Zentrale der Kärntner Gebietskrankenkasse in Klagenfurt von außen
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Gesundheit

Kassenfusion: 94 Mio. aus Kärnten für Wien

Durch die Fusion der Kärntner Gebietskrankenkasse mit jenen der anderen Länder zur Österreichischen Gesundheitskasse werden Risiken für die Gesundheitsversorgung befürchtet. Alleine Kärnten muss 94 Millionen Euro an Wien abgeben.

Ab 1. Jänner wird es nur noch fünf Sozialversicherungen in Österreich geben. So gehen etwa die neun Gebietskrankenkassen in die österreichische Gesundheitskasse auf. Statt der von ÖVP-FPÖ versprochenen Milliarde für die Patienten würden aktuell jährlich 800 Millionen Euro an Kosten für die Fusion entstehen, betonte am Donnerstag der Obmann der neuen österreichischen Gesundheitskasse Andreas Huss.

Er ist selbst Arbeitnehmervertreter. Diese hatten bis jetzt eine Mehrheit bei Entscheidungen in den Gebietskrankenkassen. Ab 1. Jänner ist der Verwaltungsrat mit sechs Vertretern der Arbeitnehmer und sechs der Arbeitgeber besetzt. Die Dienstgeber seien durch geringere Beiträge die Profiteure der Kassenreform und nicht die Patienten, betonte Huss.

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Die KGKK muss laut Steiner entscheidende Bereiche an Wien abgeben

„Menschen werden medizinischen Fortschritt missen“

Er warnte auch vor einer Privatisierung des Gesundheitssystems durch mehr Geld für Privatspitäler. Die Fusion führe in der Weiterversorgung der Entwicklung um Jahre zurück, sagt der Experte: „Die Menschen werden es spüren, dass wir den medizinischen Fortschritt nicht mehr so schnell unter sie bringen können. Zusätzlich werden wir nicht einheitliche Leistungen für alle Versicherten in Österreich bekommen. Und das, nur damit die Regierung ihre Machtverschiebung umsetzen konnte, dass es Lohnnebenkostensekungen für Dienstgeber gibt und dass es einen leichteren Zugang von privaten Gesundheitsdienstleistungsanbietern im öffentlichen Gesundheitssystem gibt.“

Außenstelle ohne Kompetenzen

Ab 1. Jänner werden die Entscheidungen für die insgesamt sieben Millionen GKK Versicherten in Wien getroffen. Die Kärntner GKK müsse 94 Millionen Euro an Rücklagen nach Wien überweisen. In Kärnten bleibe nur eine Außenstelle ohne Kompetenzen bei Ärzteverträgen und Leistungen für die Patienten vor Ort, kritisierte der Obmann der Kärntner Gebietskrankenkasse, Georg Steiner.

Die Budgetvertragspartner und Personalhoheit gehe nach Wien. Das seien entscheidende Bereiche: „Wir müssen mit 1. Jänner 94 Millionen Euro an die Österreichische Gesundheitskasse abliefern.“ Das Geld würde dringend benötigt, um in die Kärntner Gesundheitsversorgung zu investieren, neue Arztstellen zu schaffen und Erschwerniszulagen für Landärzte zu schaffen.

Verlangsamung bei Entscheidungen befürchtet

Rot Kreuz-Präsident Peter Ambrozy, ehemaliger SPÖ-Gesundheitsreferent in Kärnten fürchtet, dass es rasche Lösungen etwa bei der Finanzierung der Krankentransporte und der Laborleistungen in Kärnten künftig nicht mehr geben könnte.

Der Noch-Direktor der Kärntner GKK, Johann Lintner, nennt schon konkrete Beispiele, die ab dem nächsten Jahr in der jetzigen Form in Kärnten nicht mehr angeboten werden können: Das sind eine schnelle, spezielle Prostata-MRT-Untersuchung und eine vom Klinikum und der GKK entwickelte spezielle Therapie von chronischen Schmerzpatienten.

Vertreter der Kärnter Gebietskrankenkasse (KGKK) bei Pressekonferenz zu Kassenfusion
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FPÖ-Trettenbrein: Neue Kasse verdient Chance

Der Kärntner FPÖ-Gesundheitssprecher Harald Trettenbrein erinnerte in einer Aussendung an Beispiele, wo die Kärntner Gebietskrankenkasse in ihrer ursprünglichen Form – seiner Meinung nach – nicht zum Wohl der Versicherten gehandelt habe, wie zum Beispiel die nicht einheitlichen Beiträge für Heilmittel und Heilbehelfe betreffend.

Auch die Versorgung von Inkontinenz-Patienten habe sich verschlechtert und für die Betroffenen verteuert. Die alte GKK-Verwaltung hinterlasse auch einen Mangel an Fachärzten mit Kassenvertrag, vor allem bei Kinderärzten, Gynäkologen, Psychiatern und Neurologen. Die neue Gesundheitskasse verdiene eine faire Chance, es besser zu machen, so Trettenbrein.