Insgesamt 25 Barbershops gibt es in Kärnten. Wie viele davon bei der Schwerpunktaktion überprüft wurden, wollte man aus ermittlungstaktischen Gründen nicht verraten. In 80 Prozent der Betriebe seien Verstöße festgestellt worden. Unter den Delikten war die nicht korrekte Anmeldung von Mitarbeitern sehr häufig, berichtete Rigobert Rainer, der Leiter der Finanzpolizei Kärnten und Steiermark.
"Zum Beispiel waren Leute geringfügig angemeldet, haben aber voll gearbeitet“, so Rainer. Verstöße gegen die Registrierkassenpflicht wurden ebenso festgestellt, wie Fälle von Steuerbetrug. Die Finanzpolizei habe dazu Testkäufe durchgeführt. „Als wir ein Haargel gekauft haben, haben wir einmal gar keine Rechnung bekommen und in einem Fall eine Rechnung über einen Bartschnitt“, erklärte Finanzpolizei-Teamleiter Mario Ott. So gelinge es den Barbershop-Inhabern, zuvor im Ausland gekaufte Produkte schwarz weiterzuverkaufen.
Rainer: „Krakenartige mafiöse Strukturen“
Die Finanzpolizei kündigte an, die Branche weiterhin im Auge zu behalten, was auch präventiv wirken soll. „Wenn Geschäfte ihr Vorgehen nicht ändern und mehrmals schwere Verstöße nachgewiesen werden, kann es auch zu einer Geschäftsschließung kommen“, stellte Ott den Barbershops die Rute ins Fenster. Rainer sprach sogar von „mafiösen Strukturen“, nach denen Shops in ganz Österreich betrieben würden und krakenartig miteinander vernetzt seien, „denn da bereichern sich die Leute im Hintergrund.“
Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl sagte, mit den Kontrollen soll für Chancengleichheit für die Unternehmer gesorgt werden: „Bei Friseuren und Barbershopbetreibern, die korrekt arbeiten, ist die Unzufriedenheit groß.“ Georg Wilhelmer, der Landesinnungsmeister der Friseure, sprach von ertappten Barbershops, in denen keine einzige Fachkraft arbeite. Es handle sich um Barbiere beispielsweise aus Syrien oder dem Irak.
Hygienevorschriften werden nicht eingehalten
„Die Leute haben keinen Lehrabschluss, sie bekommen nur einen Schnellkurs für einen Maschinenschnitt. Auch die Hygienevorschriften werden nicht eingehalten“, so Wilhelmer. Wie der Obmann der WK-Bezirksstelle Klagenfurt, Max Habenicht, appellierte, seien auch die Kunden gefordert, das fragwürdige Geschäftsmodell der schwarzen Schafe unter den Barbershops nicht zu unterstützen. „Wenn man weiß, wie viel eine Arbeitsstunde eigentlich kostet, dann kann man sich ausrechnen, dass da etwas nicht stimmen kann, wenn man für einen Haarschnitt nur zehn Euro bezahlt.“
Friseure rechtfertigen günstigeren Preis mit Tempo
Beim Besuch mit der ORF-Kamera in einigen Barbershops in Klagenfurt wiesen die Betreiber die Vorwürfe zurück. Wisam Alani, der im Irak das Friseurhandwerk erlernt hat, sagt, er sei von den Finanzbeamten bei einer Kontrolle nach seinen Papieren gefragt worden. Er habe alles korrekt vorlegen können und somit keine Probleme gehabt.
Die niedrigen Preise erklären die Friseure mit ihrem Tempo: Ein Haarschnitt dauere laut Alani rund 20 Minuten. Andere Friseure würden dabei zwischen 40 Minuten und einer Stunde brauchen.
Auch für die Getränke im Kühlschrank kann er Rechnungen vorlegen. Er sagt, er arbeite hier seit einem Jahr und wisse, dass es schwarze Schafe gebe. Er wolle weiter arbeiten in Österreich.