Großer Schwurgerichtssaal
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Gericht

Prozess gegen Waffenhändler vertagt

Gegen einen Vater und seinen Sohn aus Unterkärnten ist der Prozess wegen Waffenhandels mit der Mafia am Dienstag vertagt worden. Jahrelang sollen sie an die neapoletanische Mafia Waffen geliefert haben. Sie bekennen sich nur teilweise schuldig.

Zwei Kärntner Waffenhändler, Vater und Sohn, sind am Dienstag erneut am Landesgericht Klagenfurt vor Richter Christian Liebhauser-Karl gestanden. Staatsanwältin Gabriele Lutschounig wirft ihnen vor, Waffen im großen Stil an die Camorra geliefert zu haben. Den illegalen Waffenhandel geben die beiden zu, aber von der Mafia hätten sie nichts geahnt. Die beiden Männer müssen weiterhin in Untersuchungshaft bleiben. Die Verteidigung beantragte die Vernehmung eines weiteren Zeugen, deshalb musste Liebhauser-Karl vertagen. Ein neuer Termin für die Fortsetzung steht noch nicht fest.

Experte: Fall mit ungeheurer Dimension

Ein Experte für organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt sagte am Dienstag aus, der Fall habe sogar für europäische Verhältnisse eine ungeheure Dimension. Laut dem Experten könne es keinen Zweifel geben, wofür Waffen in einer so großen Anzahl bestimmt seien, wenn sie von einem italienischen „Gemüsehändler“ bestellt werden. Genau das stritten die beiden Angeklagten am Dienstag wieder vehement ab. Sie hätten keine Ahnung gehabt, dass die Schusswaffen an die Mafia geliefert worden waren.

Waffenfund der italienischen Polizei
Archiv Carabinieri Napoli
Archivaufnahmen der italienischen Polizei zu den gefundenen Waffen

Vater und Sohn getrennt befragt

Vater und Sohn wurden einzeln von Richter Christian Liebhauser-Karl befragt. Er wollte mehrmals von beiden wissen: „Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, wenn ein italienischer Gemüsehändler hunderte Waffen bestellt, bei denen er die Seriennummern herausgefräst haben will?“ Der Sohn meinte, wenn er sich bei jeder Waffe Gedanken machen würde… Der Richter hakte nach, ob er bei den Waffen, die er sonst im Geschäft verkaufe, auch die Nummern entferne? „Na ja“, sagt der Angeklagte drauf, ihm sei schon von der ersten Minute an klar gewesen, dass es sich um kein legales Geschäft handelte.

Sein Vater, der Erstangeklagte, gab im Anschluss auf dieselbe Frage des Richters an, dass er den befreundeten italienischen Gemüsehändler schon einmal gefragt hätte, ob die Waffen wohl eh nicht für die Mafia bestimmt seien. Dieser hätte mit einem Scherz geantwortet.

Gemüsehändler ist Mafiaboss

Der befreundete Italienische Gemüsehändler jedenfalls ist der Boss eines Mafiaclans und sitzt mittlerweile gemeinsam mit weiteren 18 Verhafteten in einem Hochsicherheitsgefängnis in Neapel. Die Einvernahmen in Italien sind noch nicht abgeschlossen. Auch die italienischen Behörden sprechen von einem Fall von außerordentlich großer Dimension.

Verteidigung wollte Mafiaboss befragen

Der Prozess wurde im Juli vertagt, nachdem die Verteidigerin des Erstangeklagten die Einvernahme des derzeit in Neapel in Untersuchungshaft sitzenden Mafiabosses beantragt hatte. Der Prozess findet wieder unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen statt. Die Anklage wirft den beiden vor, 820 Pistolen und Revolver verschiedener Marken gekauft, die Seriennummern entfernt und Lieferantenrechnungen vernichtet zu haben.

Diese Waffen wurden dann an Personen verkauft, die zur Mafia gezählt werden. Der Vater ist seit 50 Jahren Waffenhändler, der Sohn seit 30 Jahren in das Geschäft eingebunden. Beide wurden 2018 verhaftet, da soll der illegale Handel schon sieben Jahre gelaufen sein. Seit 2015 kamen zum Handel auch Maschinenpistolen dazu, auch Kalaschnikows und panzerbrechende Munition sollen darunter gewesen sein.

„Gemüsehändler“ als Waffenkäufer

Der 74-jährige Vater nahm die Schuld mit den Kriegswaffen auf sich. Er sagte aber auch aus, er habe nicht gewusst, dass er Waffen an die Mafia verkauft – mehr dazu in Prozess um Waffenhandel vertagt. Der Fall kam ins Rollen, weil die Staatsanwaltschaft in Neapel Haftbefehle gegen die beiden Kärntner erlassen hatte.