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Lehrer entscheiden über Handke-Lektüre

Nach dem Eklat in Griffen hat Literaturnobelpreisträger Peter Handke auch gesagt, niemand kenne seine Werke. Ein Rundruf an den Kärntner Oberstufen zeigt, dass sich einige seiner Texte auf den Leselisten befinden. Ob die Werke tatsächlich durchgenommen werden, entscheidet der jeweilige Deutschlehrer selbst.

Der Schriftsteller Peter Handke ist in den letzten Tagen in Kärnten nicht nur wegen des Literaturnobelpreises in aller Munde gewesen, sondern auch wegen eines Eklats in Griffen. Als er auf die Frage einer ORF Journalistin in Bezug auf sein Serbien-Engagement ausrastete sagte er, er wolle nie mehr mit Journalisten spreche. Es gehe nie um seine Werke, immer nur um seine Beziehung zu Serbien. Einer seiner Vorwürfe lautete außerdem, die wenigsten Menschen würden seine Texte kennen. Stimmt das so?

Leselisten in Deutsch, wie sie früher üblich waren, gibt es auch heute noch, aber nicht mehr in so starrer Form, sagt Bildungsdirektor Robert Klinglmair. Es gebe ein breites Portfolio an Büchern – darunter befinden sich klassische Werke, aber auch neuere Literatur. Die Schulen könnten diese Leselisten autonom zusammenstellen. „Es ist nicht zentral vom Ministerium oder von der Behörde geregelt, wo klar oben steht, welche Literatur gelesen werden muss. Die Schulen wählen das selbst aus.“

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Rundruf: Handke auf Leselisten vieler Schulen

Ein Rundruf des ORF Kärnten in etlichen heimischen Gymnasien mit Oberstufen zeigt, dass „Wunschloses Unglück“ von Peter Handke fast überall auf der Leseliste steht. Ob das Buch aber wirklich im Unterricht gelesen wird, entscheidet schlussendlich der Lehrer.

Der Literaturnobelpreis für Peter Handke ist nun sicherlich ein Grund dafür, dass in den heimischen Gymnasien verstärkt auf seine Werke Augenmerk gelegt wird. Das wird zum Beispiel im Peraugymnasium in Villach bestätigt.

Aus dem Klagenfurter Europagymnasium heißt es, es gebe Themenkreise, zum Beispiel österreichische Literaten nach 1945. Da wäre Peter Handke dabei. Die Schule selbst gibt den Deutschlehrern nichts vor, jeder erstellt die Bücherliste individuell.

„Kaspar“ und „Wunschloses Unglück“ stehen im Gymnasium Viktring in der Schulbibilothek. Ob der jeweilige Deutschlehrer auch danach greift – entscheidet jeder selbst.

Sehr umfangreich ist die Leseliste vom Gymnasium St. Veit. Hier ist auch Handkes „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ aufgelistet. Aus der umfangreichen Gesamtliste wählen die Lehrer immer nach Belieben aus, heißt es.

Bildungsdirektor: Unterschiede je nach Schwerpunkt

Auch in den Berufsbildenden höheren Schulen ist Peter Handkes Literatur angeführt. Die Leselisten seien natürlich viel kürzer als bei den AHS, sagt Bildungsdirektor Klinglmaier: "Eine Handelsakademie hat eine ganz andere Ausbildungsschiene als eine AHS-Oberstufe in einem klassischen Gymnasium mit humanistischem Schwerpunkt.

Dennoch gebe es Standardwerke, an denen keiner vorbeikommt, heißt es aus den heimischen Oberstufen. Da wird nicht Peter Handke, sondern Goethes Faust erwähnt.