„Streitkultur“ um Masern-Impfpflicht

Am Montagabend sind bei der Diskussionssendung „Streitkultur“ die Meinungen pro und contra Impfpflicht gegen Masern aufeinander geprallt. Laut den Ärzten gebe es gegen Krankheiten keinen besseren Schutz.

Masern sind eine hoch ansteckende Viruserkrankung. Experten sprechen von kleinen Epidemien, auch wenn es heuer in Kärnten nur zwei Fälle gab. Österreichweit waren es heuer 64 Fälle. Wer nicht geimpft ist bzw. nicht durch eine eigene Erkrankung lebenslang immun und auf eine infizierte Person trifft, steckt sich fast hundertprozentig an, sagte der Primarius für Kinder- und Jugendheilkunde am Klinikum Klagenfurt, Wilhelm Kaulfersch.

Bei den meisten Menschen verläuft eine Infektion harmlos, ähnlich einer Erkältung. Einer von 4.000 Betroffenen kann daran aber sterben. In der dritten Welt, ohne Impfung, sterben jährlich 140.000 Kinder, sagte Kaulfersch.

Impfen; Kinder Impfung; Keuchhusten

ORF

Zweifel am Impfnutzen

Impfgegner wie der pensionierte Arzt und Autor Johann Loibner, zweifeln jedoch am Nutzen der Impfung. Loibner verwies auf die geringe Anzahl von Masernfällen in Kärnten. Es seien in 15 Jahren 18 Fälle gewesen. In vielen Jahren gebe es gar keine Erkrankung.

Heimo Wallenko, zuständiger Amstarzt des Landes, wies allerdings darauf hin, dass diese geringe Anzahl nur durch Impfungen erreicht worden sei. Noch in den 90er-Jahren habe es tausende Masernfälle in Kärnten gegeben, sagt Wallenko: „Dann kam es zum nationalen Kinderimpfkonzept. Dadurch wurde eine Gratisimpfung möglich, die Erkrankungszahlen sind rapide heruntergegangen. Das ist ein großer Erfolg des Impfens.“

Für die Behörden ist wichtig, dass die Berufsgruppen, die als Multiplikatoren gelten, also Mitarbeiter im Gesundheitswesen, Lehrer oder Kindergärtner, geimpft sind. Die zuständige Referentin im Magistrat Klagenfurt, Ruth Feistritzer sagte, es sei wichtig, dass sich die Mitarbeiter an Impfempfehlung halten und für sich abwägen.

„Ohne Drohung sachlich diskutieren“

Sich selbst durch Impfung zu schützen, und damit auch andere zu schützen, sei selbstverständlich, sagte Stefan Sandrieser, von der Gewerkschaft der Pflichtschullehrer. Die Frage sei nur, ob man das mit Drohungen mache, da rege sich Widerstand. Wenn man das sachlich diskutiere, sie die Gewerkschaft dabei, keine Frage, so Sandrieser.

Als Impfgegnerin zeigte sich in der Streitkultur die 79-jährige Ingrid Kasper. Sie sprach die mittlerweile eingestellte Tuberkulose-Impfung an. In den 70er-Jahren sei diese ohne Wissen der Mütter, Säuglingen verabreicht worden. Sogar ein Tag alte Säuglinge seien geimpft worden, das sei für sie ein Verbrechen gewesen.

„Nicht verunsichern lassen“

Primarius Kaulfersch nannte das Impfen immer noch als wichtigste Maßnahme um Krankheiten vorzubeugen. Man solle sich nicht durch private Meinungen verunsichern lassen, auch von Menschen die vielleicht wirklich negative Erfahrungen mit Impfungen gemacht hätten, so Kaulfersch. Im Vergleich zu diesen negativen Erfahrungen sei der Schutz und Nutzen von Impfungen um das Tausendfache größer. Auch wenn es keine Pflicht zum Impfen gibt: Das Impfen, gemäß der Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation, sei eine moralische Verpflichtung. Zum eigenen Schutz und zum Schutz anderer, sagte Kaulfersch.

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