Nahaufnahme einer Fledermaus von hinten
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Tiere

Heimische Fledermäuse werden gezählt

Mehr als 20 Fledermausarten sind in Kärnten beheimatet. Der Abendsegler zählt zu den größten heimischen Fledermäusen. Um mehr über ihn zu erfahren, läuft bis Sonntag, 22. September, die „Nationale Abendsegler-Simultanzählung 2019“. Fledermäuse sollte man nicht in ihren Quartieren stören, sie sind sehr empfindlich, außerdem sind sie geschützt.

„Wir haben in Kärnten mittlerweile mindestens 24 verschiedene Fledermausarten. Davon zwei, die zur Familie der Hufeisenasen gehören, also die große und kleine Hufeisennase. Alle anderen 22 Arten gehören zur Familie der Glattnasen“, so Klaus Krainer, Geschäftsführer von der ARGE Naturschutz. Besonderes Augenmerk gilt dieser Tage dem Abendsegler. Mit einer Flügelspannweite von etwa 40 Zentimetern, einer Körpergröße von etwa zehn Zentimetern und einem Gewicht um die 30 Gramm, zählt er zu den größten heimischen Fledermausarten.

Weibchen packt die Wanderlust

Die Abendsegler zählen zu den Wanderfledermäusen und ihr Sommerquartier befindet sich laut Krainer in den baltischen Staaten, in Nordosteuropa. „Wo die Weibchen in sogenannten Wochenstuben, also in Kolonien, wo sich in erster Linie Weibchen aufhalten, ihre Jungen zur Welt bringen. Und dann im Herbst machen die Weibchen Wanderungen bis in den Südwest europäischen Raum, sprich auf die iberischen Halbinseln“, erzählte der Fledermaus-Spezialist. Sie würden schätzungsweise 1.400 bis 1.500 Kilometer auf ihrer Reise zurücklegen.

Abendsegler-Baby auf einem Tuch
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Weibchen bringen ihre Jungen in sogenannten Wochenstuben zur Welt

"Die Männchen sind im Gegensatz zu den Weibchen nicht so unternehmungslustig. „Die Männchen hängen einfach den ganzen Sommer ab, quasi das ganze Jahr. Sie warten im Herbst, bis die Weibchen kommen, dann vergnügen sie sich. Die Weibchen fliegen weiter und die Männchen bleiben hier im mitteleuropäischen Raum und überwintern hier.“, erläuterte Krainer. Aber auch die Männchen wechseln laut Krainer ihre Quartiere. Allerdings wisse man aufgrund mehrerer Kolonien in Klagenfurt nicht, ob es sich immer um dieselben Männchen handle. Männchen seien relativ Ort treu und würden nur kleinräumige Wanderungen vollziehen.

Zählung: Vor Sonnenuntergang wird gestartet

„Momentan haben wir zumindest vier bis fünf bekannte Quartiere, die regelmäßig kontrolliert werden und auch regelmäßig besetzt sind“, so Krainer. Damit man mehr in Erfahrung bringen kann, findet nun die „Nationale Abendsegler-Simultanzählung“ statt. Laut Krainer müsse man mindestens 20 Minuten vor Sonnenuntergang am Standort sein, da die Abendsegler sehr früh ausfliegen würden.

„Dann habe ich meinen Detektor mit, den schalte ich auf circa 22 Kilohertz ein, ich habe auch ein Fernglas und dann schaue ich einfach in den Himmel und versuche irgendwo, auch mit Hilfe des Detektors, herauszufinden, ob ein Abendsegler unterwegs ist“, so Krainer über den genauen Ablauf der Zählung. Aufgrund seines charakteristischen und zackigen Fluges erkenne man laut Krainer den Abendsegler relativ leicht, der über den Bäumen, zwischen 100 und 150 Meter Höhe fliege.

Gejagt wird mit Hilfe von Ultraschall

Einer der Zählungs-Standorte ist der Metnitzstrand in Klagenfurt. Das Nahrungsangebot für die Abendsegler ist an großen Gewässern, egal ob stehend oder fließend, besonders groß. Aufgrund seiner Größe fallen nachtaktive Schmetterlinge oder große Käfer in sein Beuteschema. Das Jagdrevier kann durchaus mehrere Quadratkilometer groß sein und mit Hilfe von Ultraschall wird die Beute ausfindig gemacht.

Nahaufnahme einer Fledermaus von hinten
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Fledermäuse jagen mit Hilfe von Ultraschall

„Der Abendsegler stößt diesen Ultraschall übers Maul aus und er bevorzugt aufgrund seiner Höhe und aufgrund seiner Größe eher Frequenzbereiche zwischen 20 und 25 Kilohertz, das ist sehr niedrig. Wir Menschen können bis zu circa 18 / 19 Kilohertz gut hören“, so Krainer über den Jagdvorgang. Der Abendsegler jage in großen Höhen und fliege sehr schnell, somit könne er seine Beute auf weite Distanzen mit Hilfe des Niederfrequenzbereiches schnell ausfindig machen.

