„Aufgezeigt:“ Wer hat die Bäume geschält?

Die Jägerschaft und eine Jungbäuerin streiten auf dem Reisberg bei Wolfsberg um die Frage, wer für Schäden im Wald der Bäuerin verantwortlich ist. Als die junge Frau die Wildschäden meldete, hieß es nämlich, ihre Ziegen seien selbst die Übeltäter.

Stefanie Pirker ist 23 Jahre alt und Bäuerin auf dem Reisberg. In ihrem Wald wurden heuer 64 Fichten geschält und unzählige Jungbäume verbissen. Sie meldete die Wildschäden ordnungsgemäß beim zuständigen Jagdobmann. Dieser behauptet aber, dass drei Ziegen vom Hof der Jungbäuerin den Schaden selbst angerichtet hätten. Die junge Frau ist verärgert, sie fühlt sich nicht ernst genommen: Keiner sei mit ihr gemeinsam in den Wald gegangen, jeder wimmle sie ab.

Aufgezeigt Ziegen oder Rotwild

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Die Jungbäuerin fühlt sich nicht ernst genommen. Hier mit Redakteurin Gudrun Maria Leb

Ziegen sind ausgebüchst

64 Fichten sind geschält, der Jungwald in der Nähe ist verbissen und verfegt. Ein eindeutiges Schadensbild, so Pirker. Sie sei nur mit einem Vertreter der Landwirtschaftskammer im Wald gewesen. Der Jagdobmann hat die Ziegen im Wald fotografiert, aber nicht beim Bäume schälen. Interview wollte er dem ORF keines geben. Stefanie Pirker bestreitet nicht, dass ihre Ziegen ausgebrochen waren, die großen Schäden seien aber nicht von den Ziegen. Ihr gehe es darum, zu klären, ob es das Rotwild war. Sie wolle nicht streiten, sondern Gewissheit.

Aufgezeigt Ziegen oder Rotwild

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Auf Spurensuche im Wald

Expertenrunde auf Lokalaugenschein

Beim Lokalaugenschein mit dem ORF-Aufgezeigt-Team waren ein Wildökologe, der Forstinspektor, der Schlichtungsmann für Wildschäden und Bezirkshauptmann Georg Fejan dabei. Einen Fall in dieser Form habe es noch nicht gegeben, er sei gespannt, sagte Fejan. Der Jagdobmann wollte nichts damit zu tun haben und sagte auch nichts mehr dazu. Wildökologe Horst Leitner begutachtete schon hunderte Wildschäden. Er sagte, fast der halbe Umfang sei geschält, auch Zahnspuren sehe man eindeutig. Daran könne man sehen, wie groß das Tier gewesen sei, das geschält habe. Für Ziegen seien die Spuren das fast zu groß, so Leitner. Er entdeckte auch Winterlosung, die nicht von Ziegen, sondern seiner Meinung nach eher von Rotwild sei. Er sammelte auch einige Haare an den Verbissstellen der Bäume ein. Für Bezirkshauptmann Fejan waren die Indizien noch zu wenig aussagekräftig.

Aufgezeigt Ziegen oder Rotwild

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Rotwildlosung wurde eingesammelt

Indizien sprechen für Rotwild

Auch Bezirksforstinspektor Robert Svaton war mit im Wald. Wenn der Schaden durch Wildtiere bestätigt werde, würde eine Verhandlung zwischen dem Jagdausübungsberechtigten und dem Grundbesitzer stattfinden, so Svaton. Dabei gehe es um Maßnahmen, um weitere Schäden zu vermeiden. Im Jungwald stellte er eindeutigen Verbiss an einem Jungbaum fest, das bedeute für den Waldbesitzer einen Verlust, weil der Baum nicht mehr gut wachse. Die Tanne sei der Lieblingsbaum des Rotwilds, so Svaton.

Aufgezeigt Ziegen oder Rotwild

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Vermessung der Schälstellen

Der Lokalaugenschein führte auch hinauf zur ehemaligen Ziegenweide. Denn die Ziegen, um die es hier geht, gibt es schon seit Mitte Dezember nicht mehr auf dem Hof. Holunderstauden, Wildkirchen und Haselsträucher wurden hier geschält. Die Spuren waren auch nicht ganz eindeutig. Nach mehreren Stunden im Wald ist das Endergebnis des Wildökologen schon ziemlich deutlich: „Was die Schälschäden betrifft, wurden Indizien erhoben. Die Haare deuten auf Rotwild hin, die Indizienkette geht in Richtung Wildschäden.“

Das Rotwild war’s...

Diese Erkenntnisse sind für den Leiter der Schlichtungsstelle für Wildschäden in Wolfsberg, Johann Weber, interessant. Er kommt ins Spiel, weil sich Jungbäuerin und Jagdobmann nicht einigen können. Wenige Tage nach dem Lokalaugenschein dann die endgültige Lösung: Experten des Naturhistorischen Museums in Wien untersuchten die eingesammelten Haare, es handelt sich um Rotwild- und nicht um Ziegenhaare. Damit ist die Schlichtungsstelle zuständig. „Aufgezeigt“ wird nachfragen, wie die Lösung letztendlich aussieht, um die sich die Schlichtungsstelle bemüht.

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