Umwelt

Bilder aus Kärnten gingen um die Welt

Die Bilder des Kunstprojekts „For Forest“ im Wörtherseestadion gehen um die Welt. Aber auch in Zeiten, als es noch kein Internet gab, sorgten Ideen und Bilder zu Umweltthemen für Aufmerksamkeit. Vom vergoldeten Großglockner als Zeichen für den Wasserschutz bis zum Protest gegen Atomkraft auf dem Wörthersee.

In Zeiten der sozialen Medien sorgen Bilder und Ideen oft für ein rasches Aufflackern weltweiten Interesses, doch verschwinden sie genauso schnell wieder. Doch auch schon in Vor-Internetzeiten gab es Umweltproteste, deren Bilder weltweit verbreitet wurden. Manches von früher überdauerte in den Archiven, darunter eine ungewöhnliche Aktion aus dem Jahr 1995. Protestiert heute die Jugend gegen den Klimawandel und die Zerstörung der Natur, war es damals der Protest gegen Atomkraft. Es war die Zeit, da Frankreich und China weitere Atomtests angekündigt hatten.

Protest gegen Atomkraft auf dem Wörthersee 1995
ORF
Kärnten gegen Atomkraft

Kamerataugliche Aktion

In der Südsee, auf Mururoa, einer riesigen Atollinsel, wurde seit 1966 getestet. Jetzt war es wieder so weit und es hagelte weltweit Proteste gegen diese Tests. Organisiert von der Stadt Klagenfurt und 27 Wassersportvereinen sollte ein eindrucksvolles Bild entstehen, das in den Tagen darauf in den Zeitungen der ganzen Welt zu sehen war. Am 27. August 1995 war es so weit. Gerhard Lapan war als Kameramann für den ORF dabei. Mehrere hundert Menschen mit etwa 150 Booten, Surfbrettern und Luftmatratzen waren in die Wörthersee-Ostbucht gekommen.

Die Achter der Klagenfurter Rudervereine formierten sich zum Buchstaben N. Ein 50 mal 50 Meter großes englisches „NO“ war auf der Wasseroberfläche entstanden . Pressefotograf Walter Fritz und ORF Kameramann Gerhard Lapan stiegen in einen kleinen Hubschrauber, um die Bilder zu machen, die um die Welt gingen. Sie fingen dabei ein Stück Geschichte ein, so Lapan: „Bei ‚For Forest‘ ist mir als Kameramann klar, da mache ich Bilder, die einzigartig sind.“ Damals, bei dem ‚No‘ habe er sich so auf das Fliegen mit dem Hubschrauber konzentriert, dass ihm gar nicht klar gewesen sei, dass er Bilder mache, die in den nächsten Stunden um die Welt gehen.

Protest gegen Atomkraft auf dem Wörthersee 1995
ORF
Protest auf dem Wörthersee

Richtige Idee zur richtigen Zeit

Das Zeichen ging deswegen um die Welt, weil es damals der richtige Zeitpunkt war. So, wie die Ausstellung eines Waldes im Schutz eines Stadions, während anderswo die Urwälder brennen. Der damalige französische Staatspräsident Jaques Chirac ließ sich von den weltweiten Protesten, inklusive dem „NO“ von Klagenfurt nicht beeindrucken.

Die Atombomben im Südpazifik wurden damals wie geplant unterirdisch gezündet. Im Jahr 2000 zogen die Franzosen allerdings nach fast 200 Tests vom radioaktiv verseuchten Mururoa-Atoll endgültig ab. Lapan sagte, heute fliege man mit Drohnen und bekommt perfekte Bilder, damals waren wir mit einem Seil im Hubschrauber angebunden und hat geschaut, dass man nicht runterfällt." Das Archiv zeigt, dass die Bilder quasi für die Ewigkeit vorhanden sind.

Werbeplakat für den vergoldeten Glockner
Rudi Holdhaus
Plakat der Glockneraktion

Vergoldeter Großglockner für Wasserschutz

Auch eine weitere Aktion wäre sicherlich um die Welt gegangen. So wollten Sepp Pulferer und Rudi Holdhaus vor 20 Jahren den Gipfel des Großglockners mit Blattgold erstrahlen lassen. Verwirklicht wurde die Idee allerdings nie. Geplant war, Leinöl als Grundierung zu verwenden, und darauf Blattgold aufzutragen. Bergführer hätten die Vergolder sein sollen. Rudi Holdhaus, Wiener Künstler mit Kärntner Verwandtschaft, der immer wieder mit großen Aktionen aufmerksam machen will, sagte über seinen Plan vor 20 Jahren: „Das war damals die Idee, das Wasser zu heiligen. Das konnte man nur mit einer Aktion auf einem Berg, wo das Wasser entsteht. Wir wollten das Wasser heiligsprechen.“ Der Verein „Golden Peak worldwide“ wurde gegründet und damit begonnen, Stimmung für die ungewöhnliche Idee zu machen.

Alpenverein war dagegen

Man habe alle Institutionen hinter sich gehabt, so der Künstler, nur der Besitzer des Berges, der Alpenverein, habe große Probleme gemacht. „Wir waren weltweit in der Presse, dass die Aktion stattfindet. Mit meinem Projektpartner Seppi Pulferer, der leider verstorben ist, haben wir alles daran gesetzt, große Firmen zu bekommen, vor allem Mineralwasserformen. Alles war fixiert, bis uns der Alpenverein einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.“

Das Gold wäre im Laufe von ein paar Jahren wieder abgewittert, ein Kunstwerk auf Zeit also. Holdhaus bleibt seinen Ideen treu und setzt sich immer noch für das Wasser der Welt ein. Schon 1975 machte er einen Bilderzyklus der „Plastiksackgeneration“, kürzlich entstand ein zweiter, der das Meer im Visier hat. „Kunst ist die humanste Art, aufzuzeigen.“ Man sollte Künstlern zuhören, die für die Umwelt arbeiten, meint Holdhaus.