Jäger werden zu Gejagten

Wenn der Ultraschall auf einen Widerstand stößt, wird er reflektiert. Der Abendsegler bekommt so nicht nur die Information, dass da etwas ist, sondern auch wie groß es ist, wie schnell und in welche Richtung es sich bewegt. Laut Krainer würde sich die Jagd in Bruchteilen von Sekunden abspielen und noch bevor das Beutetier es realisiere, sei es schon gefressen. Das Blatt kann sich schnell wenden und so wird aus dem Jäger der Gejagte. Zu den natürlichen Feinden zählen laut Krainer Taggreifvögel, beispielsweise Falken, Baumfalken oder Sperber.

Tollwut-Gefahr: Fledermaus-Findlinge achtsam behandeln

Beim Fund einer verletzte Fledermaus rät Krainer: „Auf jeden Fall nicht mit der bloßen, nackten Hand angreifen. Auf keinen Fall! Fledermäuse sind Wildtiere, das heißt wenn man sie angreift, kann es durchaus sein, dass sie sich wehren und man wird gebissen. Fledermäuse können Tollwut übertragen“.

Nordfledermaus
Nationalpark Hohe Tauern
Achtung bei Fledermaus-Findlingen: Fledermäuse können auch Tollwut übertragen

In Österreich hätte es bisher keinen Fall gegeben, aber ausschließen könne man das laut Krainer nie. „Wenn man eine Fledermaus findet, in erster Linie mit einem dicken Handschuh oder mit einem Handtuch vorsichtig aufnehmen. Und am Besten in einen Karton geben, der gut verschlossen wird. Und oben am Deckel Luftlöcher rein in den Karton kann man natürlich eine Decke, ein altes Handtuch oder Stoffserviette reingeben, wo sich das Tier verkriechen kann. Und am besten uns sofort anrufen“, so Krainer weiter.

Anschließend würde das Team der ARGE Naturschutz kommen und das Tier auf etwaige Verletzungen untersuchen, führte Krainer aus. Danach würde es zum Tierarzt gebracht werden, wenn das Tier überlebensfähig sei, würde es gesundgepflegt werden. Würde das nicht der Fall sein, werde es eingeschläfert.

Störungen im Winterschlaf haben fatale Folgen

Krainer rät im Allgemeinen zu einem achtsameren Umgang mit den empfindlichen Tieren. Fledermäuse haben kein Problem mit indirekter Störung, wie beispielsweise vorbeifahrenden Autos oder Zügen. „Das ist für sie nichts Außergewöhnliches, das ist ein bisschen Lärm, ein paar Schwingungen, aber es ist keine direkte Störung. Fledermäuse gewöhnen sich bald einmal an alles, nur an keine direkte Störung." Die Tiere würden bei direkter Störung, das Quartier verlassen und unter Umständen gar nicht mehr aufsuchen.

Besonders empfindlich seien sie in ihrem Winterquartier. Dafür suchen sie gerne Höhlen, Stollen, Bunker oder Erdkeller auf. „Da ist für die Fledermäuse jede Störung ein riesen großes Problem, es reicht schon, wenn man die Tiere mit einer Taschenlampe anleuchtet“, so Krainer. Auch den Blitz beim Fotografieren und das Geräusch empfinden die Tiere als störend, auch wenn sie sich nicht bewegen. Der Aufwachprozess sei laut Krainer sehr langsam und daher energieaufwendig. Störungen würden für viele den Tot im Frühjahr bedeuten, da sie durch den hohen Energieaufwand schlichtweg verhungert wären.

Geheime Untermieter

Kärnten bietet den Fledermäusen viele Quartiermöglichkeiten. Laut Krainer würden viele heimische Fledermäuse als „Untermieter“ in Gebäude ziehen. Beispielsweise in Dachböden, Garagen oder Spalten hinter Holz- und Blechverschallungen ziehen.

Fledermäuse an der Decke
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Heimische Fledermäuse sind in erster Linie gebäudewohnende Fledermäuse

„Es gibt dann auch noch typische Baumhöhlen bewohnende Fledermäuse, die können in natürlichen Baumhöhlen z.B. abgestorbenen Ästen oder auch in „künstlichen“ Baumhöhlen z.B. in Spechtlöchern ihre Quartiere haben“, so Krainer über die unterschiedlichen Quartiermöglichkeiten. Mittlerweile gäbe es auch schon eigene Fledermauskästen oder Fledermausbretter.