Angeklagte im Teppichprozess
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Gericht

Teppichbetrüger von Zeugin belastet

Mit der Befragung erster Zeugen ist am Montag der Prozess am Landesgericht gegen drei mutmaßliche Betrüger weiter gegangen. Sie sollen über einen Zeitraum von vier Jahren in ganz Österreich weit überhöhte Preise für die Reparatur und Reinigung von Teppichen verlangt haben. Eine Zeugin belastete die Angeklagen.

Als erste Zeugin wurde eine 56 Jahre alte Frau aus Osttirol von Richterin Sabine Roßmann befragt. Die Frau berichtete, seit 30 Jahren einen Teppich zu besitzen, den sie einst von ihrer Mutter erhalten habe. Vor fünf Jahren fasste sie den Beschluss, den Teppich zu verkaufen. In Lienz kam sie an einem Teppichgeschäft vorbei. Sie notierte sich die Nummer und rief den Erstangeklagten an. Dieser kam mit einem weiteren Mann, den er ihr als seinen Sohn vorstellte, zu der Frau nach Hause und schaute sich den Teppich an.

Teppich sollte bis zu 60.000 Euro wert sein

Der Erstangeklagte erklärte der Frau, es handle sich um einen Shiraz-Teppich, der 50.000 bis 60.000 Euro wert sei. Der Teppich müsse aber zunächst gereinigt werden, sonst könne man diesen nur schwer verkaufen. Eine Reinigung würde 10.000 Euro kosten. Da diese Summe der Frau zu hoch war, ging er laut ihrer Aussage mit dem Preis auf 5.000 Euro hinunter. Die Frau lieh sich das Geld von ihrem Sohn und ließ den Teppich reinigen und reparieren.

Ob ihr der Preis nicht zu hoch erschienen sei, wollte die Richterin wissen. Der Erstangeklagte sei glaubwürdig gewesen, sie habe ihm vertraut, sagte die Zeugin. Einige Wochen nach der Reinigung des Teppichs habe sich der Erstangeklagte dann bei der Frau gemeldet und gesagt, er hätte einen Käufer, der würde sogar 90.000 bis 100.000 Euro zahlen. Bei diesem Gespräch wurde die Osttirolerin jedoch stutzig. Um den Teppich zurück zu bekommen, gab sie bei dem Gespräch vor, auch einen Interessenten zu haben. Der Teppich wurde ihr daraufhin zurück gebracht.

Reinigung zu teuer veranschlagt?

Die Verteidigerin des Erst- und Zweitangeklagten, Christine Lanschützer, wollte von der Zeugin wissen, warum sie erst drei Jahre später Anzeige erstattet hatte. Sie habe in einer Zeitung einen Bericht über Teppichbetrug gelesen – daraufhin sei sie zur Polizei gegangen, sagte die Frau. Dort habe man ihr gesagt, eine Reinigung hätte maximal 150 bis 200 Euro kosten dürfen, also habe sie Anzeige erstattet. Wie viel die Reinigung und Reparatur von Teppichen kosten soll, wird wohl noch im Zuge des Prozesses diskutiert werden.

Verteidigung führt aufwändige Knüpfarbeit ins Treffen

Die Gesamtschadenssumme soll laut den Ermittlern 500.000 Euro betragen. Die Verteidigung bestreitet jedenfalls die Schadensberechnung der Ermittler und Gutachter. Die Polizei sei von einem Reinigungspreis von lediglich 30 Euro pro Quadratmeter ausgegangen. Es seien aber auch aufwändige Knüpfarbeiten durchgeführt worden. Diese seien bei der Schadensberechnung völlig übergangen worden, sagte die Verteidigerin. Am Nachmittag werden die Zeugenbefragungen fortgesetzt. Laut Staatsanwältin Nicola Trinker sollen bis Ende November 30 der insgesamt 72 Zeugen befragt werden. Zum Wert des Teppichs der Osttirolerin: Ein Sachverständiger schätzt diesen auf 400 bis 500 Euro. Für die drei Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.