Zukünftige Naturschutzkräfte auf einer Baustelle
E.C.O. Institut für Ökologie
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Bildung

Ausbildung zur Naturschutzfachkraft

An der Fachhochschule Kärnten können sich naturwissenschaftlich-technisch Interessierte zur Naturschutzfachkraft ausbilden lassen. Dabei werden verschiedenste Naturschutzmaßnahmen vermittelt und erprobt. Besonders aktuell ist der richtige Umgang mit Neophyten wie dem drüsigen Springkraut. Der Lehrgang ist kostenpflichtig.

Der Lehrgang zur Naturschutzfachkraft wird in Kärnten bereits zum zweiten Mal durchgeführt und ist einzigartig in Österreich. Die Studierenden lernen, wie bei Baumaßnahmen Menschen, Tiere, aber auch Pflanzen gut miteinander existieren können. Dabei sollte das Ökosystem so wenig wie möglich gestört werden.

Kontakt zu unterschiedlichen Branchen

Die Zulassungsvoraussetzung für den Lehrgang zur Naturschutzfachkraft ist ein abgeschlossenes Bachelorstudium. Aber auch eine vierjährige Berufserfahrung aus der Bau- oder Naturschutzbranche reicht als Zulassungskriterium aus. Der Lehrgang wird von der FH Kärnten und dem E.C.O. Institut für Ökologie angeboten.

Elisabeth Wiegele, Geografin und Absolventin des 1. Lehrganges sagte, an dem Lehrgang schätze sie besonders den Kontakt zu Menschen aus unterschiedlichsten Branchen. „Wir haben Teilnehmer von der Bauwirtschaft, über Apfelwirtschaft, bis wirklich Schutzgebietsmanagement mit Ranchern. Man lernt irrsinnig viele Leute kennen, was jetzt halt noch immer ein tolles Netzwerk ist“, so Wiegele.

Studenten, die an ihrem Projekt arbeiten
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Der Lehrgang zur Naturschutzkraft kann nur in Kärnten absolviert werden

In vier Modulen zur Naturschutzkraft

Die gesamte Ausbildung dauert ein Jahr und ist in vier Module aufgeteilt. Im ersten Modul geht es um die Grundlagen des Naturschutzes am Bau. „Da lernt man, wie man Bescheide liest, wie das Gesetz allgemein ist, wie man mit Naturschutz am Bau umgeht und auch ein paar technische Aspekte“, sagte Elisabeth Wiegele.

Bei Modul zwei kommen dann die speziellen Aspekte des Naturschutzes am Bau dran. Da geht es um die eigentliche Funktion der Naturschutzfachkraft und um die ökologische Baubegleitung, Gerätekunde, Rekultivierung und Ausgleichsflächen.

Im dritten Modul erfährt der Studierende viel über Tiere, Pflanzen und verschiedene Lebensräume, im vierten Modul setzen die Studierenden ein eigenes Projekt um. Mit zehn Wochenendblöcken, jeweils von Donnerstag bis Samstag lässt sich die Ausbildung auch berufsbegleitend vereinbaren, so Wiegele.

Auszubildende Naturschutzfachkräfte im Unterricht
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In dem Lehrgang sind Teilnehmer aus unterschiedlichen Branchen

Hartnäckige Pflanzen

Das Europaschutzgebiet Lendspitz-Maiernigg in Klagenfurt beherbergt viele sensible und schützenswerte Tiere und Pflanzen. Starkes Aufkommen von Neophyten – wie dem drüsigen Springkraut, einer Pflanze aus dem Himalaya-Gebiet – verringern, so Wiegele, die Biodiversität heimischer Naturschutzgebiete. Neophyten sind Pflanzen, die nach Österreich eingeschleppt wurden und sich rasch verbreiten.

Aus diesem Grund hat Elisabeth Wiegele im Zuge ihrer Abschlussarbeit untersucht, wie man das Wachstum dieses hartnäckigen Krautes eindämmen kann. Denn eine einzelne Pflanze des drüsigen Springkrautes verbreitet sich im Jahr um mehrere Meter und gefährdet die anliegenden Orchideenwiesen, so Wiegele. „Ich habe versucht das Springkraut auszureißen und es mit einer Sichel abzuschneiden. Ich habe auf zwei verschiedenen Arten die Folie angewendet, also ein mal ein Quadratmeter Folie aufgelegt und bin dann eigentlich zu dem Entschluss gekommen, dass das eine sehr eindrucksvolle Pflanze ist, die wirklich sehr widerstandsfähig ist und dass das permanente und kontinuierliche Auszupfen die beste Methode ist“, sagt die Geografin.

drüsiges Springkraut
Pixabay
Das drüsige Springkraut wächst auch im Europaschutzgebiet Lendspitz-Maiernigg in Klagenfurt

Hohes Samenpotenzial im Boden

Pro Saison produziert jede Pflanze bis zu 2.000 Samen, die vier bis sieben Jahre keimfähig sind, sagt Elisabeth Wiegele. Das bedeutet, dass ein riesiges Samenpotential im Boden steckt. Ausgewachsen kann das drüsige Springkraut zwei bis drei Meter hoch werden. Die Pflanze mag vor allem feuchte Gebiete, weshalb man sie auch an Fluss- und Bachläufen findet. Durch den schwimmfähigen Samen kann sie sich entlang eines Gewässers gut ausbreiten.

Auf Grund der Ausbreitung, ihrer Vorliebe für feuchte Gebiete und ihrem Absterben im Winter, bietet das drüsige Springkraut keinen ausreichenden Schutz vor Erosionen. Elisabeth Wiegele: „Wenn wir z.B. eine Böschung direkt am Bach haben und diese vielleicht zwei bis drei Grad hat und das Springkraut im Winter nicht da ist, ist die Gefahr halt sehr groß, dass bei stark Regen der Hang immer wieder erodiert und weiter abrutscht.“

Elisabeth Wiegele während ihrer Projektarbeit
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Elisabeth Wiegele hat im Zuge ihres Projektes das drüstige Springkraut untersucht

Guter Nahrungslieferant für Bienen

Dennoch muss das drüsige Springkraut, laut Wiegele nicht überall entfernt werden, da es den Bienen bis spät in den Herbst Nahrung bietet. Ob Neophyten entfernt werden oder nicht, hänge vom Standort, der Sinnhaftigkeit und den Kosten ab.

Das Projekt von Elisabeth Wiegele ist nur ein Projekt von dreizehn des ersten Lehrganges zur Naturschutzfachkraft. Der zweite Lehrgang beginnt im Oktober an den Fachhochschulstandorten in Klagenfurt und Villach. Die Anmeldefrist geht bis 31. August. Die Ausbildung ist kostenpflichtig.