Nassschneelawine in Gundersheim / Kirchbach
Ewald Tiefenbacher
Ewald Tiefenbacher
Chronik

Nassschneelawinen sorgten für Verwüstung

Nach den neuerlichen schweren Schneefällen in Osttirol und Oberkärnten hat sich die Lage Freitagabend zugespitzt sind nach wie vor mehr als 1.200 Haushalte ohne Strom. An der Behebung der Schäden wird gearbeitet. Zwei Nassschneelawinen gingen im Bezirk Hermagor ab.

Rund 200 Meter südlich der Ortschaft Griminitzen (Gemeinde Kirchbach) löste sich am Freitagabend auf leicht abfallendem Gelände eine ca. 50 Meter breite Nassschneelawine und beschädigte ein Anwesen.

Laut Polizei wurden ein im Garten abgestellter Traktor, ein Fahrrad sowie verschiedene Gegenstände teilweise verschüttet. Wasser gelangte in das Erdgeschoß und in weiterer Folge in den Kellerraum des Hauses. Personen kamen nicht zu Schaden.

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Mehrere zehntausend Euro Schaden

Klaus Lederer schilderte gegenüber dem ORF Kärnten die Ereignisse: „Gott sei Dank konnten wir Schlimmeres verhindern. Bei dem Wirtschaftsgebäude kam der Schnee durch ein Fenster rein und ging bei der Garage wieder raus. Der Traktor ist mit Schnee bedeckt, die Gartenbänke sind nicht mehr sichtbar.“

Es habe lange nicht aufgehört zu regnen und es sei zu befürchten, dass noch eine Schneelawine komme, so Lederer: „Wir versuchen jetzt gemeinsam mit der Gemeinde zu eruieren, ob es Maßnahmen gibt, die eventuell einen zukünftigen Schaden verhindern können.“ Dazu könnten Wasserableitungen zählen. Im Einsatz stand die Freiwillige Feuerwehr Gundersheim. Die Höhe des Gesamtschadens beträgt laut Polizei mehrere zehntausend Euro.

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Nassschneelawine in Gundersheim / Kirchbach
Ewald Tiefenbacher
Nassschneelawine in Gundersheim / Kirchbach
Nassschneelawine in Gundersheim / Kirchbach
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Nassschneelawine in Gundersheim / Kirchbach
Nassschneelawine in Gundersheim / Kirchbach
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Nassschneelawine in Gundersheim / Kirchbach
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Nassschneelawine in Gundersheim / Kirchbach
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Nassschneelawine in Gundersheim / Kirchbach
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Nassschneelawine in Gundersheim / Kirchbach
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Nassschneelawine in Gundersheim / Kirchbach
Nassschneelawine in Gundersheim / Kirchbach
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Nassschneelawine in Gundersheim / Kirchbach

Gegen 22.40 Uhr löste auch nordwestlich eines Anwesens in Rüben (Gemeinde Dellach/Gail) von einem Abhang eine Nassschneelawine. Diese beschädigte bei dem Anwesen eine Garage, sowie einen unmittelbar davor abgestellten Wagen. Zeitgleich kam es nördlich von diesem Anwesen zu einer Verklausung eines Kleinbaches. Die Schnee- und Geröllmassen rutschten in weiterer Folge auf das Wohngebäude. Der Keller wurde dabei überflutet und stand ca. 50 Zentimeter unter Wasser. Am Gebäude und den darin befindlichen Gegenständen und Einrichtungsgegenständen entstand erheblicher Sachschaden. Im Einsatz stand die Freiwilligen Feuerwehr St. Daniel mit 15 Mann und zwei Fahrzeugen. Die Aufräumarbeiten werden am Samstag weiter fortgesetzt.

Sperre Lesachtal ab Ortstafel Kötschach
ORF
Die Ortschaft Liesing im Lesachtal ist wieder erreichbar

Erste Erfolge gab es am Nachmittag aus dem Lesachtal zu berichten. Die Einsatzkräfte konnten bereits die Straße bis nach Obergail wieder frei machen, auch die Ortschaft Liesing ist damit von Kötschach Mauthen aus wieder erreichbar.

Feuerwehrmann kam von verschlammter Straße ab

Über die Nacht und Samstagvormittag gab es insgesamt 270 Feuerwehreinsätze, vor allem in den Bezirken Spittal an der Drau, Hermagor und Villach Land waren die Helfer gefordert, dort, wo es gefahrlos möglich ist, Straßen von Murenabgängen und umgestürzten Bäumen wieder frei zu machen.

