Ulla Scharf aus Hessen macht seit 1964 in Kärnten Urlaub
ORF/Peter Matha
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Leute

Treue Urlauberin seit 1964

Seit 1964 ist die Deutsche Ulla Scharf aus Hessen jedes Jahr auf Urlaub in Velden, im Hotel Hubertushof. Als Kind kam sie mit ihren Eltern, nun kommt sie allein. Mit der Hoteliersfamilie Kenney verbindet sie eine besondere Freundschaft. Mit Sorge betrachtet sie die Veränderungen am Wörthersee.

Auch heuer ist Ulla Scharf, die jetzt in Pension ist, zum Entspannen in Velden. Dabei begann der „Urlaub bei Freunden “ anno 1964 gar nicht so gut, wie gedacht. Nach Aufenthalten in Bozen entschloss sich Familie Scharf vor 56 Jahren, den Sommer in Österreich, am Faaker See, zu verbringen: „Meine Eltern sind von einer Pension zur anderen und von Hotel zu Hotel, es waren aber keine Zimmer frei. In Malestig haben wir dann etwas gefunden. Als wir den Wirt gefragt haben, wo die Toilette sei, hieß es, da müsse man durch den Gastraum, aber er stellt jedem einen Eimer aufs Zimmer.“

Ulla Scharf neben Hotelier Robert Kenney
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Ulla Scharf mit Hotelier Robert Kenney

Odyssee fand glückliches Ende im Hubertushof

So machte sich die Familie auf den Weg nach Velden, dort war nur ein Zimmer für alle vier zu finden. Diese Odyssee habe im Hubertushof einen Hafen gefunden. Sie bleibe drei bis vier Wochen jedes Jahr in Velden. „Am Anfang hatten wir das Auto dabei und waren auch im Umfeld unterwegs. Da mein Vater beruflich sehr engagiert war, kam es ihm auf die Ruhe an.“ In den 70er-Jahren habe man sich noch erholen können, so Ulla Scharf. Sie erinnert sich an die Fünf-Uhr-Tees im Schlosshotel oder im Mösslacher, so sei man auch mit heimischen Traditionen bekannt geworden und habe Anschluss gefunden.

Ulla Scharf aus Hessen
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Mit ihrem Vater war Ulla Scharf 2014 zum letzten Mal gemeinsam am Wörthersee, kurz darauf starb er

„Es ist so laut geworden“

Man habe mit Bekannten auch die Termine für die nächsten Aufenthalte ausgemacht. Die Aktivitäten waren nicht so anders als heute: Natürlich sei man geschwommen und mit dem Boot hinausgefahren, Minigolf gespielt und abends in die Disco. Auch Wasserskifahren habe sie genossen. Als Rentnerin habe sie sich ein Geschenk gemacht und bleibe noch eine Woche länger, also fünf Wochen. „Das Herz von Velden hat ein bisschen gelitten, es ist so laut geworden.“ Sie hofft, dass durch die Privatisierung des Klagenfurter Flughafens der Flug Klagenfurt-Frankfurt wieder kommen könnte, denn in ihrem Alter möchte sie nicht mehr alleine mit dem Wagen anreisen.

Foto von alten Zeiten
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Es bildeten sich Gruppen, die einander jedes Jahr in Velden trafen

Wie sieht der typische Urlaubstag für Ulla Scharf aus: „Ich stehe gegen sieben auf, gehe Schwimmen, trinke am See eine Tasse Tee, dann duschen und frühstücken. Dann geht es wird runter an den Strand, zum Lesen." Ausflüge mache sie keine mehr. 2014 sei sie das letzte Mal mit ihrem Vater in Velden gewesen und mit einem Leihwagen nochmals alle bekannten Orte abgefahren. Er ist im Frühjahr darauf gestorben und wollte das alles nochmal sehen.“

„Solche Freundschaften gibt es nicht mehr“

Ulla Scharf schaut sich mit dem Hotelier Robert Kenney gerne Fotos von früher an. Fotoalben, die die Vergangenheit des Hubertushofs widerspiegeln. Es entstanden viele Freundschaften, sagt Robert Kenney: „Das gibt es in dieser Qualität gar nicht mehr. Es ist Freude und Verpflichtung, wenn man so treue Gäste hat, dass man sich immer wieder freut, wenn sie kommen.“ Ein paar Sonderwünsche und Sonderrechte hat Ulla Scharf in dem Hotel, in das sie seit 56 Jahren kommt, sagte sie. Dazu gehören mehr Kleiderbügel und Kissen für das Sofa. Sie lasse außerdem eine Tasche mit wichtigen Dingen hier, die müsse sie dann nicht jedes Jahr mitnehmen.

Ulla Scharf aus Hessen macht seit 1964 in Kärnten Urlaub
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Ulla Scharf mit Hotelier Robert Kenney

„Nicht weiter verschandeln“

Ihr heuriger Sommerurlaub neigt sich langsam dem Ende zu. Sie ist ungewollt zu einer Chronistin des Fremdenverkehrs am Wörthersee geworden und sieht die Veränderungen. Sie würde den See frei lassen und nicht noch mehr zubauen. Auf dem Südufer sehe man nur noch Betonklötze. „Man sollte wieder mehr auf die Natur achten, erhalten, was da ist und nicht verschandeln.“ Im nächsten Jahr kommt Ulla Scharf wieder, das hat sie fest geplant.