Peter Handke
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Kultur

„War im ersten Moment erstaunt“

In seiner ersten Reaktion zur Vergabe des Literaturnobelpreises hat der gebürtige Kärntner Peter Handke gemeint, dass er im ersten Moment erstaunt und ungläubig gewesen sei. Doch jetzt fühle er sich befreit. Die Reaktionen auf seine Auszeichnung sind unterschiedlich – von Kritik bis Begeisterung.

Peter Handke ist nach dem Anruf aus Stockholm „durch die Wälder geeiert“, wie er in einem ersten Interview sagte. Zu Hause angekommen, warteten bereits dutzende Journalisten vor der Eingangstüre seines Hauses nahe Paris.

„Im ersten Moment war ich erstaunt und ungläubig", sagte er in die Mikrofone. Doch jetzt fühle er sich befreit und unschuldig.“ Aber er sei kein Gewinner. „Sie haben meine Arbeit gewählt“, so Handke und mit „sie“ meinte er die Schwedische Akademie in Stockholm.

Erste Reaktion von Peter Handke

Vor seinem Haus nahe Paris warteten am Donnerstag viele Journalisten auf den Dichter, der zuvor im Wald spazieren war.

Vor einigen Jahren hatte Handke noch gemeint, den Nobelpreis „sollte man endlich abschaffen“. „Das sind alles abgrundtiefe Gedankenspiele, aber ich hatte noch nie einen ernsten Gedanken dazu“, relativierte er heute. „Es ist schon so, als ob das, was man gemacht hat, nun Licht bekommt. Auch wenn alles trügerisch ist: Es ist doch eine Art von Zusatz-Licht, das einem nur willkommen sein kann und für das man dankbar sein muss.“

Von „großartig“ bis „grotesk“

Die Reaktionen zur Vergabe des Literaturnobelpreises an Peter Handke waren unterschiedlich. Von „großartig“ (Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek) bis zu „grotesk“ (Vlora Citaku, Botschafterin des Kosovo in den USA). Mehr dazu in orf.at

Handke ist bis heute wegen seiner politischen Ansichten zu den Jugoslawien-Kriegen (1991–1999) umstritten. 1996 kam es nach der Veröffentlichung von Handkes Reisebericht „Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien“ zu heftigen Kontroversen. Wegen der Haltung des Vatikans im Kosovo-Krieg trat Handke 1999 aus der römisch-katholischen Kirche aus und zur serbisch-orthodoxen Kirche über. Zu den umstrittensten Auftritten des Schriftstellers zählte 2006 seine demonstrative Teilnahme am Begräbnis des serbischen Ex-Präsidenten Milosevic, dem vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal der Prozess gemacht worden war.