Räuchern zu Ostern: Reinigung von Haus und Hof

Das Räuchern zu Ostern hat eine sehr lange Geschichte. Bereits die Kelten haben in der Frühlingszeit geräuchert um für alles zu danken, was die Natur ihnen geschenkt hat. Geräuchert wurde auch, um Haus und Hof zu reinigen.

Als „Räuchern“ bezeichnet man das Verglühen von Räucherwerk auf heißer Räucherkohle, im Weihrauchbrenner oder das Anzünden von Räucherstäbchen oder Räucherkegeln. Dadurch werden die aromatischen und heilenden Kräfte von Pflanzen und Pflanzenteilen freigesetzt. Das Räuchern ist weltweit in vielen Kulturen bekannt. Man kann davon ausgehen, dass geräuchert wird, seit Menschen das Feuer gebändigt haben. In Kärnten ist diese Tradition vor allem in der Weihnachtszeit üblich, wenn in den Rauhnächten Haus und Hof ausgeräuchert werden. Weniger bekannt ist, dass dieser Brauch früher auch zu Ostern gepflegt wurde.

Räucherwerk

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Ostermischung: Fichtenharz, Weide und Birke

Annemarie Herzog aus Sittersdorf beschäftigt sich schon seit Jahren mit dieser sehr alten Tradition. Mit der speziellen Osterräucherung fängt man in der Karwoche an. Ab dem Gründonnerstag bis zum Ostermontag kann geräuchert werden. Erst wird die Räucherkohle erhitzt, dann können die Zutaten aufgelegt werden. Das Harz raucht am längsten, sagt Annemarie Herzog. „Auch Blatt, Blüte und Wurzeln der Pflanzen werden aufgelegt. Insgesamt werden bei der Ostermischung sechs Zutaten verwendet. Das ist das Fichtenharz, das Weidenblatt, das Birkenblatt, die Schlüsselblume, die Angelikawurzel und das Gänseblümchen.“

Sendungshinweis:
Stadt Land, 13.4.2017

Diese Pflanzen haben ganz spezielle Bedeutungen. „Ich liebe die Angelikawurzel als Räucherwerk, weil sie einfach die Lichtbringerin ist. Das Gänseblümchen ist das Symbol für das Erwachen, für das Neue, für das Sprießen im Frühling, das Fichtenharz ist desinfizierend und reinigend. Die Schlüsselblume verbindet die Zutaten, sie ist eine Netzwerkerin.“

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Dankeschön an die Natur

Gerade Frühlingsboten sind in der Ostermischung besonders wichtig, sagte Herzog. Früher wurden vor allem die Pflanzen verehrt, die gerade im Frühjahr wieder hervor kommen. Die Pflanzen wurden getrocknet und in der Osterzeit wurde damit geräuchert. Herzog: „Das war in erster Linie ein Dankeschön an die Natur, dass sie uns das alles im Frühling gibt. Es war aber auch eine Bitte, dass die Natur all das sprießen lässt, was wir zum Leben brauchen.“

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Osterräuchern: Schon bei Kelten bekannt

Der Brauch, zu Ostern zu räuchern, geht bereits auf die Kelten, die Völker nördlich der Alpen, zurück. Bei ihnen wurde mit dem Räuchern vermutlich die Göttin Ostara geehrt. Die Frühlingsgöttin wurde mit diesem Brauch um Hilfe für die Natur, um Gesundheit für die Wälder, die Felder, die Wiesen und natürlich auch die Tiere gebeten. Auch für eine gute Ernte wurde gebeten. Unsere Vorfahren haben zu Ostern geräuchert, um Haus und Hof zu reinigen. Im Freien wurde auch gerne ein Baumschwamm als Räucherschale verwendet. Herzog: „Viele ältere Leute kennen das noch, die das vielleicht auch noch selbst als Kind gemacht haben. Das war bei uns sehr verbreitet.“

Reinigung von alten Lasten

Gerade vor Ostern möchten die Menschen alles reinigen. Dieser Drang war früher besonders groß, sagte Räucherexpertin Herzog: „Heute ist es vielleicht nicht mehr so, aber früher war das extrem wichtig, dass man jede Schublade gesäubert hat. So hat man den Winter verabschiedet und den Frühling begrüßt.“ Früher wurde das Räuchern beim Osterputz miteinbezogen, um alte Lasten, alte Energien zu entsorgen. „Dabei hat man nicht die Ostermischung verwendet, sondern eine Reinigungsmischung. Die wirkt wie ein Putztrupp. Die Reinigungskräuter wirken, in dem sich die Rauchschwaden in allen Räumen verbreiten und alle Altlasten mitnehmen.“

In der Reinigungsmischung ist noch viel mehr Kraft als in der Ostermischung, sagte Herzog. „Der Mix besteht wieder aus der stark reinigend wirkenden Angelikawurzel, aus dem Myrtenblatt, Rosmarin, auch Fichtenharz und Eisenkraut, Lavendel, Beifuß und Salbei. Wenn man die in ihrer Wirkung anschaut, dann ist das eine geballte Ladung.“ Man lässt den Rauch etwa 20 Minuten einwirken, damit er die Teilchen aufnehmen kann. Die Fenster bleiben während des gesamten Reinigungsvorganges geschlossen. Danach muss gut durchgelüftet werden, damit der Rauch ins Freie ziehen kann.