Ein Tandem aus Bambus
ORF/Peter Matha
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Freizeit

Auf Kulturtour mit dem Bambusfahrrad

Geschichte kann man nicht nur bei Stadtführungen erleben. Historikerin Carmen Delsnig bietet an, mit dem Fahrrad „Kulturradpfade“ zu erleben. Ein Ausflug führt quer durch den Wörtherseeraum zum Thema Geschichte des Bambusfahrrades. Einige Teilnehmer kamen auch stilecht mit Rädern aus Bambus.

Delsnig organisiert die Touren seit sechs Jahren und deckt damit eine Marktlücke ab: „Ich habe damit angefangen, als auch gerade der Fahrradboom anfing und dachte mir, dass das schon eine bestimmte Besucherschicht ansprechen wird.“ Man kann zum Beispiel Orte mittelalterlicher Heiligenverehrung in Unterkärnten in einer Gruppe erradeln oder zum Thema starke Frauen in Klagenfurt unterwegs sein. Immer in Begleitung von Expertinnen oder Experten.

Radtour mit historischer Führung
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Daniel Wieser erzählte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern viel Interessantes zum Bambusfahrrad

Verschiedenste Thementouren

Die Themen der Touren sind vielfältig: Villacher Bett, Bier und Industriegeschichte oder die landschaftliche und kulturelle Vielfalt des Jauntales. Diesmal ging es von Pörtschach nach Ebenthal und dann in die Klagenfurter Innenstadt, Thema der Tour war das historische Bambusrad, das vor mehr als 100 Jahren in Kärnten gebaut wurde. Vortragender war Oswald Wieser, der auch Villen der damaligen Radbauer zeigte. Wieser baut selbst in Klagenfurt Bambusfahrräder und beschäftigte sich mit ihrer Geschichte – mehr dazu in Renaissance des Bambusfahrrads.

Bis ins 19. Jahrhundert wurden diese speziellen Rahmen gebaut, dann kam die billige Konkurrenz aus Übersee.

Fünf bis sechs Stunden dauern die Touren die eine Mischung aus sportlicher Betätigung und Bildungsauftrag sind. Carmen Delsnig achtet immer darauf, dass die Gruppe zusammen bleibt und sich niemand verfährt. Wenn jemand einen Ersatzreifen benötigt kann sie ebenfalls aushelfen und sogar beim Radwechsel behilflich sein: „Ich habe extra einen Workshop gemacht.“

Touren haben Fans gefunden

Mittlerweile haben die geführten Radtouren zu historisch interessanten Orten ihr Stammpublikum. Leopoldine Schmidt absolvierte schon drei Kulturradtouren: „Man trifft Leute. Oft sind die Frauen in der Überzahl. Diesmal die Männer, warum nicht.“

Es gebe immer wieder auch neue Themen, die neue Publikumsschichten anziehen, wie zum Beispiel die Lost Places, also die verlassenen Orte: „Da waren viele Neue dabei, die sicher auch beim nächsten Mal wieder dabei sein werden.“

Sport ist nicht Hauptzweck

Carmen Delsnig sagte, es gehe weniger um den sportlichen Aspekt als um die Erlebnisse: „Es geht darum, dass man verschiedene Stationen besucht und das Rad nutzt, um von der einen Station zur anderen zu kommen. Auch wenn rund 25 Kilometer zusammenkommen merkt man das nicht so, als wenn man sie am Stück fährt.“

Fahren auf dem Bambustandem
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Auch ein Bambustandem ist dabei

Besonderes Fahrgefühl aus Bambus

Da es um das Bambusfahrrad ging, reiste auch Armin Hehr mit seinem eigenen, selbst in Zusammenarbeit mit einem Verein in Wien gebauten Bambusfahrrad an. Er schätzt das besondere Fahrgefühl, auch wenn er es nicht mit jenem eines Alu-Fahrrades vergleichen würde.

Bei Pannen helfen alle zusammen
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Bei Pannen hilft man zusammen

Touren bis Oktober hinein

Geradelt wird bei fast jedem Wetter, bis in den Oktober hinein. Heuer war die Sonne ein Problem, sagte Delsnig: „Wir haben 32 Grad gehabt, da schauen wir auf mehr Pausen und Trinkpausen. Denn es sind ja auch Genusstouren.“ Bei der Tour ging es am Kalmusbad vorbei – in Ebenthal war einer der Produktionsorte des Bambusrades aus Kärnten.

Walter Bradler kam aus der Steiermark zur Tour, er ist ein Spezialist für österreichische Radgeschichte. „Extra mit dem Intercitybus von Graz hergefahren und mit dem Rad zum Treffpunkt nach Pörtschach. Ich habe einen Bezug zum Bambusrad, weil ich selbst einmal eines gefunden habe. Das steht jetzt im Museum in Werndorf, südlich von Graz. Das Bambusrad ist sehr selten, es gibt in Museen nur wenige Stücke, wie im Technischen Museum in Wien oder Prag.“

Alle Räder der Tour parken
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Kurze Pause

In Klagenfurt wurde es für die 13-köpfige Gruppe etwas enger. Man war hier nicht mehr auf dem für Zweiräder reservierten Radweg. Veranstalterin Delsnig sagte, sie achte darauf, dass vorwiegend Radwege genutzt werden oder auch Schleichwege. Selten werden Touren in der Stadt gemacht, es lasse sich aber manchmal nicht vermeiden. Jedes Jahr kommen neue, andere Kulturtouren auf dem Rad dazu.