Vögel passen sich Klimawandel an

Die Vogelwelt bekommt die ersten Auswirkungen des Klimawandels zu spüren und hat ihr Verhalten in den letzten Jahrzehnten bereits verändert. So beginnen manche Arten früher mit der Brut.

„Es gibt sehr gute Daten in der Vogelkunde, die teilweise über hundert Jahre erhoben wurden. Viele Vogelarten begeben sich um einige Tage oder sogar Wochen früher nach Kärnten und beginnen mit der Brut“, sagte Biologe Remo Probst. Bei den Zugvögeln unterscheidet man Kurz-, Mittel- und Langstrecken-Zieher. Die Kurz- und Mittelstreckenzieher fliegen nach Norditalien, ins Mittelmeergebiet oder nach Nordafrika.

Die Langstreckenzieher überwintern in der Sahelzone in Afrika oder noch weiter südlich, deshalb werden sie auch Transsahara-Zieher genannt. Ein Grund, warum die Zugvögel diese Reise auf sich nehmen, ist, dass sie bei uns im Winter wenig oder gar keine Nahrung finden.

Klimawandel führt zu Nahrungsknappheit

Mittel- und Kurzstreckenzieher sind relativ flexibel und können auf Wetterveränderungen bzw. Nahrungsknappheit recht schnell reagieren. „Viele Menschen glauben, dass die Vögel bei uns frieren und wegfliegen weil es ihnen zu kalt ist. Es gibt viele Arten die tiefe Minustemperaturen aushalten und deswegen nicht in den Süden ziehen müssen,“ so Probst.

Von den Langstreckenziehern gebe es 99 Prozent, die im August oder September abfliegen. Ein Prozent der Vögel versuche, bis Herbst oder Winter zu bleiben, doch im Regelfall sterben alle. „Wenn doch welche überleben sollten, haben sie einen großen Vorteil und können die besten Brutplätze einnehmen. So steigt die Fortpflanzungsrate rapide“, so der Biologe.

Kombination Klima und Mensch

Eine laut Probst wunderschön gefärbte Art, die in den letzten Jahren in Mitteleuropa massiv zunahm, ist der Bienenfresser. Allerdings braucht er Steilwände, um zu siedeln. „Wenn man keine natürlichen Flüsse mehr hat, wo diese Steilwände entstehen, dann muss man in Sandgruben dem Bienenfresser solche Wände anbieten. Eine Kombination von Hilfe durch den Klimawandel und Hilfe durch den Menschen.“

Sendungshinweis:

Stadt-Land, 20.2.2017

Auch bei den Wasservögeln ist eine Veränderung festzustellen. Sie sind von der Witterung im Norden und Nordosten Europas, aber auch in Russland abhängig. Frieren die Gewässer dort nicht zu, bleiben sie in den nördlicheren Gefilden. „Ein ganz schönes Beispiel sind die Gänse im Seewinkel. Viele Gänse kommen nicht mehr bis in den Seewinkel und versuchen im Nordwesten Europas zu überwintern“.

Laubbäume beeinflussen Lebensräume

Da es wärmer wird, verändert sich auch die Vegetation in den Bergen. So wandern die Laubbäume immer weiter hinauf und somit wird ebenfalls der Lebensraum der Bergvögel verändert. Beispielsweise könnte der Waldkauz, der in den Tälern lebt, die kleinen Bergeulen wie den Raufuß- oder den Sperlingskauz verdrängen, erklärt Remo Probst: „Wenn der Waldkauz nach oben steigt, weil er bessere Nahrungsbedingungen vorfindet, dann geht das auf Kosten der kleineren Eulen. Die kleineren müssen wieder ein Stück nach oben und bald gelangt man in das Felsgebiet.“

„Klima ist nicht alleiniger Zerstörer“

Nicht nur die Klimaveränderungen beeinflussen das Verhalten der Vögel, sondern auch andere Faktoren können die Lebensräume zerstören: „Wir brauchen in den Wäldern mehr Totholz, Spechtbäume, sie haben zu wenig Nahrung in der intensiven Agrarlandschaft. Es gibt durchaus gute Methoden, wie man die menschlichen Interessen mit der Natur in den Einklang bringen kann, aber man muss aktiv daran arbeiten und diese Chancen auch nützen,“ sagte Probst von BirdLife.