichtungen wurden aufgestellt.

Enger Kontakt zu Slowenien

Der Krisenstab legte am Samstagvormittag den Einsatzschwerpunkt auf die Nacht auf Montag, so Markus Hudobnik, der Katastrophenschutzbeauftragte des Landes. Am Nachmittag wurde in einer kleineren Expertenrunde anhand der aktuellen Wetterdaten erneut Berechnungen durchgeführt.

Es wurde auch der Zivilschutzverband in Slowenien verständigt. Die errechneten Spitzenabflussmengen der Drau könnten dort zu großen Schäden führen. Die Vorlaufzeit müssen genutzt werden, um auch dort die Einsatzkräfte und die Bevölkerung vorzuwarnen.

Kein Aufatmen im Mölltal

Die Maßnahmen seien auch mit Wien, konkret mit dem zuständigen Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, abgestimmt. Laut Völkermarkts Bezirkshauptmann Gert Klösch wurden auch bereits die Fischereiverantwortlichen und Bootsbesitzer informiert.

Feuerwehrmänner ziehen Stapler mit befüllten Sandsäcken
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Erste Erfolge hinsichtlich der Aufräumarbeiten gibt es aus dem Lesachtal. Die Einsatzkräfte konnten bereits die Straße bis nach Obergail wieder frei machen. Auch die Ortschaft Liesing ist damit von Kötschach Mauthen aus wieder erreichbar – mehr dazu in Nassschneelawinen sorgten für Verwüstung.

Im oberen Mölltal bleibt die Lage weiterhin angespannt – mehr dazu in Angespannte Lage auch im Mölltal.