Über Nacht wurde die Quelle der Familie, die seit Jahrzehnten als Trink- und Hauswasser genutzt wird, unbrauchbar, sagte Florian Hofer: „Eine eigene Quelle in der heutigen Zeit ist eigentlich Gold wert. Wenn die dann plötzlich unbrauchbar ist, das ist sehr ärgerlich.“
Kosten in Höhe von 8.000 Euro entstanden
Im September des Vorjahres rutschte oberhalb der Quelle eine Böschung am Forstweg ab. Ab diesem Tag nahm Johanna Hofer regelmäßig Wasserproben ab. Das Wasser war ab da eine braune Brühe, wie dünner Kaffee. Familie Hofer muss seitdem auswärts waschen, kann nicht heizen, holt vom Nachbarn Trinkwasser und schließt das Haus dann bei einer Wassergenossenschaft an.
Schaden und Kosten betragen 8.000 Euro. Für Florian Hofer ist die Ursache klar: „Es wurde eine Forststraße in Auftrag gegeben. Es hat dann eine Rutschung gegeben, etwa 100 Meter über unserer Quellfassung. Die wurde dann behoben aber nicht richtig. Und dieses Material ist beim nächsten großen Regen in unsere Quelle eingeschwemmt worden.“
Bringungsgemeinschaft: Kein Zusammenhang
Der Obmann der Bringungsgemeinschaft Nad Vasjo, die den Forstweg errichtete, ist Fortunat Olip. Er sieht das ganz anders: „Es ist im Zeitraum zwischen 22. September und 6. Oktober wirklich eine Naturkatastrophe gewesen mit Elementarschäden und gewaltigen Niederschlägen im Karawankengebiet. In der Folge hat es in diesem sensiblen Gebiet eine Rutschung gegeben, die aber keinen kausalen Zusammenhang mit der Trübung des Wassers hat.“
Die Fronten sind verhärtet
Die Wogen gehen hoch in Zell-Pfarre/Sele. Eine geologische Begutachtung des Landes, durchgeführt von Dietmar Widowitz, bestätigte, dass die Hofer-Quelle sehr oberflächlich und anfällig sei. Sie entspreche auch nicht dem Stand der Technik und ein alter Traktorweg würde die Quelle mit beeinflussen. Aber Widowitz schrieb auch eindeutig, dass wegen des nahezu zeitgleichen Auftretens von Rutschung und massiver Quelltrübung ein Zusammenhang aus fachlicher Sicht durchaus plausibel erscheint.
Sendungshinweis:
„Aufgezeigt“, 2.2.2021
Damit konfrontiert sagte Nad Vasjo-Obmann Olip: „Bautechnisch, auch das ist belegt, ist seitens der Bringungsgenossenschaft nach klaren Auflagen und Vorgaben vorgegangen worden und gegen Elementarereignisse, wie es in diesem Zeitraum gegeben hat, sind wir wehrlos.“
Behörde: Familie muss zivilrechtlich vorgehen
Die Bezirkshauptmannschaft Klagenfurt reagierte überhaupt nicht auf die Meldung, dass die Quelle unbrauchbar geworden sei. Bezirkshauptmann Johannes Leitner sagte: „Wenn durch Baumaßnahmen oder sonstiges Schäden auf Wasserbauten oder Wasserversorgungsanlagen genommen wird so ist hier der Zivilrechtsweg zu bestreiten für Schadenshaftungen. Dafür ist die Bezirksverwaltungsbehörde nicht zuständig.“
Einen Rechtsstreit will Florian Hofer nicht. Er ersuchte den Bürgermeister von Zell-Pfarre/Sele, Heribert Kulmesch (SPÖ), in diesem Streit zu vermitteln: „Wir als Gemeinde haben uns eingesetzt von Beginn an bei Begehungen und haben versucht einfach einen Konsens zu erzielen. Es ist gescheitert glaub ich auch an der Wahrnehmung der Verantwortung seitens der Bringungsgemeinschaft und die haben wir von Anfang an bis heute vermisst.“
Bürgermeister: Auch weitere Quelle sei getrübt
Die Hofer-Quelle sei auch nicht die einzige Quelle, die im September getrübt und unbrauchbar geworden sei, sagte der Bürgermeister: „Zeitgleich mit der Hofer-Quelle war auch unsere Quelle, wo wir als Gemeinde das Wasser beziehen, auch betroffen.“ Die sogenannte Urch-Quelle ist inzwischen wieder sauber.
Beide Seiten wollen einen Kompromiss
Florian Hofer ist zu einem Kompromiss bereit: „Wenn jeder auf den anderen einen Schritt zugeht, dann kommen wir sicher zu einer Lösung, die nicht vor Gericht endet.“ Fortunat Olip von Nad Vasjo sagte dazu: „Eine Lösung des Problems ist im Gespräch zu finden. Ich erwarte mir, dass man auf vernünftiger Ebene zusammen kommt. Nach meiner Auffassung und nach der Auffassung vieler Genossenschaftsmitglieder sollen unberechtigte Forderungen zurück geschraubt werden. Und wenn man das auf ein vernünftiges Maß zurück schraubt dann wird man eine Lösung finden können. Nachdem die Organe der Genossenschaft rechtlich handeln und den Mitgliedern gegenüber verpflichtet sind wird darüber eine Vollversammlung der Genossenschaft befinden.“
Tatsache ist, dass der Obmann die Vollversammlung für eine Entscheidung braucht, er selbst kann nach Absprache mit dem Vorstand nur knapp 1.000 Euro anbieten und das wird nicht reichen, weil die Familie ja Kosten von rund 8.000 Euro geltend macht. Beide Seiten wollen das jedenfalls außergerichtlich lösen.