Älterer Graureiher steht in seichtem Wasser auf einem Bein
Roland Rauter
Roland Rauter
Tiere

Seltene Graureiher dürfen gejagt werden

Der elegante Graureiher wurde in Kärnten schon im 17. Jahrhundert in Büchern erwähnt. Seither geht die Population immer mehr zurück. Weil die Vögel Konkurrenten für die Fischerei sind, hält das Land an den Abschusskontingenten fest.

Graureiher sehen mit ihren langgezogenen schlanken Körpern, dem langen Hals und Beinen sehr elegant aus. Bereits im Jahr 1620 wurde in Büchern die Sichtung in Kärnten erwähnt. Graureiher leben in der Nähe von Gewässern und ernähren sich unter anderem von Fischen. Doch die Vögel haben ein Problem – es werden immer weniger, sagt der Obmann von BirdLife Kärnten, Josef Feldner. Weil es Klagen von Seiten der Fischereiwirtschaft gegeben habe, dürfe jedes Jahr ein bestimmtes Kontingent an Graureihern abgeschossen werden.

Junger Graureiher steht auf einem moosbedeckten Felsen
Roland Rauter
Junger Graureiher

Abschuss: „Deutlicher Rückgang an Brutpaaren“

Eigentlich stehe der Graureiher ganzjährig unter Schutz. „In den letzten Jahren ist das Kontingent immer ausgeschöpft worden. Es hat einen deutlichen Rückgang des Brutbestandes gegeben. Man kann sagen, dass diese Abschüsse einen entscheidenden Einfluss haben. Sonst wäre der Brutbestand nicht so eingebrochen.“

Zwischen 170 und 180 Graureiher-Brutpaare wurden bei den ersten Erhebungen vor ca. 20 Jahren gezählt. Letztes Jahr wurden beim Monitoring nur mehr 95 Brutpaare erhoben, heuer sind es mit 104 ein paar mehr. Trotzdem appelliert Feldner an die Politik: „Nachdem die Zahlen derartig stark zurückgegangen sind, ist die Forderung von BirdLife Kärnten, die Abschüsse auszusetzen.“

Schaue man nach Salzburg oder in die Steiermark, gebe es nur punktuell vereinzelte Abschussbescheide, wo es Probleme mit den Tieren gebe. Es gebe keinen Bescheid für das gesamte Bundesland.

Land hält an Abschuss-Kontingenten fest

Der zuständige Landesrat Martin Gruber (ÖVP) will an den Abschüssen festhalten, wie er in einer schriftlichen Stellungnahme bestätigt: „Diese restriktive Abschussfreigabe von Graureihern, die wir in Kärnten haben, dient dem Schutz der Fischpopulation und damit dem ökologischen Gleichgewicht. Deshalb werde ich auch weiterhin daran festhalten. Begleitet wird diese Freigabe aber durch ein jährliches genaues Monitoring der Brutpaare, um das frei gegebene Kontingent ganz genau anpassen zu können.“

Älterer Graureiher steht in seichtem Wasser auf einem Bein
Roland Rauter
Altvogel

Fischer: Bestände in katastrophalem Zustand

Auch Gert Gradnitzer vom Landesfischereiverband Kärnten weist auf die Notwendigkeit der Graureiherabschüsse hin: „Man muss festhalten, dass die Fischbestände in den Kärntner Gewässern in einem katastrophalen Zustand sind, vielerorts weit unter der Wahrnehmungsgrenze. Wir haben fast keinen natürlichen Fischbestand mehr.“

Die Fischer hätten kein Interesse daran, Graureiher zu schießen, aber es sei eine Notwendigkeit, um die Fische zu schützen, sagte Gradnitzer. Er sieht die gesunkenen Bestände der Graureiher nicht als problematisch an: „Stark zurückgegangen sehe ich nicht. Vom letzten Jahr auf heuer ist der Bestand gestiegen. Bei der Zählung geht man nur von den Horsten aus, die man kennt. Es könnte in Kärnten noch viele mehr geben.“ Abschüsse seien daher kein Problem.

Bachforellen auf der Roten Liste

Graureiher fressen zwischen 300 und 500 Gramm Nahrung täglich, vor allem Fische, aber auch Frösche, Molche oder auch Wühlmäuse. BirdLife Kärnten weist darauf hin, dass vor allem Weißfische vom Graureiher verzehrt werden. Gradnitzer entgegnet, dass es in den Gebirgsbächen – etwa im Bezirk Spittal – keine Weißfische gebe. Der Graureiher fresse also Bachforellen, die ihrerseits auf der Roten Liste stehen. „In Zeiten, wo das Artensterben derartig zugenommen hat, ist es auch Teil der Kärntner Identität, dass wir uns für die natürlich vorkommenden Vogelarten einsetzen“, so Josef Feldner von BirdLife.

73 Abschüsse im Vorjahr

Nicht jeder hat die Erlaubnis, die großen Vögel abzuschießen, so Feldner. Man müsse einen gültigen Jagdschein haben und als Jäger registriert sein. Grundlage sei der Bescheid des Landes. Für heuer gibt es noch kein Abschusskontingent, im letzten Jahr waren es 90 Graureiher. Tatsächlich wurden 73 Tiere abgeschossen, bestätigt das Land Kärnten. Das Abschusskontingent orientiert sich an den Graureiher-Beständen, so Gert Gradnitzer vom Landesfischereiverband. Das Land überprüfe den Bestand und lege fest, wie viele man abschießen dürfe, ohne den Bestand zu gefährden.