Blick in die Freyer-Ausstellung im Stift Millstatt
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Kultur

Achim Freyer verzaubert Millstatt

Es gibt unerwartete Überraschungen in diesem Kultursommer. Etwa im Millstätter Stift. Den großen Theaterzauberer Achim Freyer hat es mit einer sehenswerten Schau seiner Malerei dorthin gezogen. Freyer, der gerade bei den Salzburger Festspielen inszeniert, zeigte sich bei der Eröffnung beeindruckt vom magischen Ort dieser Schau.

Letztes Jahr Debora Sengl, heuer Freyer – es sind große Projekte an einem kleinen, versteckten Ort, die die Kuratorin Eleonore Schäfe gemeinsam mit der Performance-Künstlerin Andrea K. Schlehwein im Kärnter Millstatt realisiert. In einem Hinterhof des Millstätter Stifts haben sie den Art Space Stift Millstatt ins Leben gerufen. Und heuer mit Freyer einen ganz Großen des Theaters nach Kärnten gelockt.

Freyer, der gerade in Salzburg für die Festspiele George Enescus Oper „Oedipe“ probt, präsentiert sich in Millstatt mit seiner Malerei der letzten Jahre. Wer Freyers große Inszenierungen der letzten Jahrzehnte in Erinnerung hat, der denkt an Arbeiten mit großer plastischer Ausdruckskraft: Stilisierte Figuren, bunte Archetypen bevölkern seine Bühne; alles wirkt mitunter wie ein großes Mobile aus einer bunten Tiefenpsychologie.

Die Malerei als Erweiterung des Theaterraums

Freyers Malerei wirkt da wie eine Ergänzung auf seine überzeichneten bildlichen Theaterentwürfe. Alles ist ihm in der Malerei Bewegung, Reduktion – und Versuch. „Letzlich“, so sagte er, „malen wir immer an diesem einen Bild, von dem wir dann das Gefühl haben, dass es endlich gelungen ist.“

Bilder in einem Winkel im Stift Millstatt
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„Das Wort hilft dem Bild nicht“, sagte Achim Freyer. Wie es da um die Zahl steht, darf jeder für sich selbst entdecken.

Es sind mehr als zwei Dutzend abstrakte Arbeiten Freyers in unterschiedlichen Formaten zu sehen. Wenn Freyer zuletzt in Salzburg an seiner Inszenierungsarbeit produktionstechnisch mit dem Licht begonnen hat, dann kann man bei seinen abstrakten Arbeiten so etwas wie eine Bewegung hin in eine Raumerschließung miterleben.

„Das Wort hilft dem Bild nicht“, zitierte sich Freyer bei der Eröffnung selbst – und fasste diesen Ansatz in eine kleine Anekdote: Als er einmal an einem Abend von der Akademie nach Hause gekommen sei, hätten ihm seine Töchter ein großes Bild auf dem Boden vorgelegt. „Ja, das ist schön“, habe er damals gesagt und gefragt, was denn das Bild darstellen solle. Seine Töchter hätten ihn entgeistert angesehen: „Da stand ich also, Professor an der Akademie, und wollte just von meinen Töchtern wissen, was denn ein Bild darstelle.“

Wer sich jedenfalls von Malerei wegtragen lassen möchte – und sich dabei auf das Wechselspiel zwischen Licht und Landschaft von außen und den Arbeiten Freyers einlassen mag, der wird sich in Millstatt auf einem besonderen Erlebnisparcours wiederfinden. Gelungen ist die Realisierung der Ausstellung, die noch bis Ende August zu sehen sein wird, durch die langjährige Zusammenarbeit von Schlehwein mit Freyer, die über zehn Jahre gemeinsam verschiedene Theater- und Opernprojekte realisiert hatten.