Vor mehr als zehn Jahren baute Walter Melcher einen Stadel in St. Stefan im Lavanttal in ein Atelier um. Dass das Haus ein wenig an venezianische Palazzi erinnert ist Absicht, denn Walter Melcher absolvierte in der Lagunenstadt sein Kunststudium. Den nahezu herrschaftlichen Park rund um das Atelier legte er selbst an. Er wollte einen Rückzugsort für sich und seine Gedanken schaffen.
Eigener Kosmos voller eigener Farben
Dass hier alles so wirkt, als wäre er ein wenig aus der Zeit gefallen, ist ebenfalls gewollt, denn Walter Melcher hat seinen eigenen Kosmos, sträubt sich vor dem üblichen Kunstbetrieb, gegen Strömungen der Zeit und vor allem dagegen, in eine Schublade gepfercht zu werden.
Nicht einmal Ölfarben aus der Tube will er verwenden. So rührt er sich seine Farben selbst mit Mohnöl und tot gebranntem Kalk an, weil das zu keinen Verfärbungen über die Jahrzehnte führe, erklärt der Künstler, der so gut wie nie Interviews gibt und seine Werke nicht allzu oft in der Öffentlichkeit zeigt. Aber im heurigen Sommer ist im Schloss Wolfsberg eine umfangreiche Schau zu sehen.
Jedes Thema hat seinen Stil
Geht man durch die Ausstellungsräume, so könnte man meinen, dort seien fünf oder mehr verschiedene Künstler am Werk gewesen. Melcher bearbeitet unterschiedliche Themenschwerpunkte und das mit unterschiedlichen Malstilen.
Melcher liebt die Ironie: Seine Paraphrase auf Tizians „Mars, Venus und Cupido“ beinhaltet auch Zeitgenössisches, das zum römischen Kriegsgott passt. Auch seine vom eigenen Garten inspirierten Bilder, lesen sich mitunter als gemalter Kommentar – denkt man beispielsweise an den europäischen Wahn, sich Buddhafiguren in den Garten stellen zu müssen.
Radierungen und verzierte Geigen
Zahlreiche Radierungen sind ebenso in der Ausstellung zu sehen, gefertigt in der eigenen Druckwerkstatt wie künstlerische gestaltete Geigen, die sich durchaus bespielen lassen.
„Werke und Tage“ von Walter Melcher sind bis 8. September auf Schloss Wolfsberg zu sehen.