Magdalensberg mit Gipfelhaus und Kran von oben
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Chronik

Anonyme Anzeige wegen Gipfelhaus-Umbaus

Das Gipfelhaus auf dem Magdalensberg wird mit Einverständnis des Bundesdenkmalamtes luxuriös umgebaut. Trotzdem gibt es anonyme Kritiker, die den Bürgermeister wegen Amtsmissbrauchs angezeigt haben. Der spricht von „höchster Feigheit“.

Das Gipfelhaus auf dem Magdalensberg wird zurzeit groß umgebaut, ein Wellnesstrakt mit 20 luxuriösen Zimmern, Pool und Festsaal soll entstehen und das auf einem Boden, der geschichtsträchtiger nicht sein könnte. Der Magdalensberg war 200 v. Christus von den Keltischen Norikern besiedelt, die von hier aus im großen Stil mit Eisen gehandelt haben. Das Bundesdenkmalamt hat dem Umbau zugestimmt und doch gibt es anonyme Kritiker, die den Bürgermeister wegen Amtsmissbrauchs angezeigt haben.

Magdalensberg mit Gipfelhaus und Kran von oben
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Geschichtsträchtiger Boden: Mit dem Kärntner Magdalensberg steht ein mystisch besetzter Ort im Mittelpunkt der Diskussion

Bürgermeister: Kritiker sollen aus der Deckung kommen

Andreas Scherwitzl von der SPÖ ist verärgert und spricht von einem Akt höchster Feigheit. Er fordert diejenigen, die die anonyme Anzeige gegen ihn bei der Staatsanwaltschaft eingebracht haben auf, aus ihrer Deckung zu kommen, um öffentlich Stellung zu beziehen. Das Bauverfahren rund um das sieben Millionen Euro Projekt auf dem Gipfel des Magdalensberges sei ohne irgendwelche Beanstandungen und ordnungsgemäß durchgeführt worden, so Scherwitzl.

Worum geht es: Die Familie Skorianz, die seit dem Jahr 1856 im Besitz des Gipfelhauses ist, errichtet auf dem geschichtsträchtigen Boden ein luxuriöses Wellness-Areal mit 20 Zimmern, großen Glasfronten, ein Pool mit Festsaal ist ebenso geplant.

 Bauarbeiten am Magdalensberg
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Die Bauarbeiten schreiten voran

Bundesdenkmalamt erteilte strenge Auflagen

All das passiert mit dem Sanktus des Bundesdenkmalamtes, also mit strengen Auflagen von höchster Stelle, so Besitzerin Heike Skorianz. „Bis letztes Jahr im Dezember haben wir nicht gewusst, ob wir bauen werden oder nicht. Grundlage für die Entscheidung war auch der Bericht des Bundesdenkmalamts, dass es zwar Funde gibt, diese aber nicht in einem so erhaltenswürdigen Zustand sind, dass wir nicht bauen dürfen.“

Dass sich der Kärntner Archäologe Heimo Dolenz übergangen fühle, weil er bei den Grabungsarbeiten auf ihrem Grundstück nicht zum Zug gekommen sei, werde sie nicht weiter kommentieren. Der Grund liegt darin, dass sein Angebot um 30.000 Euro teurer gewesen sei, als das eines Grazer Archäologen, der noch dazu zügig mit ausgebildeten Fachkollegen gegraben habe, und nicht wie Dolenz, mit Langzeitarbeitslosen mehrere Monate lang, wie Heike Skorianz sagt.

Silbermünze
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Silbermünze der Kelten

Grazer Archäologe erbrachte keltischen Siedlungsnachweis

Der Grazer Archäologe Georg Tiefengraber hat im Sommer während der Grabungsarbeiten erstmals auch Nachweise für die Besiedlung von Kelten erbringen können, so Archäologe Georg Tiefengraber. „Es ist kein Sensationsfund, aber eine Bestätigung dessen, was viele schon gedacht haben. Der konkrete Nachweis für diese keltische Vorgängersiedlung war noch nicht erbracht. Funde dazu gab es, aber keine Befunde dazu – diese sind nun erstmals belegt.“

Nachdem es grünes Licht vom Bundesdenkmalamt gab, wurde mit den umfangreichen Umbauarbeiten auf dem Magdalensberg begonnen. Noch im Dezember soll der Rohbau stehen, im Mai kommenden Jahres wird die sieben Millionen Euro-Wellness- Anlage eröffnet.

Während vorne die Mittagsmenüs und Getränke für die Gäste ausgegeben werden, laufen hinten die Bauarbeiten für das neue Luxusressort auf Hochtouren. Geleitet wird das Großprojekt von Thomas Freunschlag, der bereits das Luxusressort Feuerberg auf der Gerlitzen errichtet hat.

Archöologische Stätte Magdalensberg
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Die Keltensiedlung

Bauleiter: Keine Grabung ohne Freigabe

Bauleiter Thomas Freundschlag: „Wir wissen um die Brisanz dieser archäologischen Funde und gehen sehr sorgsam damit um. Wir dürfen nur das vorab von den Archäologen erkundete Areal bearbeiten, in die grüne Grasnabe darf nicht eingegraben worden, ohne dass wir vorher einen Bescheid und eine Freigabe erhalten haben.“ Alle Firmen seien diesbezüglich unterwiesen worden, dafür gebe es die örtliche Bauaufsicht.

Besprechung der Bauarbeiten am Magdalensberg
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Fundstücke werden in Wellnesshotel ausgestellt

Bei Sondierungsgrabungen im Vorjahr sind unter anderem Münzen, Pfeilspitzen und Schuhbeschläge gefunden worden. Die Familie Skorianz möchte diese Stücke dann auch bei der Eröffnung des Wellnesshotels im Mai kommenden Jahres öffentlich ausstellen. „Wir haben das große Glück, auf so einem ehrwürdigen Platz sein zu dürfen und das für unsere Nachfahren erhalten zu können.“

Bauvorhaben Magdalensberg als Computergrafik
Andrea Ronacher