Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger
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Religion

Guggenberger als Diözesanadministrator abgelöst

Der Wirbel rund um die Diözese Gurk Klagenfurt geht weiter und erreicht einen neuen Höhepunkt. Engelbert Guggenberger wird als Diözesanadministrator abgelöst. Nachfolger wird der Militärbischof Werner Freistetter.

Genau vor einem Jahr verabschiedete sich Diözesanbischof Alois Schwarz in Gurk offiziell von den Priestern im Land und von der Diözese. Der Hemmatag wurde auch für Guggenberger so etwas wie ein Lostag. Am Gedenktag der Kärntner Schutzpatronin sickerte durch, dass seine Ablöse schon erfolgt sei und ein Apostolischer Administrator nach Kärnten kommen soll. Bei diesem soll es sich um den Militärbischof für Österreich, Werner Freistetter, handeln. Am Freitag wurde diese Nachricht vom Vatikan bestätigt.

Kompetenzerweiterungen als Ablösegrund?

Das heißt, dass fortan von Rom bestimmt wird, wer die Geschäfte und Geschicke der Diözese Gurk-Klagenfurt weiter führt, bis irgendwann ein neuer Bischof ernannt wird. Über die Gründe für die Ablöse von Guggenberger als Diözesanadministrator will auch niemand Auskunft geben. Kirchenkenner vermuten aber einen bestimmten Grund. „Ich vermute, dass es rein rechtliche Gründe sind. Nach einem Jahr weiten sich die Kompetenzen eines Administrators aus. Offensichtlich wollte man das verhindern. Natürlich erscheint ein solcher Schachzug als Bestrafung des Administrators. Ich halte die Ablösung für völlig unangemessen, weil Guggenberger eine exzellente Arbeit gemacht hat“, so der Theologe Paul Zulehner.

Militärbischof kommt nach Kärnten

Mit Werner Freistetter kommt jetzt ein Militärbischof nach Kärnten, um die Diözese zu leiten. „Ich glaube, das ist ein Übergang, weil ich aus verlässlichen Quellen weiß, dass derzeit schon die Umfrage für einen möglichen Bischof von Klagenfurt stattfindet. Ich weiß auch, dass dieser neue Bischof bald kommen wird. Das ist ein wörtliches Zitat von einem, der es wissen muss. Ich rate den Menschen in der Diözese Klagenfurt jetzt Ernst Freistetter eine Chance zu geben, seinen Dienst mit Anstand zu machen und dann wieder mit Frieden ziehen zu lassen“, so Zulehner.

Zulehner: „Menschen verdienen Transparenz“

Nicht nur in Kärnten herrscht Empörung und Verwunderung über die Entscheidung von Nuntius Pedro Lopez Quintana. „Alle schütteln den Kopf und zwar auch Mitglieder der österreichischen Bischofskonferenz. Man versteht nicht, was Rom damit bezweckt, aber wahrscheinlich ist es auch irgendwo eine indirekte und versteckte Kritik am bisherigen Administrator und seiner Freimütigkeit, Transparenz zu suchen. Ich glaube, die Menschen in unserem Land verdienen Transparenz und zwar nicht nur in Fragen des sexuellen Missbrauchs von Kindern, sondern auch in den anderen Fragen des kirchlichen Lebens“, so Zulehner.

Diözese kommt nicht zur Ruhe

Dass mit diesem Schritt Ruhe in der Diözese einkehrt, ist unwahrscheinlich. In den letzten Tagen meldete sich der diözesane Betriebsratsobmann zu Wort und kritisierte Aussagen des Apostolischen Nuntius Pedro Lopez Quintana scharf. Dieser hatte die Diözese Gurk-Klagenfurt in einem Interview als unbedeutend und den Wechsel von Bischof Schwarz nach St. Pölten als Beförderung bezeichnet – mehr dazu Nuntius-Aussagen sorgen für Unmut. „Sein Interview war ein diplomatischer Supergau. Es gab noch keinen Nuntius in Österreich, der einen so schlechten Start für sein Amt hingelegt hat“, sagt Paul Zulehner.

Am Donnerstag meldete sich auch Gerda Schaffelhofer, die ehemalige Präsidentin der Katholischen Aktion in Österreich, in einem offenen Brief zu Wort. Dort schreibt sie, dass sich die Causa Schwarz durch kein römisches Machtwort aus der Welt schaffen lässt und dass die Äußerungen des Päpstlichen Botschafters ein Schlag ins Gesicht all derer sei, die sich in den letzten Monaten um eine Aufarbeitung der Ära Schwarz in Kärnten bemüht haben.

Stellungnahme von Guggenberger morgen erwartet

Ob es nun auch Konsequenzen für die Diözese St. Pölten und Bischof Schwarz geben könnte, bleibt offen. Genauso wie der Ausgang der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Eine Stellungnahme des abgelösten Diözesanadministrators Engelbert Guggenberger wird morgen erwartet.

Schönborn sieht „nicht einfache Zeiten“

Kardinal Christoph Schönborn ging am Donnerstagabend bei einem Festgottesdienst im Stephansdom in seiner Predigt auf die Situation der Diözese Gurk-Klagenfurt ein. Laut Kathpress betonte er, dass die Kirche in Kärnten gerade „nicht einfache Zeiten“ erlebe. Die Ablöse von Engelbert Guggenberger war beinahe zeitgleich zu den Worten des Kardinals bekannt geworden.