Blatt einer Flatterulme
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Umwelt

Die bedrohte Ulme

Seit etwa 100 Jahren werden Ulmen von einem Pilz bedroht, der in den 70er Jahren zu einem massiven Ulmensterben führte. Rund 90 Prozent der Bäume wurden ausgerottet. Früher baute man Räder und Bootsrümpfe aus Ulmenholz, heute gibt es nur noch wenige Bäume.

Ulmen blühen im März und tragen jetzt gerade Früchte. Sie sind in Europa bis Westasien, Nordafrika und Persien zuhause. Botaniker Felix Schlatti vom Kärntner Landesmuseum sagte, es gebe einen tödlichen Feind dieser Baumart: „Im Juni 1919 ist das erste Mal in den Niederlanden eine damals unbekannte Pilzkrankheit bei den Ulmen aufgetreten, die sich sehr rasch ausgebreitet hat.“ Der Pilz gelangte mit Holzlieferungen nach Amerika und machte dort eine Mutation durch, die ihn noch aggressiver gemacht habe.

Feldulme
Felix Schlatti
Feldulme

Pilz wieder nach Europa importiert

In den 1960er Jahren wurde dieser Pilz mit einer Holzlieferung wieder zurück nach Europa gebracht. Er verursachte das große Ulmensterben in den 1970er Jahren, dem fast alle Bäume zum Opfer fielen: „Das Ulmensterben hat in Kärnten schwere Auswirkungen gehabt. Es gibt in Österreich drei Arten, von denen die Feld- und die Bergulme sehr anfällig sind. In Kärnten kommt nur die Bergulme vor, die sehr stark dezimiert wurde.“

Kurztrieb der Feldulme
Felix Schlatti
Kurztrieb einer Feldulme

Versteckter Ulmenwald an der Drau

In Kärnten kommt die Bergulme ausschließlich zerstreut vor. Sie steht eher an kühleren und schattigeren Plätzen, meist auf Nordhängen oder in Schluchten, so Schlatti: „Gerne gemeinsam mit Bergahorn oder Esche. Es gibt oberhalb von Guntschach an der Drau noch einen ganzen Ulmenwald, der isoliert und schwer zu entdecken ist.“ Früher seien es aber viel mehr gewesen.
In der Süd- und Oststeiermark wachsen alle drei Ulmenarten: Berg-, Feld- und Flatterulme. Feld- und Flatterulme seien typische Auwaldbäume.

Der Grund, warum es in Kärnten keine Feldulmen gibt, könnten die früheren klimatischen Bedingungen gewesen sein. Da es in der Süd- und Oststeiermark etwas wärmer ist als in Kärnten, wachsen sie dort. Durch den Klimawandel, könnten sowohl die Feld- als auch die Flatterulme in Kärnten gut gedeihen. Allerdings hat die Feldulme große Probleme mit dem Ulmensterben, daher werde sie sich als Waldbaum nicht durchsetzen können.

Bergulme
Felix Schlatti
Bergulme

Die Pack als „Ulmengrenze“

Auch die unterschiedlichen Arten, auf die sich die Ulmen vermehren, begünstigen eine Verbreitung nicht gerade, so Schlatti. So bilde die Flatterulme zwar gut keimende Früchte aus, aber die der Feldulme seien meistens steril. „Die Feldulme verbreitet sich durch Wurzelbrut und von den Wurzeln im Boden nach oben wächst und neue Triebe bildet. Sie kommt auf diese Weise nicht über die Pack.“

Langbtrieb der Bergulme Ulmus glabra
Felix Schlatti
Langtrieb einer Bergulme

Die Bergulme ist laut Schlatti ein typischer Waldbaum und wird entsprechend groß, bis 30 Meter. Sie bildet dunkelgrünes Laub aus, mit großen Blättern, die an die der Hainbuche oder der Haselnuss erinnern. Die Ulmenblätter zeigen ein interessantes Merkmal: „Sie sind an der Basis der Blattfläche stark asymmetrisch. Der Stiel links ist vier Millimeter lang und rechts nur zwei. Die eine Seite ist größer.“ Außerdem fühlen sich die Blätter sehr rau an. Die Rinde ist längsrissig, tiefgefurcht und dunkelgrau.

Früher beliebter Stadtbaum

„Die Bergulme ist ein Tiefwurzler und bildet Pfahlwurzeln, die aber nicht weiterwächst, wenn sie älter wird. Zusätzlich bildet sie waagrechte Seitenwurzeln, von denen sich dann wiederum Wurzeln nach unten bilden. Sie ist sehr gut im Boden verankert.“ In Kärnten wächst die Bergulme auch in Tallagen, zum Beispiel am Kreuzbergl in Klagenfurt. Ulmen waren früher beliebte Park- und Alleebäume, da sie das Stadtklima sehr gut aushalten: „Bei uns wurden vor allem Bergulmen in den Städten gepflanzt und Kreuzungen zwischen Berg- und Feldulmen. Sie sind aber heute verschwunden.“

Früchte der Feldulme
Felix Schlatti
Früchte der Feldulme

Klone bergen neue Gefahren

Um dem Ulmensterben entgegenzuwirken, werden im Handel bereits Ulmen-Klone angeboten, sagte Schlatti: „Die angeblich immun gegen die Ulmenkrankheit sind. Es kann aber passieren, dass der Pilz erneut mutiert und diese Klone aggressiv angreift.“

Auch das Holz der Ulme wird nicht mehr verwendet, so wie es früher üblich war: „Das Ulmenholz ist sehr schwer, reißt leicht und ist schwer spaltbar, sie hält Druck aus. Früher hat man es zum Bau von Rädern oder Wägen eingesetzt, auch zum Aufbau von Autokarosserien im 19. Jahrhundert.“ Auch für Bootsrümpfe wurde Ulmenholz verwendet, weil es unter Wasser gut hält.

Beliebt auch als Tierfutter

Weil die Ulme sehr proteinreich ist, wurden früher die Äste an Tiere verfüttert: „Man nennt das Schneiteln, das hat man mit Esche und Ulme in Kärnten gemacht. In der Jungsteinzeit war das offenbar sehr beliebt, sie war schon vor 5.500 Jahren einmal fast ausgestorben, weil man die Äste so stark geschnitten hat und die Borke als Viehfutter heruntergerissen hat.“