Rollstuhltest Barrierefreiheit Erlacherhof
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Verwirrung um Förderung für Badumbau

Im ersten Beschwerdefall für das „Aufgezeigt“-Team nach der coronavirusbedingten Pause geht es um ein Thema, das derzeit viele Kärntner beschäftigt, weil es dafür eine hohe Landesförderung gibt: Der altersgerechte Umbau des Badezimmers. Die Bergbauernfamilie Schabus hoffte ebenfalls darauf, bekam aber für den Umbau ihres Bades im Jahr 2018 nichts.

Der Erlacherhof am Klamberg, hoch über Feld am See (Bezirk Villach-Land), ist 140 Jahre alt. Die Bergbäuerin Erna Schabus beschloss vor zwei Jahren, das Bad vorsorglich altersgerecht umzubauen. Tochter Gaby Hofer hilft ihr dabei. Sie sagt, da genug Platz vorhanden sei, habe sich die Familie dazu entschlossen, ein großzügiges Bad zu errichten, um auch im Alter dann keine Probleme zu haben.

Verwirrung um Förderung für Badumbau

Im ersten Beschwerdefall für das „Aufgezeigt“-Team nach der coronabedingten Pause geht es um ein Thema, das derzeit viele Kärntner beschäftigt, weil es dafür eine hohe Landesförderung gibt: Der altersgerechte Umbau des Badezimmers. Die Bergbauernfamilie Schabus hoffte ebenfalls darauf, bekam aber für den Umbau ihres Bades im Jahr 2018 nichts.

Keine Förderung erhalten

Erna Schabus sagt, der Umbau hätte 24.000 Euro gekostet: „Wir haben sehr stark mit einer Förderung gerechnet. Leider wurde das abgelehnt wegen zwei Stufen vor dem Eingang.“ Diese sind jeweils 15 Zentimeter hoch.

Erna Schabus
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Erna Schabus

Rampe vor Haustüre als Voraussetzung

Vor zwei Jahren, beim Umbau, war noch der barrierefreie Hauszugang Voraussetzung für die Förderung. Deshalb forderte damals der Techniker des Landes eine Rampe ein. „Wir sagten, dass wir sie nicht brauchen, weil wir gesund sind und das nicht notwendig ist.“

15 Zentimeter hoch sind die Stufen jeweils im Eingangsbereich des Erlacherhofes in Feld am See
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Allerdings gibt es am Erlacherhof auch einen Hintereingang, ohne Stufen und jedenfalls breit genug. Das belegt auch eine Probe mit einem Rollstuhl, mit dem man problemlos bis ins Bad fahren kann.

Gudrun Maria Leb bei Rollstuhltest Barrierefreiheit Erlacherhof
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Gudrun Maria Leb beim „Rollstuhltest“

Experte: Zugang schwer erschließbar

Kann der Hintereingang die sprichwörtliche „Hintertür“ für eine Förderzusage werden? Auf Ersuchen des ORF Kärnten hin sah sich ein weiterer Sachverständiger des Landes die Sachlage an. Gerhard Priess misst ganz genau nach und kommt zu dem Schluss, dass der Hintereingang zwar barrierefrei, aber der Zugangsbereich schwer erschließbar sei. „Die Norm sagt voraus, dass dieser ‚berollbar‘ sein muss.“

Gudrun Maria Leb und Gerhard Priess, Sachverständiger des Landes
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Gudrun Maria Leb im Gespräch mit Gerhard Priess

Tochter kritisiert Auflagenjungle

Der unbefestigte Weg zur Hintertür ist also diesmal das Problem. Die Tochter, Gaby Hofer, versteht die Welt nicht mehr: „Es ist erschreckend und ein Wahnsinn, was man als Laie schon im Vorfeld alles wissen muss, damit man eine Förderung beantragen kann und diese dann auch erhält.“

Gerhard Priess findet aber weitere Mängel im Haus. Die Tür zum Badezimmer geht nach innen auf, nicht nach außen. Dies könne zum Beispiel bei einem medizinischen Notfall problematisch sein, da Helfer nicht in den Raum gelangen und die Türe aufgebrochen werden müsste. Auch der Waschtisch ist nicht rollstuhltauglich und höhenverstellbar.

Gudrun Maria Leb und Gaby Hofer
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Gudrun Maria Leb und Gaby Hofer auf dem Weg zum Hintereingang

Geänderte Förderrichtlinien kommen zu spät

Trotzdem habe das alles hat nicht zur Ablehnung der Förderung geführt, heißt es aus der Landesregierung. Es war ausschließlich die empfohlene Rampe vor dem Erlacherhof, die beim Badumbau nicht errichtet worden ist.

Angelika Fritzl von der Abteilung für Wohnbauförderung in der Kärntner Landesregierung sagt, die Familie sei der Empfehlung nicht nachgekommen, eine Rampe zu errichten. „Daher musste der Förderantrag abgelehnt werden. Das heißt, die Ablehnung ist zurecht erfolgt.“

Sendunghinweis:

„Aufgezeigt“, 15.9.20

Mittlerweile haben sich die Förderrichtlinien coronavirusbedingt geändert, räumt Fritzl ein: „Mit 1.7. wird ein Badumbau mit einem Einmalzuschuss von bis zu 9.000 Euro gefördert. Dabei ist die Voraussetzung des barrierefreien Zugangs zum Eingangsbereich weggefallen.“

Gudrun Maria Leb und Angelika Fritzl
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Gudrun Maria Leb im Gespräch mit Angelika Fritzl von der Abteilung für Wohnbauförderung beim Land Kärnten

Der einzige Trost ist für Erna Schabus also, dass in der Praxis jedenfalls genug Platz für den Rollstuhl bleibt – im Haus und im Bad – auch wenn sich das in den Förderichtlinien gar nicht widerspiegelt.

Erlacherhof von Familie Schabus in Feld am See
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Was bleibt, ist ein bitterer Nachgeschmack: Denn hätte Familie Schabus ihr Bad erst heuer altersgerecht umgebaut, hätten die zwei Stufen keine Rolle mehr gespielt und sie hätte die Forderung jedenfalls bekommen.