Die drei Parkplätze
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Streit um drei Parkplätze

Im Südkärntner Eberndorf sorgen drei Parkplätze seit zehn Jahren für heftigen Streit. Die Parkplätze liegen in einer unübersichtlichen Kurve direkt im Kreuzungsbereich einer Landes- und einer Gemeindestraße. In unmittelbarer Nähe gibt es etwa 70 neue Parkplätze, viele davon stehen leer.

Die drei Parkplätze direkt im Kreuzungsbereich sind Ernst Sadounig schon lange ein Dorn im Auge. Jeden Tag müssen etliche Schulkinder an der Gefahrenstelle vorbei, so Sadounig: „Der Schulweg ist ganz knapp bemessen. Der führt hinter den parkenden Autos vorbei und auf der anderen Seite ebenfalls die parkenden Autos und wenn es da zu Gegenverkehr kommt, kommt es immer wieder zu Stau. Auch ich wurde schon umgestoßen, als ich Richtung Friedhof gegangen bin.“

Ernst Sadounig
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Ernst Sadounig

Beinahe täglich brenzlige Situationen

Tatsächlich geht es kurz nach 7.00 Uhr am Kreuzberglweg recht hektisch zu, davon überzeugte sich das „Aufgezeigt“-Team. Die Schulkinder waren unterwegs, zeitgleich der Lieferdienst fürs Gasthaus, die Eberndorfer, die zur Arbeit müssen, ein Traktor mit Heuwendeaufsatz und die Müllabfuhr.

All das passierte in nur einer halben Stunde. Es ist gefährlich, immer wieder bildete sich Stau, es gab etliche Brems- und Wendemanöver im Kreuzungsbereich, gleich neben den drei Parkplätzen. Sadounig beobachtet das seit vielen Jahren: „In dem Bereich befinden sich die Gemeinde, die Kirche, vier Gasthäuser, die Feuerwehr, die Polizei, die Post, zwei Schulen, zwei Friedhöfe und zwei große Siedlungen. Und da gibt es immer wieder Probleme, weil ein flüssiger Verkehr nicht möglich ist.“

Engstelle bei Parkplätzen
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Die Stelle wird stark frequentiert

Trotzdem besteht die Gemeinde darauf, dass die drei Parkplätze bleiben. Obwohl es seit 2017 ganz in der Nähe rund 70 Parkplätze gibt, auf dem neu sanierten Kirchplatz, keine Gehminute entfernt. Seit damals ist Sadounig auch kein Einzelkämpfer mehr. 125 Bewohner und Friedhofsbesucher unterzeichneten eine Unterschriftenaktion von Sadounig, aber die Gemeinde blieb unnachgiebig.

Neuer Parkplatz
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Neuer Parkplatz in unmittelbarer Nähe

Rechtliche Situation

Wo geparkt werden darf und wo nicht, rechtlich wird das in der Straßenverkehrsordnung geregelt, kurz STVO.

1. Parken verboten gilt fünf Meter vor der Kreuzung, gemessen von den Fahrbahnrändern, die sich kreuzen. Das „Aufgezeigt“-Team misst in Eberndorf nach. Die Parkplätze sind acht bis zehn Meter von der Kreuzung entfernt, weit genug also.

2. Parken verboten gilt, wenn die Restfahrbahnbreite 5,2 Meter unterschreitet. Auch das wird nach gemessen. Ohne Parkplatz beträgt die Fahrbahnbreite des Kreuzberglweges 9,8 Meter.

3. Parken verboten gilt auch vor unübersichtlichen Kurven. Das trifft auf den Kreuzberglweg zu. Wer aus Bleiburg kommend auf den Weg abbiegt, der sieht die Parkplätze überhaupt nicht.

Albert Kreiner
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Albert Kreiner

Land: Empfehlung, Stelle zu entschärfen

Die Mobilitätsabteilung des Landes unterstützt das „Aufgezeigt-Team“ nicht zum ersten Mal. Ein Sachverständiger schaute sich die Situation an der Eberndorfer Kreuzung genau an, begleitet von Beamten der Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt und von Gemeindevertretern.

Albert Kreiner sagte zum Ergebnis: „Im vorliegendem Fall muss man unterscheiden zwischen der rechtlichen Situation nach der Straßenverkehrsordnung. Hier muss man festhalten, dass alles rechtmäßig und im Rahmen der Rechtsordnung abläuft. Und auch die Parkplätze sind völlig korrekt eingezeichnet. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist die Praxis, ob es dennoch zu kritischen Situationen aus der Sicht der Verkehrssicherheit kommt. Das hat der Sachverständige festgestellt und wir empfehlen der Gemeinde, wir können hier leider nur Empfehlungen aussprechen denn es ist ja eine Gemeindestraße.“

Man empfehle hier der Gemeinde in der Abbiegesituation eine Leitlinie zu ziehen und die Parkplätze zusätzlich mit Boller zu kennzeichnen, so dass ein Kurvenschneiden nicht möglich sei, so Kreiner.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Aufgezeigt, 25.5.2021

Bürgermeister: Jeder Parkplatz wird gebraucht

Die Marktgemeinde Eberndorf hat seit März einen neuen Bürgermeister. Wolfgang Stefitz (SPÖ) erbte das Problem mit den drei Parkplätzen im Kreuzungsbereich von seinem Vor-Vorgänger. Er ist unschlüssig, ob die Gemeinde angesichts von 100 neuen Parkplätzen am Kirchplatz auf die drei in der unübersichtlichen Kurve verzichten kann: „In der Vergangenheit haben wir natürlich immer wieder gesehen, da wir die Sommerspiele in Eberndorf ausrichten, dass da jeder Parkplatz begehrt ist. Diese Parkplätze sind also wirtschaftlich auch notwendig. In Wahrheit wird jeder Parkplatz gebraucht.“

Wolfgang Stefitz, SPÖ-Bürgermeister Eberndorf
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Wolfgang Stefitz

Entscheidung im Gemeinderat noch vor dem Sommer

Auf das nahezu tägliche Verkehrschaos mit unzähligen brenzligen Situationen angesprochen, sagte Stefitz: „Es ist alles berücksichtigt worden. Wir haben einen Lokalaugenschein mit der Bezirkshauptmannschaft und mit Vertretern des Landes durchgeführt. Es ist keine Gefahr in Verzug. Unser Ausschuss im neuen Gemeinderat wird sich natürlich mit den Einwänden befassen und wird das im Gemeinderat dementsprechend beschließen.“

Interviewsituation vor dem Parkplatz
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Gudrun Maria Leb beim Lokalaugenschein

Noch vor dem Sommer soll entschieden werden, ob die drei Parkplätze weg kommen und ob die Gemeinde stattdessen vielleicht ein Halte- und Parkverbot in der unübersichtlichen Kurve verordnet. Jedenfalls wird man wohl der Empfehlung des Landes Folge leisten und die Gefahrenstelle mit Verkehrsleitlinie und Bollern entschärfen.