Haselblüten im Frühling
ORF.at/Zita Klimek
ORF.at/Zita Klimek
Bildung

Zehn Jahre „Pollen macht Schule“

Zehn Jahre lang hat das Projekt der Pädagogischen Hochschule „Pollen macht Schule“ Jugendliche begleitet und deren Interesse an Naturwissenschaften geweckt. Nun geht das Projekt zu Ende. Angeschaffte Mikroskope, mit denen die Schüler forschten, werden an die teilnehmenden Schulen verteilt.

Fünf Neue Mittelschulen und Hauptschulen in Ferlach, St. Paul im Lavanttal, Kötschach-Mauthen, Winklern im Mölltal und in Friesach haben am Projekt „Pollen macht Schule“ teilgenommen. Gemeinsam mit dem Leiter des Pollenwarndienstes, Helmut Zwander, wurde Forschung betrieben. Zwander war an jeder Schule zwei Jahre lang und betrieb mit den Schülern und Schülerinnen Pollenforschung.

Schulklasse mit Mikroskopen
ORF/Ceesay
Pollenforscher an der MS Friesach

Preisgeld in Mikroskope investiert

Beim Teacher Award der Industriellenvereinigung Österreich wurde bereits 2013 der erste Preis mit dem Projekt „Pollen macht Schule“ erreicht. 5.000 Euro betrug damals das Preisgeld. Zwander: "Ich habe einen Teil dieses Geldes in den Ankauf von Mikroskopen und Stereolupen für das Projekt Pollen macht Schule investiert. Nachdem das Projekt nun nach zehn Jahren ausgelaufen ist, verteile ich jetzt die Geräte an die Schulen, die damals teilgenommen haben.“

Mikroskopieren will gelernt sein

Die letzte Schule, die bei diesem Projekt dabei war, ist die Neue Mittelschule Friesach. Das Projekt lief jedoch an allen Schulen gleich ab. Im ersten Semester wurde den Jugendlichen gezeigt, wie man professionell mit unterschiedlichsten Präparaten mikroskopiert. Als erstes zeigte Zwander, wie man das Gerät einstellt, dann werden die Präparate eingelegt.

Irmgard Ceesay interviewt Kinder
ORF
Die Kinder werden von Irmgard Ceesay interviewt

Glas mit Vaseline als Pollenfalle

Im zweiten Semester wurden rund um die Schule Pollenfallen aufgestellt, darauf fiel der Blütenstaub und haftete auf den mit Vaseline bestrichenen Gläsern. Alle 14 Tage wurde die Falle erneuert. Zwander: „Aus diesen Präparaten habe ich Dauerpräparate hergestellt und archiviert. Im darauf folgenden dritten Semester haben wir uns mit Blütenstaub beschäftigt.“

Es wurde den Kindern gezeigt, dass jedes Blütenkorn anders aussieht und dass man so die Pollen bestimmen kann, zum Beispiel ein Haselnusspollenkorn. "Eine Schülerin: „Es hat eine rundliche Form, innen sind kleine Bläschen. Gras ist rosafarben, innen sind viele Punkte – eigentlich schaut es aus wie ein Wasserfarbtropfen.“

Schließlich hatte Zwander noch ein Rätsel für die Schüler und Schülerinnen der 4a und 4b. „Glaubt ihr, dass ein Pollenkorn eine oder viele Zellen sind? Die Antwort: Ein Pollenkorn ist eine Zelle."

Klein aber unglaublich robust

Eine Pollenkorn hat eine relativ starke Zellwand, da es durch die Luft fliegt, „bis es dann irgendwo landet, wo es dann am weiblichen Teil der Blüte auch die Bestäubung durchführen an. Auf dieser Reise durch die Luft muss das Pollenkorn gegen alle möglichen Umwelteinflüsse, UV-Strahlung und Austrocknung geschützt sein, deswegen hat es eine sehr dicke Wand.“

Ötzi war ein Südtiroler – der Pollen wegen

Forschen, wissenschaftliches Arbeiten und die Freude an der Natur, damit haben sich Jugendliche beim Projekt „Pollen macht Schule“ auseinandergesetzt. Es wurden Pollenfallen aufgestellt, die einzelnen Pollenkörnchen unter dem Mikroskop betrachtet, Aufzeichnungen gemacht und viel Neues über Pollen erfahren.

„Dass der Ötzi nicht von Nord- sondern von Südtirol gekommen ist – also ein Südtiroler war – ist über Pollen nachgewiesen worden. Weil Ötzi Pollen eingeatmet hat. Dieser Pollen war in seiner Luftröhre, als er starb. Die Pflanze gibt es aber nur in Südtirol, nicht in Nordtirol. Also muss er dort gewesen sein“, erklärt Helmut Zwander den Jugendlichen in der Neuen Mittelschule in Friesach. Mit Hilfe von Pollen kann man nicht nur historische Funde genauer bestimmen, sondern auch Kriminalfälle lösen.

Mordfall in Wien – Täter mit Pollen überführt

"In Wien hat die Polizei im Auwald in der Nähe der Donau eine Leiche gefunden. Es gab einen Verdächtigen, dieser bestritt, jemals dort gewesen zu sein.“ Nach Beschlagnahmung der Schuhe wurde Erde im Profil entdeckt und diese genauer untersucht. Zwander: „Die Erde hat man in Wasser aufgelöst, darin waren Pollen. Von einem Baum, der in der Nähe der Leiche wuchs. Diesen Baum gibt es aber in Wien nicht, also muss der Mann dort gewesen sein.“

Man merkt den Jugendlichen den Spaß an, einerseits mehr über Pollen zu erfahren, aber auch mit dem Mikroskop in neue Welten einzutauchen. „Ich habe Haselnuss-Zellen davor nie angesehen, oder Knochenzellen – es ist sehr interessant.“

Neugier auf Naturwissenschaft wecken

Da Kinder grundsätzlich neugierig sind, ist das Projekt „Pollen macht Schule" sehr gut angekommen“, sagt Helmut Zwander: „Es gibt nichts Schöneres für ein Kind, als die Welt zu erforschen. Wir wollen das Interesse für Technik und Naturwissenschaft wecken.“

Auch Direktor Harald Klogger freut sich, dass „Pollen macht Schule“ an der Neuen Mittelschule in Friesach ein Erfolg ist. Positiv sei auch, dass „die Schüler sehen, dass ihre Arbeit einen unmittelbaren Nutzen hat. Was die Schüler geleistet haben, fließt in eine wissenschaftliche Arbeit – den Kärntner Pollenatlas – mit ein.“

Klimawandel zeigt sich auch an Pollen

Dieser Atlas soll die Allergielandschaft von Kärnten abbilden und Veränderungen durch den Klimawandel aufzeigen. „Welchen Einfluss hat der Klimawandel, werden die Pollen allergener, nimmt die Pollenfreisetzung zu – was verändert sich?, so Zwander.