Krankenzimmer, Personal versorgt Patienten
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Wochenendnotärzte dringend gesucht

Das Land ist händeringend auf der Suche nach Notärzten für die Wochenenden. Vor allem im größten Kärntner Bezirk Spittal/Drau spitzt sich die Situation zu. Für das kommende Wochenende sah es zunächst so aus, als würde es erstmals keinen Notarzt geben, mittlerweile meldeten sich engagierte Ärzte, die die Dienste übernehmen.

Sollten Sie am Wochenende im Bezirk Spittal den Notarzt brauchen, wird ein Mann mit Sicherheit versuchen, sie zu retten: Gerald Bruckmann, der medizinische Direktor des Krankenhauses Spittal höchstpersönlich. Er ist es, der das Notarztsystem mit seinem freiwilligen Dienst vor dem Kollaps bewahrt, wie er selbst sagt.

Bruckmann: „Kommenden Samstag stehen wir vor der prekären Situation, in zwei Bezirken den Notarztwagen in der Nacht nicht zu besetzen. Ich fühle mich einem Ehrenkodex verpflichtet und werde deshalb einen Teil dieses Dienstes übernehmen, um zumindest diese Situation zu überbrücken.“

Engagierte Ärzte meldeten sich

Nach dem ORF Kärnten Bericht über fehlende Notärzte am Wochenende dürfte das Problem, zumindest für das kommende Wochenende, gelöst sein. Laut Information von Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) haben sich ausreichend engagierte Ärzte gemeldet. Im Bezirk Spittal an der Drau haben sich zwei fehlende Ärzte beim ärztlichen Leiter des Krankenhauses Gerald Bruckmann gemeldet. Bruckmann teilt sich mit diesen Ärzten nun den Notarztdienst.

Für den Bezirk Villach konnte ein noch offener Dienst rasch besetzt werden, sagt die in Villach verantwortliche Notärztin Silke Wappis. Bis Ende August stehe der Notarztplan, heißt es aus Villach.

Ärzte sehen Systemproblem als Ursache

Kernfrage ist also, warum gibt es keine Notärzte für den bodengebundenen Rettungsdienst an den Wochenenden mehr? Laut Büro der Gesundheitsreferentin Beate Prettner sei in Kärnten im Gegensatz zu anderen Bundesländern noch kein Notarztdienst am Wochenende unbesetzt geblieben. Nach der Reform des Medizinstudiums gebe es in ganz Österreich weniger Notärzte, weil Mediziner im Gegensatz zu früher nun erst nach dem Turnus als Notärzte arbeiten dürfen.

Primarius Likar und ein weiterer Arzt besprechen sich
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Rudolf Likar mit einem Kollegen im Klinikum

Neues Arbeitszeitkonzept: Bis zu 14 Stellen zu besetzen

Der Leiter der Anästhesie und Intensivmedizin im Klinikum Klagenfurt, Rudolf Likar, ortet ein grundsätzliches Systemproblem. „Man muss es a la longue planen, weil die Ärzte nicht mehr 72 Stunden oder mehr jede Woche arbeiten wollen. Das Arbeitszeitgesetz ist auf 48 Stunden ausgerichtet. Wird das Notarztkonzept in die 48 Stunden integriert, bedeutet das zwölf bis 14 Stellen mehr.“ Auch laut Notärztin Silke Wappis seien Strukturprobleme verantwortlich für die Schwierigkeit, ausreichend Ärzte zu finden, nicht die Bezahlung.

Rotationssystem und Ausbildungskonzept fehlen

Um bei der Ausbildung zu bleiben – hier vermisst Likar ein Konzept für die Ausbildung von Jungärzten. Es müsse auch gewährleistet sein, dass nicht nur Anästhesisten, sondern auch Ärzte anderer Disziplinen Notarztdienste übernehmen – und das setze ein Rotationssystem voraus, das es eben nicht gebe.

Hand an Schläuchen KLinikumgebung
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Kärnten hat laut Ärztekammer die freiwilligen Notarztdienste noch nicht ins Arbeitszeitgesetz integriert

Land müsste Finanzierung übernehmen

Stehzeiten gibt es – vor allem an den Wochenenden – keine. Petra Preiss, Präsidentin der Ärztekammer: „Es ist nicht die Aufgabe der KABEG, diese Ärzte zu bezahlen, weil ja der Rettungsdienst nicht zur KABEG gehört, sondern vom Land finanziert werden muss. Es muss eine Finanzierungsmöglichkeit gefunden werden, um diese Leute zu bezahlen. Darüber hinaus wird man für alle, die freiberuflich fahren, für alle Notärzte, über eine bessere Bezahlung nachdenken müssen.“

Die Ärzte legen Wert auf die Feststellung, dass ihr Honorar, 969 Euro für 24 Stunden kein Nettobetrag sei, davon müsse sowohl Einkommenssteuer als Sozialversicherung bezahlt werden. Laut Berechnung der Villacher Notarzt Verantwortlichen Silke Wappis beträgt das Honorar 19 Euro netto pro Stunde. Das Honorar sei kein Thema bei der Erstellung der Dienstpläne sagt die Notärztin in einem Gespräch mit dem ORF.

Evaluiert wird jetzt, mögliche Reform im Herbst

Die für das Rettungswesen zuständige Referentin Beate Prettner lässt ausrichten, dass man ohnehin schon 2,5 Millionen Euro jährlich für Notarzthonorare ausgebe. Es gebe aber zurzeit eine Evaluierung, um ab Herbst eine mögliche Reform in die Wege zu leiten. Kärnten ist laut Ärztekammer eines der letzten Bundesländer, das die freiwilligen Notarztdienste noch nicht ins Arbeitszeitgesetz integriert hat.

Die Freiheitliche Partei fordert Prettner auf, rasch eine dauerhafte Lösung zu suchen. Der FPÖ-Landtagsabgeordnete und Spittaler Stadtrat Christoph Staudacher fordert, nicht bis zu einer möglichen Reform im Herbst zu warten.

Rettungshubschrauber Fresach im Dauereinsatz

Der Mangel an Notärzten an den Wochenenden in Spittal und Villach wirkt sich natürlich auf die Frequenz des Rettungshubschraubers „RK1“ aus, der in Fresach stationiert ist. Bis zu zehn Einsätze am Tag sind dort mittlerweile die schweißtreibende Regel.