Ein 19 Jahre alter Feuerwehrmann aus Velden ist am Freitag bei seiner Fahrt zum Einsatz verunglückt. Er war mit dem Auto am Weg zum Feuerwehrhaus und kam in Köstenberg (Bezirk Villach-Land) auf einer verschlammten Stelle von der Straße ab. Der Pkw überschlug sich und landete in einem Bachbett. Der verletzte Lenker befreite sich selbst aus dem Wrack und wurde ins LKH Villach gebracht.

Feuerwehrauto von Baum getroffen

Glück hatten Einsatzkräfte in Stall im Mölltal. Ein Feuerwehrauto, das zu einem medizinischen Notfall unterwegs war, wurde von einem unter der Schneelast zusammengebrochenen und umstürzenden Baum getroffen, sagt der Bürgermeister von Stall Peter Ebner. Die fünf Insassen blieben unverletzt, der Patient konnte inzwischen versorgt werden.

Samstagvormittag waren beispielsweise im Bezirk Villach-Land mehr als die Hälfte der Feuerwehren im Einsatz. Die ÖBB informierten, dass der Zugsverkehr im Bereich Mallnitz-Obervellach und auf der Drautalstrecke nur eingeschränkt möglich ist.

Über Nacht 4.000 Haushalte ohne Strom

In der Nacht waren in Kärnten mehr als 4.000 Haushalte ohne Strom, am Vormittag waren es noch rund 3.000, zum Teil wurden Aggregate aufgestellt. Am Samstagnachmittag waren noch 1.200 Haushalteohne Strom.

In Mallnitz war der Mast einer 110-kV-Leitung genickt. Es kam zu einem Brand bei einem Wohnhaus. Das Feuer wurde gelöscht, verletzt wurde niemand.

Nach den Schneefällen weiterhin aus Sicherheitsgründen gesperrt sind:
– die B99, Katschberg Straße, zwischen Lieserbrücke und Trebesing
– die B107, Großglockner Straße, zwischen Döllach und Heiligenblut sowie zwischen Dölsach und der Landesgrenze
– die B110, die Plöckenpass-Straße, zwischen Mauthen und dem Plöckenpass
– die B111, Gailtal Straße, zwischen Maria Luggau und Obertilliach
– die L19, Innerkremser Straße, zwischen Kremsbrücke und der Landesgrenze
– die Apriacherstraße und auf der Innerfaganterstraße die Zufahrt zum Mölltaler Gletscher

Wegen Überflutung und nach Murenabgängen gesperrt sind:
– die B88, die Kleinkirchheimer Straße, zwischen Bad Kleinkirchheim und Radenthein
– die L11, Trebesinger Landesstraße bei Rachenbach
– die L17, die Obermillstätterstraße, zwischen Tangern und Treffling
– und die L37, die Ferndorferstraße, bei Ferndorf

Wieder frei sind
– die B87, die Weißensee Straße, zwischen dem Kreuzwirt und Weißbriach
– die B98, die Millstätter Straße, zwischen Döbriach und Radenthein

In der Gemeinde Mörtschach sind einige Straßen wegen Lawinengefahr gesperrt. Die Ortswege nach:
– Oberstranach
– Pirkaberg
– Rettenbach
– Stampfen West
– Asten

  • In der Gemeinde Großkirchheim sind alle Ortschaftswege gesperrt.
  • In der Gemeinde Winklern sind alle Güterwege Richtung Penzelberg, Oberzwischenbergen und Unterzwischenbergen gesperrt.
  • In der Gemeinde Rangersdorf sind alle Güterwege gesperrt.
  • In der Gemeinde Stall im Mölltal sind alle Straßen gesperrt.

Ohne Strom sind laut Robert Schmaranz von „Kärnten Netz“ auch der Ankogel, die Innerkrems, die innere Wimitz und auch einzelne Haushalte in Bad Eisenkappel. Die Monteure hätten sich schon in den frühen Morgenstunden auf den Weg zu den Einsatzorten gemacht. Man hoffe, dass die Straßensperren sukzessive aufgehoben werden können.

