Ruth Holzer und Mann Josef
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Vergleichsangebot nach Sturz vor Geschäft

Im August ist Ruth Holzer vor einem Klagenfurter Möbelhaus gestürzt und hat sich schwere Verletzungen zugezogen. Die Geschäftsführung des Möbelhauses bot sofort Schadenersatz an, aber die Haftpflichtversicherung stellte sich zunächst quer. Letztendlich kam es zu einem Vergleich.

Am 18. August 2020 stieg Ruth Holzer aus dem Bus, ging in Richtung des Einganges des Möbelhauses, stolperte, stürzte und verletzte sich schwer. Noch heute hat sie täglich Schmerzen und Angst. Für sie ist das Leben vor und nach dem Unfall ein anderes, „als ob ich ein neuer Mensch wäre“, sagte Holzer. Sie schäme sich über ihren Zustand.

Schwelle Ikea
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Ruth Holzer stolperte über eine Schwelle, die jetzt gelb markiert ist.

Ruth Holzer brach sich den Ellenbogen, musste drei Mal operiert werden und blieb vier Wochen im Krankenhaus. Der Möbelriese meldete den Unfall seiner Haftpflichtversicherung, um Entschädigung zu leisten. Die Allianz lehnte ab und argumentierte mit einem Urteil des obersten Gerichtshofes. Demnach muss „ein Fußgänger zur Vermeidung von Unfällen vor die eigenen Füße schauen.“

Geschäft trägt Mitschuld

Rechtsanwältin Elke Romauch sagte, dass es den Grundsatz der Eigenverantwortung gebe, dass man als Fußgänger vor die eigenen Füße zu schauen habe und eine Haftung mittragen könne. Dem gegenüber gibt es aber auch eine Verkehrssicherungspflicht des Geschäftsbetriebes, wonach alles, was am Boden hervorsteht oder atypisch ist, markiert und gekennzeichnet sein muss. Deshalb treffe den Geschäftsbetrieb auch hier eine Verpflichtung und eine Haftung, sagte Romauch.

Anwältin Elke ROmauch und Gudrun Maria Leb
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Anwältin Elke Romauch mit Gudrun Maria Leb

Fußgänger: Mitschuld, aber keine Hauptverantwortung

Der OGH-Spruch, dass jeder Fußgänger vor die eigenen Füße schauen muss, wird von vielen Versicherungen häufig und gerne zitiert, um keinen Schadenersatz leisten zu müssen. Vor Gericht kommen sie damit aber selten durch, weil der Fußgänger zwar eine Mitschuld am eigenen Unfall trägt, aber keinesfalls die alleinige Verantwortung.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Aufgezeigt, 11.5.2021

Schwelle war nicht markiert

An der Unfallstelle ist die Schwelle 7,5 Zentimeter hoch und jetzt grell gelb markiert. Im Herbst 2020 war das nicht der Fall. Ein Foto der Kleinen Zeitung zeigt, dass die Schwelle damals grau war, wie der Rest des Bodens und damit schwer zu sehen. Das Möbelgeschäft haftet also und reagierte sehr kooperativ auf die ORF-Anfrage.

Schwelle IKEA Kleine Zeitung
Kleine Zeitung GmbH & Co KG/Helmuth Weichselbraun
Die Schwelle war nicht markiert

Lena van Heuven von Ikea Kärnten sagte, dass man sehr daran interessiert sei, dass es zu einer zufriedenstellenden und fairen Lösung zwischen Frau Holzer und der Allianz komme. Van Heuven habe die Allianz gebeten, Ikea in den Lösungsfindungsprozess einzubinden. So lasse sich sicherlich rasch ein Ergebnis im Sinne von Ruth Holzer finden.

Allianz bietet Vergleichsangebot

Tatsächlich zeigte die Allianz dann auch mehr Spielraum. In einem Schreiben an den ORF hieß es, man bedauere den Sturz und die damit verbundenen folgenschweren Verletzungen. Nach einer erneuten internen Prüfung des Falles gehe man zwar nach wie vor davon aus, dass der Sturz durchaus hätte vermieden werden können. Es werde dem Unfallopfer ein Vergleichsbetrag angeboten. Ruth Holzer wird dieses Angebot annehmen und ist froh, dass die Geschichte damit zu Ende ist.