Mann im Bett wird mit Schnabeltasse gefüttert
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Gesundheit

Herausforderung Demenzerkrankungen

Rund 10.000 Menschen in Kärnten leiden an Demenzerkrankungen. Bis zum Jahr 2050 wird sich diese Zahl der Neuerkrankungen verdoppeln, schätzt das Land und baute deshalb den mobilen Pflegedienst aus. Außerdem fordert man eine Überarbeitung des Einstufungskatalogs für das Pflegegeld.

Edith Kronschläger pflegt ihren alzheimerkranken Ehemann seit 16 Jahren. Es ist für die ganze Familie eine große Herausforderung, er kann nicht mehr sprechen, muss gewickelt und rundum versorgt werden. Anfangs sei die Aggression für sie das Schlimmste gewesen, sagte Kronschläger. Aggression ist oft ein Symptom von Demenzerkrankungen. Um sich selbst zu entlasten, engagierte sie schließlich eine 24-Stunden-Pflege.

Demenz nimmt zu

Die Zahl der Demenzkranken steigt. Derzeit geht man von etwa 10.000 Betroffenen in Kärnten aus, bis zum Jahr 2050 wird sich die Zahl der Neuerkrankungen verdoppeln.

„Irgendwann sind sie erschöpft“

Das sei ein wichtiger Schritt für pflegende Angehörige, sagten Experten am Mittwoch in einer Pressekonferenz zum Weltalzheimertag, der am Donnerstag stattfindet. Dan Verdes, Leiter der Gedächtnisambulanz am Klinikum Klagenfurt sagte, der Pflegende müsse 24 Stunden aufmerksam sein, auch nachts könne er nicht schlafen, denn man wisse nicht, was der Kranke tue. „Irgendwann sind sie erschöpft.“

Mit der zunehmenden Lebenserwartung steigt auch die Zahl der Demenzerkrankten. Das Land will vor allem mit Sachleistungen Betroffene unterstützen. Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) sagte, es solle garantiert werden, dass man mehrstündige Betreuungen über mobile Dienste in Anspruch nehmen könne. „Das ist vor allem darauf abgezielt, dass Angehörige entlastet werden.“

Therapien helfen nicht wie erhofft

Therapien gegen Alzheimer, etwa mit Antikörpern, helfen gegen die Krankheiten nur bedingt, so Demenzexperte Manfred Freimüller vom Klinikum Klagenfurt: „Studien, auf die man in den letzten Jahren gesetzt hat, wurden abgebrochen, weil sie nicht erfolgreich waren. Das heißt aber nicht, dass man diese Erkrankungen nicht behandeln kann.“

So lassen sich etwa mit Medikamenten Symptome behandeln, aber auch ein positives Umfeld kann helfen. Zudem können Risikofaktoren wie Bluthochdrock oder Gefäßerkrankungen minimiert werden. Was Edith Kronschläger am meisten half, war die Selbsthilfegruppe, hier könne man sich mit Gleichgesinnten austauschen. Dass man darüber reden kann, „das gibt Kraft“.

Zu wenig Pflegegeld

Prettner kritisierte die Pflegegeld-Einstufung von Demenzkranken bei der Pensionsversicherung. Die Angehörigen sagen, die Einstufung sei zu gering bemessen. Man leite sie weiter an die Arbeiterkammer, die Beratungen durchführt. „Man kann auch Einspruch erheben.“ Allein im Vorjahr habe es 300 Verfahren gegeben, von diesen wurde 240 Betroffenen Recht gegeben, so Prettner. Den Grund für Fehleinschätzungen sieht sie in einem nicht mehr zeitgemäßen Kritierenkatalog. So werde unterbewertet, wieviel Betreuung nötig sei, dass es rund um die Uhr Versorgungen brauche. „Ich fordere, dass man die Kriterien ändert, die sind seit 20 Jahren die gleichen“, so Prettner.