Öffnen eines Kanalschachtes mit einem Zapin oder Sappel
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Technik&IT

„Kanal digital“ am Millstätter See

Die EU-Kommission empfiehlt Österreich mehr Investitionen im Bereich Digitalisierung. Eine Vorzeigeunternehmung in dieser Hinsicht ist das Kanalnetz des Wasserverbandes Millstätter See, das fast ausschließlich mit digitalen Hilfsmitteln am Laufen gehalten wird.

Vor etwa fünf Jahren hat der Abwasserverband Millstätter See damit begonnen, das gesamte Kanalnetz digital zu erfassen. 470 Kilometer Kanal und rund 20.000 Schächte gilt es in Stand zu halten und bei Bedarf zu sanieren. Die Vorteile liegen auf der Hand. Wird irgendwo am Kanalnetz gearbeitet, werden die Daten sofort in die Zentrale übertragen. Mittels Tablet oder Handy und Satellitenortung können Schäden an Schächten oder Rohren genau dokumentiert werden.

Durchblick digitale Schachtsuche auf menschliches Gesicht
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App am Tablet ersetzt Pläne aus Papier

„Sämtliche Pläne, die vorher bei den Kollegen vorhanden waren, bzw. für die Wartung mitgenommen werden mussten, fallen jetzt weg“, so Gert Oberdorfer vom Wasserverband Millstätter See. „Es wird nur noch digitalisiert. Wir haben am Tablet eine App – mittels der sämtliche Schachtdokumentationen erhoben und direkt live in unser Gis-System eingespielt werden.“

Das langwierige Vermessen gehört der Vergangenheit an – die Mitarbeiter des Abwasserverbandes erledigen das mittels GPS-Gerät. Via Satellit wird der Standort exakt ermittelt und in das digitale Kartennetz eingespielt.

Bildschirm digitales Kanalnetz
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Bild aus dem Kanalinneren am Tablet

Unterirdische Bauwerke wiederfinden – kein Problem

GIS-Quadrat-Geschäftsführer Paul Seibitz: „Weil sämtliche Bauwerke unterirdisch sind, müssen sie irgendwann wiedergefunden werden, um Wartungsarbeiten und Reparaturen durchzuführen. Es ist deshalb wesentlich, dass die Lagedokumentation richtig erfolgt.“

Die digitale Technik erleichtert auch die Wartung des Kanalnetzes. Mindestens alle fünf Jahre müssen die Rohre und Schächte kontrolliert werden. Mit einer Kamera wird nach möglichen Schäden gesucht. Videos und Bilder können dann direkt am Computer in der Zentrale abgerufen werden.

"Das heißt jeder Mitarbeiter kann anhand von Bildern oder Videos zusätzliche Informationen in das System einfließen lassen, die dann wiederum für alle anderen abrufbar sind“, so Gert Oberdorfer vom Wasserverband Millstätter See.

Digitale Standortvermessung Mitarbeiter hält Messgerät in Kanalschacht
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Digitale „Besichtigung“ des Kanalnetzes

Jeder Mitarbeiter weiß wo Reparaturen anstehen

Rund 8.000 Haushalte und acht Gemeinden gehören zum Wasserverband Millstätter See. Mit der Software liegen allen Mitgliedern des Verbandes die gleichen Informationen vor und es weiß jeder Mitarbeiter sofort, wo Reparaturen anstehen: „Das Kanalsystem reicht bis Bad Kleinkirchheim, Afritz und bis zum Seenbereich von Spittal und Ferndorf.“

Durch die genaue Dokumentation des Kanalnetzes lassen sich die vorgeschriebenen Kontrollen besser planen und können größere Sanierungen leichter abgestimmt werden.

Digitale Standortvermessung Mitarbeiter hält Messgerät in Kanalschacht
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Genaue Vermessung ist nötig, bevor die Rohre unter der Erde verschwinden

Das Kanalnetz ist aber nur ein Anwendungsbereich für den digitalen Kataster. Mit der Software aus Österreich können alle Arten von Leitungsnetzen erfasst und aufbereitet werden.