Die Siedlung
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„Aufgezeigt:“ Stress mit der Genossenschaft

Mieterinnen und Mieter einer Genossenschaftswohnung haben es oft nicht leicht. Abrechnungen können undurchsichtig sein, die Suche nach einem Ansprechpartner kann sich als schwierig erweisen. In Spittal an der Drau sind 24 großteils betagte Mieter betroffen, die bei der „Vorstädtischen Kleinsiedlung“ auf wenig Gegenliebe stoßen.

Die Anlage der Genossenschaft „Vorstädtischen Kleinsiedlung“ (VKS) ist als betreubares Wohnhaus für 24 Mieter gebaut. Bei allen gibt es, wie bei Friederike Staudacher, einen Notruf in der Wohnung. Der Schwesternnotruf ist aber schon seit Jahren eingestellt, sagt Staudacher: „Das will keiner haben. Wir wollen lieber das Armband des Roten Kreuz, weil dann kommt gleich wer und man ist schon im Krankenhaus.“

Der Notruf in der Wohnung
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Friederike Staudacher zeigt Aufgezeigt-Reporterin Gudrun Maria Leb den in der Wohnung montierten Schwesternnotruf

Betriebskosten um 30 Prozent gestiegen

Bei der Durchsicht der Betriebskosten-Abrechnungen fällt auf, dass der angeblich stillgelegte Schwesternnotruf auf Kosten der Mieter monatlich gewartet wird. Insgesamt stiegen die Betriebskosten im Lauf von sieben Jahren um 30 Prozent: „Ich verstehe das nicht. Alles wird teurer und dann gibt es trotzdem wieder eine Nachzahlung von 60 Euro“, sagt Staudacher.

Jasmin Klösch-Bergthaler vom Mieterschutzverband
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Mieterschützerin Jasmin Klösch-Bergthaler sieht sich die Abrechnungen an

Kostenpflicht nur dann, wenn Anlage in Betrieb ist

Mieterschützerin Jasmin Klösch-Bergthaler prüfte die Abrechnungen. Zu den Wartungskosten für den Schwesternnotruf sagte sie, dass die Kosten für die Anlage nur dann auf die Mieter überwälzt werden können, wenn die Anlage tatsächlich in Betrieb sei: „Sollte sie nicht in Betrieb sein und trotzdem gewartet werden, dann hat das die Genossenschaft zu bezahlen.“

Die Steigerung bei den Betriebskosten sei darauf zurück zu führen, dass gewisse Arbeiten an Firmen ausgelagert worden seien, sagte Klösch-Bergthaler: „Die Firmen berechnen natürlich die Anfahrts- und Abfahrtskosten und daher verteuern sich die Betriebskosten immens.“

Jasmin Klösch-Bergthaler, Friederike Staudacher und Gudrun Maria Leb in der Wohnanlage
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Mieterschützerin, Mieterin und die Aufgezeigt-Reporterin bei der Besichtigung der Anlage

Mieter fühlen sich im Stich gelassen

Die Genossenschaft lagerte alle technischen Wartungen, sowie die Hausbetreuung aus, das müssen die Mieter bezahlen. Den Schwesternnotruf gibt es auch direkt im Foyer. Hier soll er in Betrieb sein und jährlich gewartet werden.

Bei einer improvisierten MieterInnen-Versammlung erzählen die Bewohner, dass sie telefonisch bei der Genossenschaft „nie durchkommen“. Sie fühlen sich im Stich gelassen. Klösch-Bergthaler rät bei der Versammlung, nichts telefonisch mit der Genossenschaft zu vereinbaren, sondern alles schriftlich zu erledigen, „das kann die Genossenschaft dann nicht bestreiten“.

Mieterinnen bei dem improvisierten Treffen
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Die improvisierten MieterInnen-Versammlung

Ausschreibungsverfahren wären notwendig

Das Gesetz schreibt vor, dass Genossenschaften wirtschaftlich, sparsam und zweckmäßig arbeiten müssen. Das bedeutet, dass die Genossenschaft „Vorstädtische Kleinsiedlung“ für jede Leistung im Haus ein Ausschreibungsverfahren durchführen und den günstigsten Anbieter ermitteln müssen.

Auf Anfrage, ob es solche Ausschreibungen gegeben habe, wieso der stillgelegte Schwesternnotruf immer noch gewartet und den Mietern verrechnet wird, erhält der ORF-Kärnten eine schriftliche Stellungnahme der Genossenschaft. Darin heißt es, dass für die technischen Wartungen, sowie für Hausbetreuung und Winterdienst „natürlich verschiedene Angebote eingeholt“ und die Aufträge „an die Billigstbieter“ vergeben worden seien.

Schild vor Versicherungsgebäude
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Die Genossenschaft „Vorstädtischen Kleinsiedlung“ (VKS) in Klagenfurt

Genossenschaft will Sprechtag anbieten

Weiter heißt es in der Stellungnahme: „Für den Schwesternnotruf gibt es in jeder Wohnung eine Sicherung, die einmal jährlich gewartet wird, um den BewohnerInnen jederzeit die Möglichkeit zu geben, die Sicherung zu aktivieren. Abschließend teilen wir mit, dass wir einen Sprechtag anbieten werden, sodass die BewohnerInnen ihre Anliegen und Wünsche kundtun können.“

Das Aufgezeigt-Team wird beobachten, ob sich bei diesem Sprechtag die Probleme der Mieter lösen lassen.