Lavamünd rüstet sich für Überflutungen

Mehrere Hubschrauberflüge zur genauen Einschätzung der Lage sind geplant. Die Piloten warten aber noch auf Flugwetter. Der Nebel war am Samstag noch zu dicht. Am Vormittag tagten erneut die Krisenstäbe, um die weiteren Arbeiten zu koordinieren. Im Bereich Lavamünd wurden Sandsäcke aufgeschlichtet, die Gemeinde erhielt eine Unwetterwarnung. Die vorhergesagten Regenmengen könnten ein Hochwasser ähnlich dem Jahrhunderthochwasser im Jahr 2012 erreichen. Die Behörden und Einsatzkräfte wollen auf alles vorbereitet sein – mehr dazu in Lavamünd rüstet sich für Überflutungen.

Im Bezirk Spittal an der Drau wurde Samstagvormittag die Bevölkerung aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Zu groß sei die Gefahr von Lawinenabgängen und umstürzenden Bäumen. Man solle nur ins Freie gehen, wenn es unbedingt nötig sei. Auch Autofahrten sollten einstweilen – wenn möglich – noch unterlassen werden.

Feuerwehr durfte über Nacht nicht ausrücken

Immer wieder fallen Bäume um, weil sie die Last des nassen, feuchten Schnees nicht mehr tragen können. Die Situation wurde bis zum Abend für die Autofahrer, die Bevölkerung, aber auch für die Einsatzkräfte vor allem im oberen Mölltal immer gefährlicher.

Kurt Schober, Bezirksfeuerwehrkommandant von Spittal an der Drau, veranlasste, dass die Feuerwehrleute nicht mehr ausrücken. Die Gefahr ist einfach zu groß. Es handle sich um technische Einsätze.

Oberes Mölltal nicht mit Auto erreichbar

Alleine im Oberen Mölltal fiel in höheren Tallagen bis zu einem Meter Neuschnee. Gegen Freitagabend stieg auch noch die Lawinengefahr, sodass der Bezirkshauptmann von Spittal an der Drau, Klaus Brandner, das komplette obere Mölltal ab Obervellach sperren ließ. Er sagte, die Lage sei angespannt. Es werde alles genau beobachtet. Die Einsatzorganisationen stehen in ständiger Alarmbereitschaft. „Die Mölltal Straße musste wegen umgestürzter Bäumen, Fels- und Murenmaterial gesperrt werden.“

Auch die Großglocknerstraße und die Verbindungen nach Mallnitz und Osttirol mussten gesperrt werden. Das obere Mölltal war auch Samstagvormittag mit dem Auto nicht erreichbar. Die Bürgermeister der Region, wie Peter Ebner von der Gemeinde Stall, appellierten an die Menschen im Tal, vorerst in den Häusern zu bleiben: „Momentan kommt man eh nicht weit, da auf jedem Güterweg zehn bis fünfzehn Bäume quer liegen.“ Medizinische Notfälle sollen aber versorgt werden, heißt es von den Einsatzorganisationen.

Lesachtal gesperrt und ohne Strom

Ähnlich war die Lage im oberen Gailtal und im Lesachtal im Bezirk Hermagor – auch dort fielen erneut 70 Zentimeter Neuschnee. Das Lesachtal ist wieder gesperrt und derzeit auch ohne Strom. Am Samstag soll in allen betroffenen Regionen in Westkärnten die Lage neu beurteilt werden.

Die für Samstag geplante Premiere des neuen Tatort-Krimis in Heiligenblut, der ja im Vorjahr mit Statisten aus der Region gedreht wurde, musste wegen der Wetterverhältnisse abgesagt werden. Seit Freitagnachmittag sind Feuerwehren im Oberkärntner Bereich und auch im Raum Feldkirchen und St. Veit 150 Mal ausgerückt, im Zentralraum hauptsächlich wegen überfluteter Keller und kleinerer Erdrutsche.

Die Gurk trat bei Straßburg an mehreren Stellen über die Ufer. Ein Haus wurde überschwemmt, auch einige Felder stehen unter Wasser. Auch aus dem Bodental werden kleinere Überschwemmungen gemeldet.

Auch in Osttirol inklusive Lienz sind noch mehr als 5.000 Haushalte ohne Strom, weil Bäume und sogar ein 110-kv-Strommast umgeknickt sind. Ob die Felbertauernstraße geöffnet wird ist fraglich. Feuerwehr und Bergrettung sind in Alarmbereitschaft – mehr dazu in Tausende Haushalte weiter ohne Strom.