Auseinander genommener Staubsauger
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Lifestyle

Reparieren statt wegwerfen

Vor zehn Jahren ist in den Niederlanden die Idee eines Repair-Cafes entstanden. Defekte Alltagsgegenstände werden dort gemeinschaftlich repariert. Das Villacher Repair-Carfe ist mittlerweile zum größten Österreichs angewachsen.

Im Erdgeschoss des Einkaufszentrums Atrio in Villach schlug der Verein Unruhestand seine Zelte für das Repair-Cafe auf. Gebracht werden kann hierher beinahe alles, von der defekten Nähmaschine bis zum kaputten E-Bike. Anita Ottacher möchte ihr Bike nicht wegwerfen, sie wisse mittlerweile, dass es an der Elektronik liegt.

Auseinander genommener Staubsauger
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Gebracht werden kann alles, was man tragen kann

Der Teppich von der Oma

Oft ist es auch ein ideeller Wert, der die Gegenstände für die Besitzer wertvoll macht. Können sie von den Fachleuten vor dem Müll gerettet werden, ist die Dankbarkeit groß, wie bei Eva Oitzl. Sie brachte einen Teppich, der von der Großmutter geknüpft worden war, vorbei, bei dem sich der Rand aufgelöst hatte. Die Experten konnten helfen und das Erbstück reparieren.

Repair Cafe

Jeden ersten Montag im Monat ist das Repair Cafe im Atrio von 9.00 bis 19.00 Uhr geöffnet. Werkzeug ist vorhanden, wer nicht selbst das Know-how hat, kann sich an die Bastler und Tüftler vor Ort wenden.

Initiatorin Renate Schlatter wundert sich manchmal selbst, was alles probiert werde und wie viel Herzblut die Menschen mitbringen. Gebracht werden könne alles, was man tragen könne. Also Geschirrspüler oder Waschmaschinen seien ausgeschlossen.

70 Helfer arbeiten im Cafe

Vor vier Jahren wurde das erste Repair-Cafe in Villach veranstaltet, seither wuchs die Initiative, so Schlatter: "Wir haben ganz klein in der Innenstadt angefangen, mit zwölf Freiwilligen. Damit haben alle ihre Werkzeuge selbst mitgebracht. Jetzt sind wir im Zentrum des Konsums, mehr als 70 Personen arbeiten in vier Schichten im Cafe.

Ein junger und ein älterer Mann arbeiten an einem elektronischen Bauteil
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Alt und Jung arbeiten zusammen

Reparieren kann hier jeder, egal welcher Profession und welchen Alters. Hermann Wiegele ist Elektrotechniker und 80 Jahre alt: „Ich habe in Wien an der TU Nachrichtentechnik studiert, aber ich greife alles an. Wir hatten auch schon nicht funktionierende Klodeckel gehabt, die haben wir auch in Ordnung gebracht.“ Vieles landet ja nur deshalb auf dem Sperrmüll, weil man es selbst nicht reparieren kann und ein Fachmann nicht selten mehr kostet, als ein neues Gerät.

Frau sitzt vor einer Nähmaschine
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Auch Näharbeiten werden angeboten

Menschen aus aller Welt

Bis zu 150 Geräte werden hier im Schnitt pro Tag vorbei gebracht. Nicht alles kann gerettet werden. Oft wird man auch an professionelle Reparaturunternehmen weiter geleitet. Die Initiative bringt aber auch Menschen aus der ganzen Welt zusammen, junge IT-Experten aus dem Iran genauso wie pensionierter Nähmaschinenverkäufer aus Neuseeland.

Techniker John Goldingham sagt, er mache gerne etwas. Als er von der Initiative erfahren hatte, wollte er mitmachen. Es sei einmal im Monat für ein paar Stunden, das mache sein Leben interessant. Mohammed Reza Norallah aus dem Iran sagte, er helfe gerne und habe genug Zeit. Er knüpfe Kontakte und repariere gerne Dinge.

Zu schade für den Sperrmüll

Die Idee des Repair-Cafes wird so gut angenommen, dass im Herbst in Villach ein eigenes Re-Use-Kaufhaus entstehen soll. Dinge, die zu schade für den Sperrmüll sind, sollen hier angeboten werden. Noch ist man auf der Suche nach einem geeigneten Standort.

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