Blick vom See auf Häuschen
ORF
ORF
Chronik

Seegründe erhalten Gemeinschaftsanschluss

Um einen winzigen Seegrund ohne Wasser- und Kanalanschluss in Pritschitz am Wörthersee dreht sich der aktuelle „Aufgezeigt“-Fall. Die 83 Jahre alte Besitzerin will auf eigene Kosten Wasser und Kanal bei der Gemeinde Pörtschach anschließen, was diese aber bislang verweigerte. Ein Gemeinschaftsanschluss soll nun als Alternative dienen.

Das Seegrundstück von Heiderose Czechner in der Gemeinde Pörtschach (Bezirk Klagenfurt-Land) ist als Grünland Bad gewidmet und damit hat sie Glück. Diese Widmung lässt zu, dass sie am Seegrund ein Waschbecken installieren, einen Imbiss machen und Geschirr abwaschen könnte. Nur schlafen darf sie nicht in der Hütte, was aber schon aus Platzgründen gar nicht möglich wäre.

Langer Weg beim Wasserholen

Der Konflikt um den nicht vorhandenen Wasser- und Kanalanschluss zieht sich schon über Jahre und die Seniorin schafft es nicht mehr, das Trinkwasser zu ihrem Steg zu schleppen. „So ein Kanister fasst ungefähr 15 Liter. Das ist für eine 83 Jahre alte Frau nicht zu packen. Wenn keines meiner Kinder Zeit hat, bin ich auf einen halben Liter Wasser angewiesen, den ich leichter tragen kann“, sagte Heiderose Czechner.

 Heiderose Czechner
ORF
Heiderose Czechner

Wasserversorgung 100 Meter entfernt

Wasser muss Frau Czechner im Gemeinschafts-WC der Badehütten – hunderte Meter entfernt im ersten Stock – holen. Dort muss sie auch das schmutzige Wasser entsorgen. Grundsätzlich wäre der Wasser- und Kanalanschluss keine große Hexerei, sagt Hermann Irlacher, der Lebensgefährte von Heiderose Czechner: „Das ist technisch nicht schwierig. Die Arbeiten dauern maximal einen Tag. Die Wasserrohrleitung wird verlegt und der Graben ist in einem Tag wieder zugeschüttet. Danach sieht man nichts mehr davon.“

Gudrun Maria Leb mit  Heiderose Czechner
ORF
Gudrun Maria Leb mit Heiderose Czechner und Hermann Irrlacher

Grundentwertung als Gegenargument

Die Gemeinde befürchtet eine Wertminderung der Liegewiese, wenn dort ein Kanalrohr vergraben wäre, sagt Heiderose Czechner: „Die Grundentwertung, die mir vorgeworfen wird, kann nicht sein, weil ich auch Strom bekommen habe. Die Leitung führt quer durch die selbe Wiese. Ich verstehe das nicht ganz, weil Strom gefährlicher als Wasser ist, wenn etwas passiert.“

Blick auf die gemeinsame Wiese
ORF
Die Gemeinde sagt, durch die Baumaßnahmen sei eine Entwertung der Liegewiese zu befürchten

Behörde: Anspruch auf Anschluss besteht

Eine Entwertung des Grundes könnte gegeben sein, wenn für jede der Badehütten ein eigener Anschluss gegraben würde, sagte Klaus Bidovec von der BH Klagenfurt. 13 Hütten sind es und sie liegen alle im Ver- und Entsorgungsgebiet der Gemeinde, hätten also das Recht auf Anschluss. Daher müsse Frau Czechners Wunsch, rein rechtlich betrachtet, auch erfüllt werden.

Bidovec: „Aufgrund der mir geschilderten Sachlage gehe ich davon aus, dass Frau Czechner einen Anspruch auf einen Anschluss hat. Aufgrund der Bestimmungen des Gemeindewasserversorgungsgesetzes liegt das Grundstück im Pflichtbereich der Gemeinde – was die Kanalisation, als auch die Wasserversorgung betrifft.“ Einen Bescheid der Gemeinde, auf den sie für eine allfällige Beschwerde auch einen Anspruch hat, bekam sie bislang allerdings nicht.

Ehepaar geht vor Hütten Seegrundstücke Pritschitz
ORF

Neuerlicher Vorstoß wegen Toilettensanierung

Die Gemeinde hätte von den 13 Besitzern jederzeit verlangen können, dass sie ihre Gründe an das öffentliche Kanal- und Wassernetz anschließen. Sie wären dazu verpflichtet gewesen. Die Gemeinde tat das nie, plant aber jetzt den Umbau der Gemeinschafts-Toilette, die schon in die Jahre gekommen ist.

Beim Umbau der WC-Anlage wird sicher auch die Liegewiese in Mitleidenschaft gezogen. Da wäre vielleicht auch Heiderose Czechners Kanalanschluss leichter machbar und unauffällig. Genau deshalb war der Zeitpunkt günstig für einen neuerlichen Vorstoß, den das Aufgezeigt-Team gemeinsam mit Heiderose Czechner im September auch vornahm.

Plan für Hebevorrichtung
ORF
Plan für die Hebeeinrichtung

Wunsch: Wasser noch vor dem 90er

Czechner: „Ich habe noch einmal die allerneuesten Pläne von Fachleuten eingereicht. Ich dachte, ich würde aus diesem Grund in kurzer Zeit eine Vereinbarung bekommen, die allerdings bis heute nicht eingetroffen ist. Ich hänge in der Luft und weiß nicht, ob es Wasser gibt oder nicht. Ich möchte das gerne noch haben, bis ich 90 bin.“

Lebensgefährte Hermann Irrlacher ergänzte, dass die Abwasseranlage mit der Hebeeinrichtung auf das Grundstück von Heiderose Czechner kommen würde: „Das Abwasser wird dann automatisch in den Kanal hinauf gepumpt.“

 Vizebürgermeister Robert Schand
ORF
Vizebürgermeister Robert Schandl (ÖVP)

Vizebürgermeister: „Werden Lösung finden“

Auf Anfrage bei der Gemeinde Pörtschach verwies Vizebürgermeister Robert Schandl (ÖVP) auf den Ver- und Entsorgungsplan der Gemeinde. Dass die 13 Mini-Gründe im Versorgungsgebiet liegen, ist darauf eindeutig zu sehen und wird auch nicht bestritten.

Vizebürgermeister Schandl: „Wir werden eine Lösung finden. Im Zuge des Umbaus des WCs werden wir eine Hebeanlage einbauen. Dann ist die Möglichkeit gegeben, dass sich alle auf dem kurzen Weg anschließen können und nicht über eine Wiese graben und das selbst bezahlen müssen. Das ist nicht zielführend, wenn es 13 verschiedene Baustellen gibt. So können wir das in einer zusammenfassen.“

Blick auf den See
ORF

Arbeiten sollen im März beginnen

Der Plan sei, mit den Arbeiten im März zu beginnen, sagte Schandl: „Es wird jetzt projektiert und erhoben, wie viele Leute sich anschließen lassen möchten. Dann soll dem nichts mehr im Wege stehen.“ Eine Einzel-Vereinbarung mit Heiderose Czechner sei dann hinfällig, sagte Schandl: „Sie braucht dann keine eigene Hebeanlage, kann sich an die allgemeine Anlage anschließen und hat dann nur mehr einen kurzen Weg bis zu ihrem Grundstück.“

Mit Handschlag besiegelten Vizebürgermeister Robert Schandl und Heiderose Czechner die Lösung.