Das Stadttheater Klagenfurt startete am Donnerstag in die letzte Saison der Intendantenära Florian Scholz. Das Stück „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“ von Richard Wagner feierte Premiere, ein Werk, das Großes abverlangt. „Obwohl vier Stunden inklusive Pausen gespielt wurde, kam während der Inszenierung keine Langeweile auf. Im Gegenteil: Das klassische Stück greift aktuelle Themen auf und regte das Publikum zum Nachdenken an“, so ORF-Kulturredakteur Horst E. Ebner nach der Premiere.
Religionskritik als Oper
Tannhäuser, ehemals ein edler Ritter, hat sich in das Reich der Venus begeben, hat alle Freuden der Liebe genossen. Nun will er wieder zurück zur keuschen, gesellschaftlich akzeptierten Liebe, zur jungfräulichen Fürstentochter Elisabeth. Diese Liebe könnte funktionieren, gäbe es nicht den Sängerwettstreit auf der Wartburg. Dabei besingen die Ritterfreunde von Tannhäuser die Liebe, wie sie laut ihnen sein soll: mit christlichen Dogmen versehen und Liebeslust unter dem Gefrierpunkt.
Standing Ovations für „Tannhäuser“:
Tosender Applaus bei der Premiere von Richard Wagners „Tannhäuser“ am Donnerstagabend im Stadttheater Klagenfurt.
Politisch korrekte Liebe mit schrecklichen Folgen
Tannhäuser widersetzt sich, denn er weiß mehr und erzählt vom Venusberg. Das System, das keinen Blick über den Tellerrand zulässt, verdammt den vermeintlichen Sünder zur Buße. Diese wird Tannhäuser in Rom vom Papst verwehrt und er kehrt deswegen nicht mit den Pilgern zurück. Elisabeth nimmt sich daraufhin das Leben und Tannhäuser verwirkt das seine. „Wenn jemand sich nicht anpasst, nicht dabei ist, ist er weg“, erklärte „Tannhäuser“-Darsteller Marco Jentzsch.
„Religion verdreht alles“
„Dieses religiös politische System steckt voller Fallen für den Menschen, der frei sein will“, so David Bobée, der Regisseur des Stücks. Er fände es interessant, dass die religiösen Menschen in der Oper bereit wären, zu töten und am Sockel der Marienstatute Blut zu vergießen. „Weil Tannhäuser über körperliche Liebe spricht, über Sexualität, über das Leben also. Die Religion verdreht alles und respektiert das Leben nicht“, so der Franzose.
Gegen Dogmen, für Toleranz, den anderen anders sein lassen – das, so ORF-Theaterkritiker Ebner – sei die starke Botschaft zum Saisonauftakt am Stadttheater.