Atomkraftwerk Krsko im Vordergrund Umspannwerk
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Chronik

Kärnten lehnt zweiten Reaktor für Krško ab

Ein klares Nein gibt es aus Kärnten für die Pläne in Slowenien, das Atomkraftwerk Krško mit einem zweiten Reaktorblock auszustatten. Der slowenische Regierungschef Marjan Sarec drängt auf den Bau des zweiten Atomreaktors. Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) spricht sich gegen die Erweiterung aus und fordert einen Schulterschluss.

Land und Bevölkerung Kärntens erwarten sich einen nationalen und auch europäischen Schulterschluss, der dieses Vorhaben „gleich im Keim erstickt“, sagte Kaiser in einer Aussendung am Freitag. Am Donnerstag wurde durch Medienberichte bekannt, dass sich mit dem slowenischen Regierungschef Marjan Sarec erstmals ein amtierender Ministerpräsident klar für den Ausbau des Atomkraftwerks ausspricht. Es gehe darum, Slowenien energieunabhängig zu machen – mehr dazu in ORF.at.

Das Atomkraftwerk Krsko im Vordergrund ein Acker
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Das Atomkraftwerk in Krško in Slowenien steht nahe einer Erdbebenlinie

Zweiter Reator noch keine beschossene Sache

Man brauche einen zweiten Reaktorblock, sagte Sarec am Donnerstag bei einem Besuch des Kernkraftwerks in Krško. 15 Millionen Euro hätten die Betreiber schon in Machbarkeitsstudien investiert, frühestens in zehn Jahren könnte ein zweiter Block ans Netz gehen. So lange brauche man für die nötigen Beschlüsse und Genehmigungen, hieß es vom Direktor der Betreibergesellschaft.

Der Ausbau des AKW sei nötig, wenn Slowenien wirtschaftlich erfolgreich und in der Stromversorgung unabhängig sein wolle, sagte Regierungschef Sarec. Beschlossene Sache ist der Bau eines zweiten Reaktors deshalb aber noch lange nicht. Eine Einigung in der Mehrparteienkoaliton gibt es derzeit nicht, räumte auch Sarec ein. Es sei seine Meinung, es gebe aber gute Argumente für den Bau eines zweiten Blocks.

Turm desAtomkraftwerk Krsko
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Das Atomkraftwerk Krško deckt derzeit etwa 40 Prozent des slowenischen Energiebedarfs. Fünf Milliarden Kiolowattstunden werden jährlich produziert. Bis zum Jahr 2043 soll der bestehende Block noch in Betrieb sein, dann soll auch das kalorische Kraftwerk Sostanj stillgelegt werden.

Kaiser: Kein neuer Atommeiler in Erdbebengebiet

Kritik an den Ausbauplänen üben slowenischen Umweltschützer. Und auch aus Kärnten kam entschiedene Ablehnung. Landeshauptmann Kaiser sagte, das Kraftwerk sorge immer wieder durch gefährliche Zwischenfälle für Angst in der Bevölkerung. Schon die Laufzeitverlängerung hat in Kärnten und Österreich zu großem Unverständnis und Protesten geführt – mehr dazu in Laufzeit für AKW Krško um 20 Jahre verlängert (kaernten.ORFat; 21.7.2015).

„Die Kärntner Bevölkerung hat kein Verständnis dafür, dass im Nachbarland eine eigentlich ständige Bedrohung da ist. Wenn jetzt ernsthaft daran gedacht wird noch einen zweiten, und wie wir nicht erst seit Fukushima wissen, unberechenbaren Atommeiler in das für Erdbeben höchst anfällige Gebiet hinzustellen, ist das für mich der falsche Weg. Ich erwarte mir einen nationalen und auch europäischen Schulterschluss, der dieses Vorhaben gleich im Keim erstickt“, sagte Kaiser.

Totale des Atomkraftwerk Krsko
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Gegen die Verlängerung der Laufzeit für den aktuellen Reaktor gab es heftige Proteste aus Österreich

Kaiser fordert Bund zu Klarstellung auf

Das Land Kärnten werde sich jedenfalls sofort mit Slowenien in Verbindung setzen, um einerseits seine Position deutlich zu artikulieren und andererseits Slowenien nochmals volle Unterstützung und Know How-Transfer im Bereich erneuerbarer Energiegewinnung zuzusichern. Das Selbe erwarte er sich auch von der aktuellen Bundesregierung, sagte Kaiser. „Hier gilt es sofort Klarheit zu schaffen und unser gemeinsames Nein zu derartigen Überlegungen zu verdeutlichen.“

Köstinger: Antrag für parteiübergreifende Allianz

Klubomann-Stellvertreterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) fordert in einer Aussendung einen gemeinsamen Beschluss aller Parlamentsparteien im Nationalrat. „Die neuesten Entwicklungen bezüglich der Ausbaupläne der slowenischen Regierung beim Atomkraftwerk Krško sind alarmierend“. Die ÖVP kämpfe auf allen Ebenen gegen die Atomkraft, so Köstinger. "Wir müssen auch jetzt im österreichischen Nationalrat ein klares Zeichen gegen die Atomkraft setzen. Daher werde ich bei der nächsten Nationalratssitzung einen Antrag zu einer parteiübergreifenden Allianz gegen Krško einbringen“.

Darmann: Bedrohung für ganz Mitteleuropa

Proteste gegen den geplanten zweiten Atommeiler kamen am Freitag auch von der FPÖ. Parteichef Gernot Darmann sprach von einer massiven Bedrohung für ganz Mitteleuropa und kündigte massiven Widerstand an. Dieser zweite Reaktor dürfe nicht gebaut werden. Darüber hinaus dürfe es auch keine Verlängerung der Laufzeit des bestehenden „völlig veralteten AKW Krško geben“, sagte Darmann.

Team Kärnten: Keine Katastrophe heraufbeschwören

Als gefährliche Drohung Sloweniens bezeichnete Gerhard Köfer vom Team Kärnten die Idee für den Bau eines zweiten Atomreaktors in Krško. „Mir erscheint es so, als wolle Slowenien geradezu eine Atomkatastrophe heraufbeschwören. In diesem Gebiet kann es nur eine Devise geben und diese lautet, das Kraftwerk zu schließen und keinesfalls einen zweiten Atommeiler zu errichten", so Köfer. Der Team-Kärnten Obmann tritt für einen Schulterschluss aller Kärntner Landtagsparteien ein, da ein Ausbau das Bedrohungsszenario für Kärnten und für den gesamten mitteleuropäischen Raum erhöhen würde.