Der abgelegene Hof
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„Aufgezeigt“

Kampf um Photovoltaik-Anlage

Eine Bauernfamilie möchte auf Photovoltaik umrüsten und sechs kW einspeisen, aber die Kärnten Netz genehmigt nur ein Kilowatt Einspeisung, wodurch sich die Anlage nicht rechnen würde. Grund für die Absage ist die lange Versorgungsleitung zum abgelegenen Hof. Die Kärnten Netz befürchtet eine Instabilität des Netzes, will aber Lösungen finden.

Mit dem Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) steht in ganz Österreich ein Photovoltaik-Boom bevor. 11.000 Anträge wurden von der Kärnten Netz im Vorjahr bearbeitet. Das Gesetz sieht für Stromkunden, die auf umweltfreundliche Strom- und Wärmeerzeugung umsatteln, Förderungen in noch nie da gewesener Höhe vor. Die Bauernfamilie Sullbauer vom Kaltenberg bei Brückl will schon seit acht Jahren auf Photovoltaik umrüsten, da die Lage sehr sonnenreich ist. 10.000 Kilowatt braucht der Betriebe selbst, den Großteil könnte man mit einer Anlage abdecken und rund sechs kW einspeisen. Aber die Kärnten Netz genehmigt nur ein Kilowatt Einspeisung.

Besprechung beim Hof
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Im Hintergrund die über einen Kilometer lange Stromleitung zum Hof

Immer wieder abgelehnt

Wutscherbauer Erwin Sullbauer: „Wir haben bei der Kärnten Netz um den Bau einer PV-Anlage mit 13,6 kW angesucht. Das wurde mehrfach abgelehnt, weil die Leitung zu schwach ist.“ Die 1,1 Kilometer lange Leitung vom Trafo zum Hof ist das Problem. Die Kärnten Netz will von 13,6 kW nichts wissen. Bauernsohn Stefan Sullbauer, der sich als Elektroingenieur auskennt: „Ich sehe zum einen die Anlage für den Eigengebrauch mit einem Kilowatt für unwirtschaftlich, das rentiert sich nicht. Zum Zweiten ist es aus klimafreundlicher Sicht gesehen auch sinnlos, wenn man bis zu 7.000 Kilowattstunden nicht abruft, wo man Strom aus erneuerbaren Energien händeringend sucht.“

Sohn Stefan Sullbauer
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Stefan Sullbauer ist Elektroningenieur

Was Erwin Sullbauer besonders ärgert: Seine Nachbarn hätten alle Anlagen gebaut und er dürfe das nicht. Technisch möglich ist natürlich auch eine höhere Einspeisung. Allerdings nur, wenn das Netz ausgebaut wird und Familie Sullbauer mitzahlt. Der Netzausbau würde im konkreten Fall ca. 25.000 Euro kosten. Die Nachbarn hätten gar nichts bezahlt, sagte Erwin Sullbauer bitter.

Der Stall der Sullbauers
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Familie Sullbauer im Stall

Sicherheit des Netzes als Problem

Die Familie hat einen Netznutzungsvertrag mit der Kärnten Netz über 7,5 Kilowatt. Daher müsste die Kärnten Netz eine Einspeisung von 7,5 kW akzeptieren, so sieht es das Gesetz vor.
Sind aber technische Komplikationen oder Sicherheitsmängel zu befürchten, dann muss die Kärnten Netz gar nichts akzeptieren. Das sei das Problem, sagte Georg Wurzer von der Kärnten Netz: „In diesem Fall ist es so, dass die Leitung, die die Familie Sullbauer versorgt, über einen Kilometer lang ist. Das Problem ist, dass am Einspeisepunkt eine Spannungsanhebung stattfindet. Unsere Verantwortung ist es, das Netz sicher zu betreiben, das sehen wir nicht als gegeben und wir mussten die Einspeiseleistung einschränken.“

Georg Wurzer von Kärnten Netz
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Georg Wurzer von Kärnten Netz

Großanlage nicht leistbar

Auf die Frage, wie man das Problem bei abgelegenen Höfen lösen könne, sagte Wurzer, man müsse das Netz verstärken. Teilweise müsse das der aber Verursacher selbst tragen. Allerdings sieht Georg Wurzer auch die riesigen Dachflächen am Wutscherhof. Eine weit größere Anlage mit 150 Kilowatt Einspeisung hätte da locker Platz und wäre durchaus sinnvoll. Die Kosten betragen aber 60.000 Euro. Das kann die Familie nicht tragen.

Alfons Haber von der E Control
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Alfons Haber von der E-Control bietet Vermittlung an

E-Control kann vermitteln

Alfons Haber von der E-Control sagte gegenüber „Aufgezeigt“, es müsste hier noch Analysen geben. Berechnungen seien bei der Erstellung eines Anschlusskonzepts immer wichtig. Im konkreten Fall gehe es um die Einspeisung von einem kW, die Verbrauchsleistung könnte ja größer sein und die Anlage so groß sein, um den Eigenverbrauch zu decken. Wichtig sei, dass die E-Control Streitschlichtung anbiete und die Vertragspartner ihre Unterlagen übergeben, so Haber.

Sendungshinweis:

Aufgezeigt, 25.1.2022

Soweit sei man aber noch nicht, so Stefan Sullbauer. Die Befürchtungen der Kärnten Netz, dass es zu Schäden durch eine Netzinstabilität kommen könnte, könne er nachvollziehen. Die Netzstabilität müsse der Betreiber liefern. Werde das Netz instabil könnte es zu Geräteschäden beim Hof selbst oder beim Nachbarn kommen.

Gudrun Maria Leb mit Erwin Sullbauer
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Erwin Sullbauer ist verärgert. Acht Jahre lang dauert sein Kampf bereits.

Kärnten Netz hat mehrere Angebote

Es bleiben zwei Lösungsvorschläge für die Familie. Sie könnte sich mit der Ein-kW-Einspeisung begnügen und für die Eigenversorgung bauen. Immerhin braucht der Hof pro Jahr 10.000 Kilowattstunden Energie. Oder sie entscheidet sich für mehr Einspeisung und damit für die Netzverstärkung, die sie zum Teil selber zahlen müsste. Georg Wurzer von Kärnten Netz sagte, die Familie müsse Bescheid geben, ob sie eine Anlage über fünf oder 7,5 kW haben wolle, dann werde man sich das anschauen und ein Angebot machen. Er sehe mehrere Varianten, was möglich sei und ob etwa eine Eigenleistung der Familie erbracht werden könnte. Die Gespräche sollen bald erfolgen.