Kristina Sefc und Christian Komposch untersuchen Proben
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Wissenschaft

„Inventur“ im Biosphärenpark

Beim jährlichen „Geo-Tag der Natur“ des Biosphärenparks Nockberge sind heuer das Ostufer des Millstätter Sees und die Berghänge von Döbriach und Radenthein im Fokus der Forscher gestanden. Binnen 24 Stunden erstellten die Forscher ein Inventar der Tier- und Pflanzenarten.

Vielfalt an den Ufern und Berghängen des Millstätter Sees lautete das Motto des diesjährigen Geo-Tages. Nicht nur für die etwa 50 Wissenschaftler waren das wieder 24 interessante Stunden. Auch die Biosphärenpark Ranger, die die Orte, die untersucht werden sollten, aussuchten, lernten viel Neues dazu, darunter Elias Umundum, der einige Wissenschaftler bei ihren Untersuchungen der Natur begleitete.

Das Team von Forscherinnen und Forschern im Gruppenfoto
Heinz Meyer
Gruppenbild der Forscherinnen und Forscher

Mehr unterschiedliche Arten auf Magerrasen zu finden

„Es kommt ganz darauf an, was die Wissenschaftler für eine Sparte haben. Für Botaniker zum Beispiel, sind eher Bereiche interessant, die nährstoffarm sind, wie Magerrasensysteme. Insektenwissenschaftler haben auch viel zu tun. Es gibt aber auch genauso Leute, die in den Wald wollen um den Humusboden zu untersuchen,“ sagte der Ranger.

Was magere oder fette Wiesen kennzeichnet, sind die Nährstoffe im Boden, so Umundum: „Es kann sein, dass irgendwo ein Schwemmgebiet ist, wo nur ein sandiger Boden als Untergrund ist, wo wenig Humusauflage ist. Dort kann sich so ein magerer Rasen auch bilden. Von den Orten her schaut es so aus, dass auf einem Magerrasen 70-80 Arten pro Quadratmeter vorkommen können und auf einer fetten Wirtschaftswiese vielleicht 20 bis maximal 30 Arten, das ist aber eh schon sehr artenreich“, so Umundum.

Bereits große Gebiete im Biosphärenpark untersucht

In einem Magerrasen wachsen die Arten nicht so schnell, weil mehr Licht vorhanden ist. „Wenn man sich jetzt ein Wirtschaftswiese anschaut, die vier bis fünf Mal geschnitten wird im Sommer, dann wird diese gedüngt und entsprechend wachsen die Arten sehr schnell und dann kommen halt nur mehr die schnellsten durch und alle anderen, die langsamer sind, bleiben auf der Strecke“, so der Biosphärenpark Ranger. Das wiederum wirke sich in weiterer Folge auf die Insekten aus. Laut Umundum kommen mehr Insekten vor, je mehr Pflanzenarten auf der Wiese zu finden seien.

Eva Umundum mit Jonathan Sandrieser und Tobias Köstl
Heinz Meyer
Eva Umundum, Jonathan Sandrieser und Tobias Köstl

Der „Geotag der Natur“ fand zum 4. Mal im Biosphärenpark Nockberge der statt. 2016 wurde das Gebiet St. Oswald genauer unter die Lupe genommen, 2017 das Gebiet rund um den Königsstuhl, 2018 dann der Bereich des Talbodens Ebene Reichenau und der Almregion im Rosental und 2019 nun Bereiche am Ufer des Millstätter Sees bis hin zu höheren Lagen am Laufenberg (bis auf 1.400 Meter).

Begeisterung bei Teilnehmern

„Das letzte Mal war ich mit einer Dame mit, die sich nur mit Pflanzenwespen beschäftigt hat und das ist schon wieder sehr speziell, weil das ist nur eine kleine Insektengruppe. Es ist ein Wahnsinn, was sich die Natur da teilweise überlegt hat. Wir waren bei so einer Weidensandbiene und die hat einen Parasiten, der in dieser Biene auf Lebzeit vorkommt und die Vermehrung dieses Parasiten hat mich vom Hocker gehaut."

Sandra Aurenhammer mit Christian Komposch und Sarah Reindl sammeln Proben
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Sammeln von Proben

Umundum weiter: „Wenn man einen Tag nur zu dem Thema unterwegs ist, dann sieht man das ein Jahr lang danach noch immer überall, wo die Tiere herumsitzen und sie springen einem ins Auge. Für uns Ranger sind diese Informationen auch super. Solche Sachen können wir in unsere Führungen einbauen, weil das ganz erstaunliche Organismen sind über die man super berichten kann.“

Gewissheit kommt teilweise erst im Labor

Die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse wurden gleich nach den 24 Stunden der Beobachtung präsentiert. Laut Umundum fanden die Botaniker beim Geo-Tag gut 300 verschiedene Pflanzen, 100 verschiedenen Moose, 130 verschiedenen Pilze und Flechtenarten und auch 340 Insektenarten. Einiges blieb aber noch offen, denn Vieles wurde von den Forschern mit nach Hause genommen um es im Labor zu bestimmen.

„Bei Flechten ist es so, dass man auch mit sehr großer Erfahrung nicht hundertprozentig sagen kann, welche es ist und man muss dann eben eine chemische Analyse machen. Ein Botaniker hat gut 60 Arten so bestimmen können und 30 musste er mit ins Labor nehmen für weitere Bestimmungen. Bei den Insekten schaut es auch ähnlich aus“, so der Ranger.

Gendatenbank soll erstellt werden

Erstmalig war heuer auch ein Forscher dabei, der eine Gendatenbank erstellen möchte. Dazu nahm er Exemplare von vielen Arten mit und untersuchte sie auf die genetische Varietät innerhalb einer Art und bei unterschiedlichen Arten. Jedes Jahr erscheint nach dem Geo-Tag auch kleines Büchlein mit den Erfahrungen und Ergebnissen. Meistens dauert die Veröffentlichung aber ein Jahr.

Um spannende Dinge in der Natur zu beobachten, muss man aber kein Forscher sein. Es genügt laut Umundum, wenn man sich immer wieder an den gleichen Platz setzt und die Ruhe genießt. „Ich bin schon einmal ziemlich lange von einem Marder bestaunt worden in kurzer Distanz. Einen Fuchs hätte ich mehr oder weniger einmal fast angreifen können. Bei einem Rehbock habe ich mich einmal ganz leise, vielleicht auf sechs oder sieben Metern vorbeigeschlichen und einmal bin ich fast von einer Gams zusammengetrampelt worden. Sie sehen ja nicht so gut und wenn man sich nicht bewegt, dann ist das für die Tiere ein bissl schwierig“, so der begeisterte Biosphärenpark Ranger Elias Umundum.