Geteilte Meinungen zu Herbstferien

Zum Thema „Wozu Herbstferien?“ fand gestern Abend die Radio Kärnten Streitkultur statt. Unter der Leitung von Martina Steiner diskutierten Pädagogen, Lehrer- und Schülervertreter sowie Touristiker über Vor- und Nachteile der ab kommenden Jahr gesetzlich vorgeschriebenen Herbstferien.

Ab 2020 gibt es in ganz Österreich einheitliche Herbstferie Anfang November. Dafür werden freie Tage rund um die Feiertage im Frühjahr gestrichen. Die Tourismuswirschaft erhofft sich davon eine Belebung der Nachsaison. Aber nicht nur die wirtschaftliche Komponente sei wichtig, so der Obmann der Kärntner Hotellerie, Sigismund Moerisch: „Mir ist die soziale Komponente wesentlich wichtiger. Die Möglichkeit, für Familien, die im Tourismus arbeiten und für Unternehmerfamilien ist schwierig, gemeinsam Urlaub zu machen. Es bleibt nur der Herbst übrig, um Familienurlaub zu machen.“

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Streitkultur; 28.10.2019

Beispiel vom Weißensee

Für Lehrerpersonalvertreter Stefan Sandrieser sind touristische Überlegungen hierbei generell der falsche Zugang: „Das tut schon ein bisschen weh, es kann nicht sein, dass sich die Schule danach richtet, ob Tourismusbedienstete auf Urlaub fahren wollen.“

An der Volksschule Weißensee, wo nahezu alle Eltern im Tourismusbereich tätig sind, gibt es die Herbstferien bereits seit 2007. Laut Direktorin Elvira Salcher mit guten Erfahrungen: „Gerade für die erste Klasse ein Vorteil, denn sie haben einen Schulstart 2.0. Sie starten nach den Herbstferien ganz normal schon mit einem gewissen Können, auf dem sie aufbauen.“

Schulen wenig interessiert

Auch für Höhere Schulen sieht AHS-Landesschulsprecherin Stefanie Strutzmann durchaus positive Effekte. Die Schüler sehen die Phase als Vorbereitung für die Schularbeitenphase Weihnachten, für Urlaub nutzen es wenige. Hingegen skeptisch sieht Bildungsdirektor Robert Klinglmair die Schulunterbrechung im Herbst: „Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass es vor den Herbstferien lernpsychologisch zu kurz ist, um wieder ins Lernen hineinzukommen.“ Die Schulen hätten sich auch bisher schon Herbstferien aus den schulautonomen Tagen basteln können, das hätten letztes Jahr aber nur ein Drittel der Schulen gemacht, so Klingelmair.

Schulen sollen Betreuung anbieten

Organisatorisch seien die Herbstferien für die Eltern ein Vorteil, auch wenn ein Betreuungsproblem weiterhin bleibe, sagte Gertrud Kalles-Walter, Präsidentin des Elternvereins für Höhere Schulen: „Die Schulautonomie mit Festlegung der schulautonomen Tagen hätte Eltern Probleme gemacht, wenn sie Kinder an verschiedenen Schulen hatten. Sinnvoll wäre es aber, die Schulen in den Ferien zu öffnen und Betreuung anzubieten.“