Schiefes Fundament
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„Aufgezeigt“

Haus mit schiefen Stelzen als Fundament

Ein Containerhaus im Rosental sollte der Alterssitz für Künstlerin Anna Magnet werden. Rund 130.000 Euro bezahlte sie für das Mobile Home samt Fundament. Sie erhielt allerdings ein Haus auf schiefen Stelzen. Der Bauunternehmer, die MCV GmbH, reagierte zunächst auf keine Beschwerde, lenkte dann aber ein.

Die Künstlerin Anna Magnet „flüchtete“ im Jahr 2020 vor dem GTI-Lärm aus Velden nach Maria Elend, einer Ortschaft in der Marktgemeinde St. Jakob im Rosental. „Ich habe diesen massiven Lärm und die Fehlzündungen nicht mehr ertragen. Und da habe ich dann dieses Grundstück in Maria Elend entdeckt.“

Grundstück mit Container
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Der kleine Container auf dem Grundstück in Maria Elend

In Maria Elend hat Anna Magnet nun ihren kleinen Gnadenhof. „Ich habe das Haus im Jahr 2021 für über 130.000 Euro gekauft. Und ich denke, für diese paar Quadratmeter müsste das schon alles wirklich in Ordnung sein und das ist es nicht.“

Aufgezeigt zu Containerhaus

Es hat gerumpelt und gebebt"

Das tonnenschwere Haus hat ein Schraubfundament, montiert von einem Subunternehmen im Auftrag der MCV GmbH, die dann den Container aufsetzte. Und das, obwohl einige Elemente von Beginn an schief waren, sagte die Hauseigentümerin. Vier Wochen nach dem Einzug begann der nächtliche Spuk. Magnet: „Es war richtig wie bei einem winzigen Erdbeben. Es hat gerumpelt, das Bett hat sich bewegt und ich bin aufgesessen vor lauter Schreck.“

Schiefes Fundament mit Wasserwaage
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Schon kurz nach dem Einzug waren die Schraubfundament stark verbogen

In gegensätzlichen Richtungen verbogen

Magnet hielt Nachschau und bemerkte, dass sich ein bereits leicht schief montiert gewesenes Schraubelement noch weiter verbogen hatte. Zehn Tage später folgte das zweite Schraubelement, dass sich in die andere Richtung bewegte, sagt Magnet. „Das heißt, da war es für mich auch als Laie nachvollziehbar, dass sich im Untergrund etwas tut und zwar nichts Gutes.“

Sendungshinweis:

Aufgezeigt Radio Kärnten, Kärnten heute; 26.4.2022

Im Haus gibt es nun unzählige Risse. Zwei Drittel aller Bretter in ihrem Haus seien gespalten, sagt Magnet. Mit dem ersten Schneefall seien dann auch die vier Terrassentüren betroffen und verbogen gewesen. Magnet: „Zwei Tage nach dem Schneefall konnte ich direkt durch einen Spalt in der Terrassentüre ins Freie schauen.“

Wasserwaage zeigt wie schief die Türen sind
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Hausbesitzerin Anna Magnet mit der Wasserwaage bei einer der verbogenen Türen

Kein guter Grund für ein Schraubfundament

Die Türen sind verbogen, bestätigte auch ein Experte, alle vier müssten getauscht werden. Diese Türen wurden zwar als Österreichische Qualitätsware verkauft, stammen aber tatsächlich aus der Ukraine und haben keine EU-taugliche Kennzeichnung, so ein Sachverständiger.

Dem Aufgezeigt-Team fiel bei den Besuchen in Maria Elend auf, dass vor vielen Häusern Findlinge stehen, große Felsen aus Konglomeratgestein. Der Bürgermeister von St. Jakob im Rosental, Guntram Perdacher (SPÖ) erzählte, dass 1348, beim großen Erdbeben, ziemlich zeitgleich mit dem Dobratsch auch ein Teil des Kapellenberges in Maria Elend abgestürzt war. Ein bestimmter Bereich werde sogar „Felsenreich“ genannt. Es sei kein guter Boden für ein Schraubfundament, sagte der Bürgermeister.

Schiefes Fundament
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Im Boden findet sich viel Konglomeratgestein das nicht gefestigt ist und sehr leicht zerbricht

Bürgermeister: „Bin entsetzt“

Auch auf Anna Magnets Baugrund türmen sich einige dieser Felsbrocken. Und genau das dürfte das Grundproblem sein. Konglomerat bricht ganz leicht und ist kein gefestigtes Material. Doch laut Magnets Kaufvertrag ist das Schraubfundament für jeden Untergrund geeignet. Die MCV GmbH wusste von den Felsen, ließ aber den Baugrund nicht prüfen. Das Schraubfundament wurde einfach eingebaut.

Covidbedingt gab es zudem während der vergangenen zwei Jahren keine Bauverhandlung vor Ort. Vielleicht wären sonst Anna Magnet und ihr Generalunternehmer gewarnt gewesen. Der Bürgermeister zeigte sich nach einem Lokalaugenschein total entsetzt: „Nach meiner Einschätzung befand sich keines der Schraubfundamente in einem Winkel von 90 Grad zur Konstruktion. Ich war wirklich entsetzt, als ich das gesehen habe.“

Redakteurin Gudrun Maria Leb (links) mit Hausbesitzerin Anna Magnet
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Aufgezeigt-Redakteurin Gudrun Maria Leb (links) mit Hausbesitzerin Anna Magnet

Sachverständiger: „Standsicherheit nicht gegeben“

Anna Magnet holte einen Sachverständigen und der kam zu dem Schluss, dass das Schraubfundament zwar das Gewicht des Containers halten könne, aber dass die Kraft des Windes nicht einkalkuliert worden und damit „die horizontale Standsicherheit des Mobil Homes rechnerisch nicht gegeben" sei.

Bürgermeister Perdacher als Baubehörde erster Instanz bewertete das Vorgehen der MCV-Baufirma als „eine Frechheit“: „Da denken sich wohl manche Baufirmen, sie könnten da eine Frau vielleicht sogar über den Tisch ziehen.“

Bürgermeister von St. Jakob im Rosental Guntram Perdacher (SPÖ)
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Bürgermeister Perdacher: „Eine Frechheit“

Generalunternehmer lenkte ein

Festigen kann man das Haus nur mit diagonalen Betonstreifen zwischen den Eckpunkten. Weil der Generalunternehmer nicht zu erreichen war, zeigte sich der Subunternehmer vorerst bereit, das Fundament bis Ende April zu verstärken und damit eine Verbesserung vorzunehmen.

Doch nach Anfrage des ORF zeigte sich auch der Generalunternehmer lösungsorientiert. Ein Lichtblick für Hausbesitzerin Anna Magnet. Von der MCV hieß es: „Die MCV GmbH wird die Kosten für die Fundamentabsicherung übernehmen, wir werden auch die Terrassentüren tauschen, haben aber von unserer Fensterfirma noch keinen Termin erhalten. Sobald wir Näheres wissen, werden wir Frau Magnet informieren.“ Das Aufgezeigt-Team wird den Fortgang der Ereignisse beobachten.