Diskussionsteilnehmer Streitkultur Landwirtschaftskammerwahl
ORF/Marco Mursteiner
ORF/Marco Mursteiner

LW-Kammer-Wahl: Kandidaten diskutierten

Die „Radio Kärnten Streitkultur“ am Montagabend widmete sich den bevorstehenden Landwirtschaftskammer-Wahlen. Die sechs Kandidaten stellten sich den Fragen von ORF-Kärnten-Chefredakteur Bernhard Bieche.

Am 7. November wählen Kärntens Bäuerinnen und Bauern ihre Standesvertreter in der Landwirtschaftskammer. Etwa 62.000 Menschen in Kärnten sind wahlberechtigt. Es wird immer schwieriger, mit einem landwirtschaftlichen Betrieb zu überleben beklagten auch zahlreiche Anruferinnen und Anrufer in der Sendung, ähnliche Wortmeldungen kamen per E-Mail oder per Facebook-Kommentar. Kein Wunder, dass das Thema in der Sendung heiß diskutiert wird. Schnell wurde klar, es hat viele Facetten.

Radio Kärnten Streitkultur: Bauernvertreter auf dem Prüfstand

Höhere Förderungen für Kleinbetriebe

Dementsprechend müsse an vielen Schrauben gedreht werden, beispielsweise um höhere Förderungen für Kleinbetriebe zu erreichen, sagte Reinhard Stückler von den Grünen Bäuerinnen und Bauern. Zudem fordert er faire Preise für Lebensmittel, die vor allem der Welthandel kaputt gemacht habe: "Landwirtschaft ist nicht geeignet für die freie Marktwirtschaft. Durch den Klimaschutz, den wir alle betreiben müssen, haben wir neue Möglichkeiten. Das CO2, das durch den Transport aus anderen Kontinenten produziert wird, das schlagen wir auf den Import drauf, automatisch wird dann die heimische Produktion konkurrenzfähiger.

Besserer Schutz für heimische Bauern

Auch Manfred Muhr von der freiheitlichen und unabhängigen Bauernschaft will die heimische Landwirtschaft besser schützen: „Bei den Schweinebauern haben wir in Österreich ungefähr 100 Prozent Selbstversorgungsquote. Da kann es normal keinen Überhang geben, dennoch leiden die heimischen Schweinebauern unter fatalen Preisen und unter Absatzproblemen, weil wir Unmengen von ausländischen Schweinefleisch importieren.“

Einig waren sich alle Diskutanten, dass eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung bei Fleisch kommen müsse. Denn das Bauernsterben bringe auch die Kulturlandschaft in Gefahr, sagte Marjan Cik von der Gemeinschaft der Kärntner Bäuerinnen und Bauern: „Wenn wir heute die Einkommenssituation anschauen, was man heute mit Mutterkühen erwirtschaften kann, müssen wir uns alle anstrengen, damit die Almen weiter bewirtschaftet werden können.“

„Zu wenig Forderungen“

Heimo Urbas, Spitzenkandidat für den unabhängigen Bauernverband sieht das Grundproblem in der bisherigen Landwirtschaftskammer: „Die bäuerliche Berufsvertretung hat die Schwachstelle, dass sie keine eigenen Forderungen aufstellt. Die Metaller fordern 4,5 Prozent Lohnerhöhung, da kommt die Forderung von der Basis. Ohne Ausgleich der Inflation durch öffentliche Gelder kann die bäuerliche Landwirtschaft nicht überleben, das muss uns klar sein.“

"Bauern sind Almosenempfänger

Ähnlich auch die Sichtweise von Franz Matschek von den SPÖ-Bäuerinnen und Bauern: „Es verdient momentan der Handel, die industrielle Landwirtschaft, der Bauer ist ausgenommen. Wir sind ausgeliefert und Almosenempfänger. Die Politik muss sich ändern, die Forderungen müssen sich ändern, wir müssen für unser Bauern mehr fordern und nicht abhängig von Wien von den Ministerien sein, die keine Ahnung haben.“

Erwartungen an Brüssel

Der bisherige Landwirtschaftskammer-Präsident und Spitzenkandidat für den Kärntner Bauernbund (ÖVP), Siegfried Huber, erwartet sich viel von den frischen Fördergeldern aus Brüssel im nächsten Jahr gegen das Bauernsterben. 1,8 Milliarden Euro würden für Österreich zur Verfügung stehen: „Gerade die Ausgleichszulage, die für Kärnten ein wichtiger Faktor für benachteiligte Gebiete ist, wird jährlich um eine Million Euro erhöht, das kommt bei unseren Bauern an. Für Kärnten wird es eine Topablöse für die Weide geben.“