Goldeckbahn nach Unglück
ORF
ORF

Goldeck-Unglück: Flugzeug als Auslöser?

Drei Monate nach dem Unglück bei der Goldeckbahn, bei dem der stellvertretende Betriebsleiter ums Leben gekommen ist, ermittelt nach wie vor die Staatsanwaltschaft. Jetzt wurde bekannt, dass möglicherweise ein Bundesheerflugzeug das Unglück ausgelöst haben könnte.

Gerüchte gab es schon seit längerem, dass ein Flugzeug das Seil der Goldeckbahn zum Schwingen gebracht hätte und das das tragische Unglück ausgelöst haben könnte. Darüber berichtete am Montag auch die Kleine Zeitung. Bestätigt ist, dass zum Zeitpunkt des Unglücks ein Hercules-Transportflugzeug des Bundesheeres im Raum Spittal an der Drau im Einsatz war. Das sagte am Montag auch die Sprecherin des Verteidigungsministeriums, Anna-Maria Roth, gegenüber dem ORF.

Ergänzungsgutachten soll Klarheit bringen

Alle notwendigen Informationen zum Flug, auch die Radardaten, würden nun gesammelt und der Staatsanwaltschaft Klagenfurt übermittelt, hieß es. Man wisse aber nicht, ob der Überflug und das Unglück zusammenhängen, so Roth. Das soll nun ein Gutachter klären, hieß es auf Anfrage bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt.

Ein erstes Gutachten hätte ergeben, dass ein Materialfehler bei der Goldeckbahn auszuschließen sei. Das Ergänzungsgutachten soll sich auch mit den Schwingungen des Seils vor und nach dem Unglück auseinandersetzen. Diese seien ausschlaggebend, sagt der Kärntner Luftfahrt- und Flugtechnikexperte Werner Harms.

Experte: Angriffsfläche bei Seilen zu klein

„Flächenflugzeuge erzeugen an den Flügelspitzen aufgrund der Luftdruckunterschiede zwischen Flügelober- und -unterseite Wirbelschleppen. Die Intensität dieser hängt unter anderem vom Gewicht des Luftfahrzeuges ab. Treffen diese Wirbelschleppen auf leichte Gegenstände mit großer Fläche, wie zum Beispiel Dachplanen, Isolierplatten, Dachziegel und dergleichen können diese aufgewirbelt werden. Bei Seilen ist meiner Meinung nach die Angriffsfläche zu klein und das Gewicht des Seiles zu hoch, um derartige Schäden hervorzurufen.“

Nach Meinung des Luftfahrtexperten müsste das Flugzeug die Seile berührt haben. Dass ein Hubschrauber das Unglück ausgelöst hat ist eher unwahrscheinlich, sagt Harms: „Meiner Erfahrung nach können Rotorabwinde eines Hubschraubers die Seile einer solchen Anlage nicht aus den Rollen werfen.“ Das bestätige auch die Praxis. Bei Seilbahnzwischenfällen komme es immer wieder vor, dass Personenbergungen mittels Hubschrauber durchgeführt werden müssen. „Bei solchen Bergungen schwebt der Hubschrauber in der Höhe unmittelbar über den Seilbahnen. Bei solchen Aktionen ist es meines Wissens nach noch nie zu einem solchen Vorfall gekommen.“

Goldeckbahn bleibt geschlossen

Die Goldeckbahn hat nach dem Unglück ihren Sommerbetrieb eingestellt. Die Konzession für die alte Seilbahn wäre im Jahr 2021 ausgelaufen. Jetzt bleibt sie geschlossen. Laut Goldeck-Bergbahnen-Geschäftsleiter Günther Werginz dürfe man die Mittelstation, wo das Unglück passiert ist, nach wie vor nicht betreten.