Durchfahrender Zug im Bahnhof Inzing
ORF
ORF
Chronik

Bürgerinitiativen mit Politik gegen Bahnlärm

Für Lärmschutz wegen der Bahn in Klagenfurt sei es nun höchste Eisenbahn, sagen die Vertreter zweier Bürgerinitiativen mit Unterstützung der Freiheitlichen Partei in Klagenfurt und des Team Kärnten. Gefordert wird eine Temporeduktion der Güterzüge im bewohnten Gebiet, um den Lärm zu reduzieren.

In Klagenfurt fehle weiterhin wirksamer Lärmschutz, lautete die Kritik bei einer Pressekonferenz am Freitag. Auf der Südbbahn stehe eine Güterzug-Lawine bevor, denn Kärnten liege auf der Strecke zwischen dem Güterhafen in Triest, der ausgebaut wird, und dem Bahnverkehrsknoten im Osten.

China investiert eine Milliarde in Hafen Triest

Die Bevölkerung werde von der Politik und den ÖBB im Stich gelassen, lautete ein Vorwurf. Deutschland und die Schweiz hätten bereits ein Verbot für laute Güterzüge beschlossen, Österreich nicht, demzufolge würden die lauten Waggons künftig auf der Strecke durch Österreich eingesetzt, wird befürchtet.

Die Strecke verbindet einen Güterterminal in der Slowakei mit dem Hafen in Triest, sagte Peter Unterluggauer von der Bürgerinitiative Stopp dem Bahnlärm. „Wir haben die neue Situation mit dem Ausbau des Hafens in Trist. China investiert eine Milliarde Euro. Und wie wir die Chinesen kennen, sind die sehr schnell fertig. Die bauen einen Hafen in der Zeit, in der wir eine Lärmschutzwand planen.“

Jandl: Brauchen keine neue Studie zu Bahnlärm

Sowohl in Klagenfurt als auch in Pörtschach seien mehrfach 90 Dezibel Lärm gemessen worden, normalerweise würden in Wohngebieten 40 Dezibel als Grenze gelten, hieß es bei der Pressekonferenz. Gegen eine neuerliche Studie zum Bahnlärm sprach sich Klaus Jürgen Jandl, Team Kärnten Gemeinderat in Klagenfurt aus. „Da wollen wir Geld hinaus werfen, für etwas, das bereits klar ist, nämlich dass es hier zu hohe Werte gibt. Das ist ungefähr so, als würde ich mit einem roten Auto in die Werkstatt fahren, um mir bestätigen zu lassen, dass das Auto rot ist. Wir brauchen keine Studie, die besagt, dass es eines Lärmschutzes bedarf. Sparen wir uns die 120.000 Euro lieber, das ist eine typische Maßnahme der Rathauskoalition, um Zeit zu gewinnen.“

Jandl will gemeinsam mit dem freiheitlichen Vizebürgermeister von Klagenfurt, Wolfgang Germ, den Druck auf die anderen Parteien erhöhen. Klagenfurt solle eine Sonder-Lärmschutzzone werden mit 40 Dezibel Grenzwert und 50 Dezibel Maximum. Erreicht werden soll das mit einer Temporeduktion der Güterzüge auf 50 km/h. Vizebürgermeister Germ sagte, Italien lebe diese Temporeduktion auf 50 km/h vor. „Gefordert ist nun ein Sonderfinanzierungsfonds vom Bund, zu dem sich alle Parteien bekannt haben. Es sollen aber auch das Land, die Stadt und die Gemeinde ihren Anteil zahlen.“

Aktivisten: Bereit für Sitzblockaden

Christoph Neuscheller, Tourismusreferent von Pörtschach und Mitglied des Vereins Stopp den Bahnlärm verwies auf Aussagen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wonach lärmgeplagte Menschen zwei gesunde Lebensjahre verlieren würden. In Kärnten sei schon genug über Lärmschutz geredet worden, sagte Neuscheller. „Wir werden uns das noch eine kurze Zeit anschauen. Ich weiß, es ist Wahlkampf, da wird einem viel versprochen. Aber wir sind bereit für Sitzblockaden, ich habe mich bereits mit Aktivisten getoffen, die auch bei den Castor-Transporten in Deutschland tätig waren, wir wissen, wie das funktioniert.“

Kärnten trete gegenüber den ÖBB sehr zurückhaltend auf, ergänzte der Sprecher der Bürgerinitiative Peter Unterluggauer. „Andere Bundesländer rufen jede Woche bei der ÖBB-Generaldirektion in Wien an. Die Kärntner ersuchen um einen Termin in sechs Monaten.“ Die ÖBB müssten unter Druck gesetzt werden, lautete der Tenor bei der Pressekonferenz, freiwillig würden die ÖBB nicht handeln.