Screenshot von Fortnite
ORF/Petra Haas
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Lifestyle

Experte: Computerspiele gehören zum Leben

Nachdem ein 17-jähriger Kärntner Gamer den Weltmeistertitel des Spiels Fortnite in New York errungen hat, sind PC-Spiele wieder Thema des Tages. Sie bergen Suchtpotenzial, doch verteufeln solle man sie nicht, sagen Experten. Sie gehören zur Medienkompetenz, die man heute brauche, man müsse damit umgehen können.

Im Arthur-Ashe-Stadion in New York kämpfen normalerweise die besten Tennisspieler der Welt um den Sieg bei den US Open. Am Wochenende verfolgten 40.000 Zuschauer in der Arena und Millionen per Livestream die Weltmeisterschaft im Computerspiel Fortnite. Vor dieser Kulisse gewann der 17-jährige Ebenthaler David Wang alias „COOLER aqua“ gemeinsam mit dem Norweger Emil Bergqvist Pedersen den Duo-Bewerb. Preisgeld: umgerechnet mehr als 1,3 Millionen Euro – mehr dazu in Mit Computerspielen zum Millionär.

Bei Jugendlichen beliebt

In Fortnite werden die Spieler auf einer virtuellen Insel ausgesetzt, müssen sich Waffen und andere Ressourcen zusammensuchen und Gegner ausschalten. Weltweit sind 250 Millionen Spieler online registriert. Auch in Österreich ist Fortnite vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt. Felix Schniz, Studienprogrammleiter für das Masterstudium Games Studies and Engineering an der Alpen Adria Universität Klagenfurt sagte dazu, Fortine sei einsteigerfreundlich, es habe eine Cartoongrafik, die es schaffe, Spieler weltweit zusammenzubringen. Es sei ein schönes Hobby.

Verlauf zur Sucht fließend

Um es bis zur Weltmeisterschaft zu schaffen, ist täglich stundenlanges Training notwendig. So viel Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen birgt entsprechendes Suchtpotenzial. In der Spielsuchtambulanz der Diakonie de La Tour in Kärnten sei der jüngste regelmäßig fortnitespielende Patient 14 Jahre alt, sagte die Psychologische Leiterin Bettina Quantschnig. Der Übergang zur Computerspielsucht sei immer fließend: „Es ist so, wenn reale Interessen in den Hintergrund treten, Treffen mit Freunden, Sport, wenn sich der junge Mensch im Wesen verändert, ist Achtsamkeit gefragt.“

Jugendliche in der Selbstwertfindung seien besonders gefährdet. Psychologin Quantschnig rät Eltern, nicht zuletzt ihr eigenes Medienkonsumverhalten und damit ihr Vorbild zu hinterfragen: „Wenn Eltern beim Mittagessen mit dem Laptop oder Smartphone beschäftigt sind und Kommunikation nebenher beim Essen läuft, macht das auch etwas mit den Kindern.“ Computerspiele sollten nicht verteufelt werden, wichtig sei ein bewusster und zielorientierter Umgang, so Quantschnig.

Schld von Game Studies an der Uni Klagenfurt
ORF Kärnten
An der Alpen Adria Universität Klagenfurt gibt es eine eigene Studienrichtung für Computerspiele

Medienkompetenz muss entwickelt werden

Seit zwei Jahren gibt es an der Alpen Adria Universität Klagenfurt eine eigene Studienrichtung, sie nennt sich Game Studies und beschäftigt sich mit allen Facetten der Computerspiele. Sie gehören nach Ansicht der Experten zum Leben dazu.

Felix Schniz, der Studienprogrammleiter Game Studies sagte, Videospiele seien durchwegs positiv. „Aber sie verlangen von uns als Nutzern und von der Gesellschaft eine Medienkompetenz. Ich muss wissen, was da passiert und worauf ich mich bei einem Videspiel einlasse. Da muss man sich dem Einzelfall anschauen“

„Spiele Teil der Medienkompetenz“

Schniz warnte vor Verallgemeinerungen: „Dadurch, dass ich Einfluss auf die virtuelle Welt habe, kann das eine wichtige Lektion sein, kann mich emotional beeindrucken.“ Weil es immer mehr Menschen gibt, für die das Computerspielen problematisch wird, bietet die Spielsuchtberatung in Klagenfurt seit kurzem auch einen eigenen Internetchat an, um den Betroffenen auch online helfen zu können.

Gewinner sind in jedem Fall die Entwickler des Computerspiels. Sie sollen damit Analysten zufolge im vergangenen Jahr 2,4 Milliarden Euro verdient haben.